Dienstag, 13. September 2011

Emma Donoghue: Raum



409 S., Piper, 19,99 €, ISBN 978-3-492-05466-9

Dieses Buch hat schon hohe Wellen geschlagen: alle reden von dieser Geschichte und vor allem über den ungewöhnlichen Ich-Erzähler Jack.

Jack lebt mit seiner Mutter in Raum - allein. In Raum ist alles echt: Bett, Teppich, Pflanze und Fernseher. Alles in Fernseher ist nicht echt - bis zu Jacks 5. Geburtstag. Da erzählt Ma Jack, dass die Dinge in Fernseher echt sind. Das kann Jack gar nicht glauben.

Neugierig geworden will Jack nun gern mal all das Echte sehen, was nicht in Raum ist. Aber Old Nick läßt Ma und ihn nicht. Old Nick kommt manchmal nachts, dann muss Jack in Schrank bleiben und er zählt Quietscher von Bett.

Old Nick bringt auch Essen und manchmal ein Sonntagsgutti, aber nach einem Streit mit Ma ist Strom abgeschnitten.

Verzweifelt plant Ma nun die Flucht von Jack aus Raum. Das ist spannend beschrieben und ich habe mitgefiebert mit Jack. Auch all seine Bedenken und das Festhalten an seiner kleinen Welt als all das Neue auf ihn einprasselt, konnte ich gut nachvollziehen.

Wie soll ein kleiner Junge, der in einem engen kleinen Raum geboren und diesen bis zu seinem fünften Geburtstag nie verlassen hat, die Welt "draussen" verstehen und einordnen? Eigentlich unvorstellbar.

Das Besondere dieses Buches ist für mich die Erzählweise aus Sicht des Jungen, der intelligent und charmant, mutig und ängstlich zugleich (als Sandwichwort "Mungst") ist. Beeindruckt hat mich auch die Fürsorge der Mutter - wie sie den Tag für die beiden strukturiert, wie sie an die körperliche Gesundheit denkt und Sport mit dem Kind treibt trotz beengter Verhältnisse. Das gibt Jack einen Rahmen, der in der "Welt" plötzlich nur noch bedingt gilt.

Wie die Welt auf die Flucht von Jack und die Befreiung seiner Ma regiert ist rührend, aber nicht sentimental. Denn nicht nur positive Erlebnisse gibt es im "Nachher", selbst Grandpa hat seine Mühe mit der Existenz seines Enkels.

Ein lesenswertes Buch, vor allem, weil man weiß, dass es einen solchen Fall wirklich gab. Nur das Ende hat mich nicht wirklich überzeugt, dabei kann ich nicht mal genau sagen, warum. Vielleicht zu vorsehbar, vielleicht hätte ich mir noch eine Blende in die Zukunft gewünscht. Aber in jedem Fall mutig, dieses Thema in einen Roman zu packen und gelungen die Sichtweise von Jack.

Leseprobe

1 Kommentar:

  1. Der Trailer ist wirklich beklemmend. Bewundernswert von der Schriftstellerin, dass sie so ein Thema in einem Roman verarbeiten kann.

    Vielen Dank für die Vorstellung!

    AntwortenLöschen