Sonntag, 29. Mai 2011

Ernest Hemingway: Wem die Stunde schlägt

424 S., Suhrkamp, S. Fischer Bibliothek, 1948

Eines der berühmtesten Werke Hemingways ist das hier vorliegende "Wem die Stunde schlägt". Es spielt im Spanischen Bürgerkrieg und umfasst lediglich vier Tage, in denen sich der Amerikaner Robert Jordan auf seinen Auftrag, eine Brücke in die Luft zu sprengen, vorbereitet.

Er begegnet derweilen spanischen Kämpfern unterschiedlicher Natur. Pablo, bisher Anführer der Guerillatruppe entpuppt sich als labile Persönlichkeit, auf die sich die Gruppe nicht verlassen kann. Dessen Gefährtin Pilar hingegen ist völlig überzeugt von der "Sache". Obwohl sie bereits von den Schrecken des Bürgerkrieges in lebhaften Bilder zu berichten weiss, ist sie standhaft.

Robert Jordan selbst ist ein pflichtbewußter Mensch. Er hält sich an seine Befehle und versucht sich nicht beeinflussen zu lassen. Doch diese Haltung wird erschwert durch die aufkeimende Liebe zu Maria, einem mehrfach vergewaltigten Republikaner-Mädchen. Zweifel kommen in Jordan auf. Die Vorstellung, nur diese wenigen Tage mit Maria zu haben und wahrscheinlich bei dem Angriff ums Leben zu kommen, läßt ihn wanken.

Am Ende jedoch siegt sein Pflichtgefühl. Der Angriff und die Sprengung der Brücke gelingen, aber zu einem hohem Preis.

Zu recht ist dieses Buch ein Klassiker der Weltliteratur, so ist es doch übertragbar in jede aktuelle Kriegshandlung. Sind nicht alle Soldaten gefangen zwischen dem Pflichtgefühl und der Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen und den immer wiederkehrenden Zweifeln, das Richtige zu tun? Ist eine militärische Auseinandersetzung wirklich der richtige Weg, um seine Ideale durchzusetzen?

Mit einfachen, aber sehr berührenden Bildern schafft es Hemingway ohne erhobenen Zeigefinger die Unmenschlichkeit des Krieges aufzuzeigen und die Figuren für sich sprechen zu lassen.


 

Donnerstag, 26. Mai 2011

Elke heidenreich: Nero Corleone kehrt zurück

80 S., Hanser, 13,90 €, ISBN 978-3-4462-3661-5

Mir war letzens mal nach einer kleinen Leseabwechslung, die ich schnell verschlinge und mir Freude bringt. Ich wurde auch schnell fündig und habe mich mit dieser schönen Katzengeschichte in die Badewanne zurückgezogen und an einem Abend ausgelesen.

Wer Elke Heidenreich etwas kennt, kennt auch das Buch "Nero Corleone", ihr auflagenstärkstes Buch - eine Katzengeschichte wie man sie sich wünscht.

Ich hatte vor Jahren das Vergnügen, die Autorin bei einer Lesung zu erleben und so hatte ich jetzt bei der Lektüre ihre Stimme und Betonung im Ohr und gleich bereitete mir das Lesen noch mehr Freude, denn die Lesungen von Elke Heidenreich sind wirklich was ganz besonderes.

Auch wenn die Nero-Bücher nicht in Ich-Form geschrieben sind, so liegt die Vermutung doch nahe, dass die Hauptakteurin Isolde das Alter Ego von Frau Heidenreich ist. 

Erzählt wird in dem Folgeband die Wiederkehr von Nero, der nach dem Umzug von Isolde nach Italien wie selbstverständlich wieder auftaucht. Und eine neue kleine graue Katze namens Elsa (wie meine allererste Katze ;-) ) sucht sich Isolde als neuen Dosenöffner.

Auch die Fortsetzung ist wieder wundervoll geschrieben und so wunderbar beobachtet. Jede Regung der Vierbeiner kann ich nachvollziehen und Isolde ist genau so katzenvernarrt wie ich.

Den ersten Band sollte man auf jeden Fall vorher gelesen oder besser noch, dem Hörbuch gelauscht haben. Aber auch die Illustrationen von Quint Buchholz sind toll getroffen. Unbedingtes Muss für alle Katzenliebhaber und auch für Kinder bestens geeignet.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Roberto Bolano: Lumpenroman (Hörbuch)


2 Stunden 8 Minuten, gelesen von Winnie Böwe, audible-Preis 13,25 €, Genre: Romane

Dies ist mein erster Roman von  Roberto Bolano. Neugierig auf diesen Autor wurde ich, wie wohl viele Literaturinteressierte über den Roman 2666, den ich aber noch nicht gelesen habe.

Der hier besprochene Lumpenroman ist ein kurzes Sittengemälde. 
Die Hauptfigur und Ich-Erzählerin Bianca und ihr Bruder verlieren ihre Eltern bei einem Autounfall. Fortan sind sie auf sich selbst gestellt und verdienen sich durch Gelegenheitsjobs ihr Geld, um in ihrer Heimatstadt Rom zu überleben. Bianca verlässt die Schule und ihr Bruder fängt in einem Fitnessstudio an. Dort lernt er zwei zwielichtige Gestalten kennen, die sich bald auch in der Wohnung der Geschwister einnisten.

Anfangs findet Bianca die Beiden nett, sie räumen die Wohnung auf und lassen sie in Ruhe. Aber dabei bleibt es nicht. Bald finden sich Nacht für Nacht der eine oder der andere in ihrem Zimmer ein.
Dann entsteht der Plan, den fast erblindeten Maciste auszurauben. Die drei Männer kennen Maciste aus dem Fitnessstudio. Er ist reich, er lebt zurückgezogen und sie vermuten, einen Tresor in seiner Villa. Bianca besucht Maciste und prostituiert sich.Doch am Ende findet sie einen Weg, sich von ihren Peinigern zu befreien und sie in eine Falle zu locken.

Winnie Böwe liest diesen Roman so abgeklärt, dass einem beim Zuhören kalte Schauer über den Rücken laufen.Die Figur Bianca wirkt distanziert und völlig ohne Emotionen, so als ob das alles unvermeidlich wäre. Die Sprache Bolanos befremdet den Hörer und doch kann man sich nicht vorstellen, wie die Geschichte des Absturzes aus den Augen der Beteiligten anders geschildert werden kann: dem Schicksal ergeben und abgestumpft.


Ein kleiner Geheimtipp!


Den Download gibts hier.





Dienstag, 10. Mai 2011

Alexander Pechmann: Die Bibliothek der verlorenen Bücher

226 S., Büchergilde Gutenberg, 15,90 €, ISBN 978-3-7632-5884-0

Nach all den Krimis musste endlich mal wieder etwas anderes unter meine kritischen Leseaugen und dafür habe ich mir ein dünnes Sachbüchlein rausgesucht, was schon lange darauf wartet, gelesen zu werden.

Herr Pechmann ist v.a. als Herausgeber und Übersetzer von englischsprachigen Werken des 19. Jahrhunderts tätig, was sich (leider) auch in diesem Buch niederschlägt. Denn es wird hauptsächlich die verlorene, ungeschriebene, verbrannte und anderweitig nicht erschiene englische Literatur vor dem Leser ausgebreitet.

Dies ist aber auch mein einziger Kritikpunkt. Auch Thomas Mann und Alexander Puschkins Verluste kommen unter die Lupe. Ich habe viel erfahren über die Gründe, warum Bücher nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind. Warum verbrennen Autoren ihre Ergüsse, ist es denn wirklich möglich, daß man vor lauter Schusseligkeit, Bücher verliert und wie unbedarft muss man sein, wenn einem Entwürfe geklaut werden?

Zu jeder Kuriosität hat Pechmann eine Story auf Lager. Sogar die Kopfgeburten einiger heutzutage völlig unbekannter Nicht-Autoren kramt er hervor, von denen ich nie erfahren hätte, da diese Herren auch nie nur eine Zeile veröffentlicht haben.

In einer fiktiven Rahmenhandlung entführt der Unter-Unter-Bibliothekar in die geheimen Gänge der Bibliothek der verlorenen Bücher, einer fiktiven Bibliothek wie sie im vorliegenden Buch zahlreiche gibt.

Für alle Liebhaber klassischer Literatur!

Freitag, 6. Mai 2011

Stieg Larsson: Vergebung



861 S., Heyne, 9,95 €, ISBN 978-3-453-43406-6

 Im letzten Band der "Millenium"-Trilogie wird keineswegs vergeben, wie dem deutschen Leser durch den Titel weis gemacht werden soll. Lisbeth will lediglich keine Rache und keine Entschädigung für das an ihr begangene Unrecht.

Während der erste Band "Verblendung" eine recht abgeschlossene Handlung hatte, ist der zweite ohne den dritten Band unvollständig und umgekehrt. "Vergebung" setzt nahtlos am Ende des zweiten Bandes "Verdammnis" an.

Die Handlung konzentriert sich auf die Verschwörung der illegalen Sektion innerhalb der Sicherheitspolizei, die alles tut, um den russischen Überläufer Zala vor polizeilichen Ermittlungen zu schützen. Die Verantwortlichen sind bereits am Anfang des Romans klar, man ist nicht auf der Suche nach den Tätern, sondern vielmehr werden die Verstrickungen der einzelnen Akteure in die Staatsaffaire allmählich aufgedröselt.

Dabei verirrt sich Larsson gern mal in Nebensträngen, die er konsequent, aber ausufernd und somit langatmig, erzählt. Hier wäre weniger viel mehr gewesen und ich hätte dem Buch einen mutigen Lektor gewünscht. So richtig spannend ist das Ganze nicht mehr, im Höchstfall, ob die Strategie von Lisbeths Verteidigung aufgeht und die eigentlich Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Immerhin wird am Ende noch der Verbleib von Lisbeths Halbbruder geklärt.

Aber irgendwie schafft es Larsson dennoch, den Leser bei der Stange zu halten, man will einfach wissen, wie es zu Ende geht, auch wenn es keine Überraschungen mehr gibt. Für mich insgesamt der schwächste Teil der Trilogie, aber zur Abrundung muss man "Vergebung" dennoch gelesen haben.


 

 

Donnerstag, 5. Mai 2011

#literaperlen

Nachdem ich beim twitteratur-Wettbewerb des Hanser-Verlages über ein Voting gewonnen habe, werde ich in meinem Twitter-Account unter dem Hashtag #literaperlen weitere Bücher twittern. Wer rausfinden will, um welches Buch es sich handelt, kann hier im Blog nachschauen, was ich gerade lese oder wer eh gerade hier ist, kann auf mein Tweet-Fenster schauen und sich auf die Rezension freuen. Ich hoffe, ihr habt damit genausoviel Spass wie ich.