Mittwoch, 28. März 2012

Andrea Maria Schenkel: Finsterau





160 S., Hoffmann und Campe, 16,99 €, ISBN 978-3-45-540381-7

Dieses schmale Bändchen habe ich schnell an einem Tag gelesen. Andrea Maria Schenkel bleibt sich treu und hat wieder einen historischen Fall als Grundlage für Ihren Kriminalroman zugrunde gelegt.

Wie auch die Vorgängerbände "Tannöd" und "Kalteis" ist dies ein solider Roman, der durch seine besondere Wortwahl, der der historischen Zeit, in der die Bücher spielen, angemessen gewählt wurde, besticht.

Andrea Maria Schenkel schafft es, auch in einer solch kurzen Geschichte mit wenigen Fakten, Spannung zu erzeugen bis zum Schluß.

Viel mehr aber gibt es zu diesem Buch nicht zu sagen ... ach ja - die Historie: die junge Afra und ihr unehelicher Sohn werden ermordet auf dem Hof ihrer Eltern aufgefunden. Afra war schon immer ein störrisches Kind und nachdem ihr letzter Arbeitgeber sie mit dem Balg von einem Franzosen rausgeschmissen hat, nimmt der Streit mit ihrem Vater kein Ende.

Aber ist er auch der Mörder?

Kein Highlight, aber gut für einen Tag zwischendurch.

Montag, 26. März 2012

Zsuszsa Bánk: Die hellen Tage

540 S., S. Fischer, ISBN 978-3-10-005222-3, 21,95 €

Auch wenn ich ein paar Tage mehr als gewöhnlich gebraucht habe, dies Buch zu lesen (das liegt übrigens daran, dass ich vermehrt daheim arbeite und die Zugfahrten zur Arbeit als Lesezeit vermisse), so komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. "Langweilig" habe ich als Urteil gelesen, arm an Handlung, nur die Stimmung trägt kein ganzes Buch und ähnliches.

Aber gerade diese besagte Stimmung trägt tatsächlich ein ganzes Buch. Sie ist das Besonderes dieses Romans, die den Leser umfangen hält wie die Wärme des Sommers, wie das Glück der hellen Tage.

Es gibt jedoch nicht nur helle Tage und es passiert - entgegen einiger Meinungen - ziemlich viel. Es ist die Geschichte einer Freundschaft - der Freundschaft von Aja und Seri und Karl. Anfangs sieht alles nach einer trauten, unbeschwerten Kindheit von Aja und Seri aus. Obwohl beide mit ihren Müttern allein leben - Ajas Vater ist beim Zirkus und nur im Sommer zugegen, Seris Vater ist früh verstorben - genießen sie die Tage im Garten von Aja und ihrer Mutter Evi, üben Radschlagen, lernen Fahrrad fahren und gehen schwimmen.

Aber bald schon ereilt die Idylle Risse. Ein Kind aus ihrer Klasse verschwindet und sie begegnen Karl, dem Bruder des Jungen, der bald der Dritte im Bunde wird. Weitere Jahre gehen ins Land, Unfälle passieren, die Mütter befreunden sich, die Väter sind allgegenwärtig.

Aus den Kindern werden Erwachsene. Zu Dritt suchen sie ihr Glück in Rom. Nichts scheint sie trennen zu können. Doch die Dreisamkeit erleidet Brüche - einer scheint zuviel. Wahrheiten kommen nach Jahren ans Licht, die alles Dagewesene, alles Selbstverständliche ins Wanken bringen, in Frage stellen.

Und doch kehren nach den dunklen Tage die Hellen immer wieder zurück. Das Leben wird in Zsuzsa Bánks hochgelobten Roman beschrieben wie es ist - mit Höhen und Tiefen, mit Warmherzigkeit und Stürzen und mit diesem umhüllenden Gefühl der Liebe zum Leben. Kein Bedauern, keine Anklage. In "Die hellen Tage" ist das Glas immer halbvoll und nicht halbleer.

Unbedingt lesen!

Montag, 19. März 2012

Kleiner Messerückblick


Auch dieses Jahr habe ich mich wieder auf den Weg nach Leipzig gemacht, um in Büchern zu schwelgen. Wie auch in den letzten Jahren fand ich die Buchmesse sehr anregend und es war eine gute Entscheidung dieses Jahr nicht am Wochenende, sondern am Freitag hinzufahren.


Dadurch hatte ich das Glück, mehr Autoren zu erleben und auch mal Entdeckungen zu machen, ohne eine Getriebene zu sein, wie es bei noch größerem Publikumsandrang sonst der Fall war.


So blieb ich zum Beispiel einfach mal bei Susanne Fröhlich stehen - im Interview mit dem MDR - obwohl ich ihre Bücher bisher gemieden habe. Sie erzählte aber so frisch und erheiternd, dass sie den anwesenden Frauen einfach nur sympathisch sein musste. Vielleicht lese ich sogar irgendwann ihr Buch Lackschaden.


Sodann stieß ich am Stand des "Neuen Deutschland" zufällig auf Dirk Zöllner, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert und gerade seine Autobiografie Die fernen Inseln des Glücks herausgegeben hat und spontan einen alten Zöllner-Klassiker auf der Gitarre zum Besten gab.


Ziemlich gezielt bin ich dann beim Radio mephisto gestrandet, um einem Interview mit Eugen Rugen zu dessen Buchpreis-Titel In Zeiten des abnehmenden Lichts: Roman einer Familie zu lauschen.


Natürlich blieb zwischendurch immer wieder Zeit, um gemächlich durch die Hallen zu schlendern und während ich am ARD-TV-Forum auf Zeruya Shalev wartete, bekam ich noch eine Buchvorstellung zur Biographie von Hans-Dietrich Genscher mit, die von Dieter Moor moderiert wurde.



Mein Buchmesse-Highlight war in jedem Fall das Gespräch mit Zeruya Shalev, die zu meinen Lieblingsautoren zählt und deren neues Buch Für den Rest des Lebens ich am Ende des Messetages noch erstanden habe. Auch dieses Interview ist per Video nachzuhören.


Meine Fotos sind diesmal sehr schlecht geworden, aber ich war ja auch nicht zum Fotografieren da, sondern zum schauen und hören, wie hier im ARD-Hörbuch-Forum mit Ulrich Noethen, der für den Hörbuch-Preis nominiert war, und zwar für die Lesung aus der Neufassung von Falladas "Jeder stirbt für sich allein". Hier eine kleine Hörprobe. Leider waren an meinem Standort die Nebengeräusche zu laut, so dass ich nicht allzu lange dabei blieb.


In meiner Mittagspauser unter strahlendem Himmel fuhr mir Heiner Geissler quasi direkt vor die Füße, um sein Buch Sapere aude!: Warum wir eine neue Aufklärung brauchen auf dem "Blauen Sofa" des ZDF zu präsentieren, was ich allerdings nicht mitverfolgt habe.


Am Ende meines Buchmessetages muss ich immer obligatorisch in die Messebuchhandlung und kam am Preisträger der Leipziger Buchmesse Wolfgang Herrndorf und seinem Werk Sand sowie oben geschrieben am neuen Werk von Zeruya Shalev nicht vorbei.

Außerdem sind mir folgende Werke ins Augen gefallen, die auf jeden Fall eine nähere Betrachtung verdienen:
Péter Nádas: Parallelgeschichten
Christos Tsiolkas: Nur eine Ohrfeige
Javier Marías: Die sterblich Verliebten
Thomas Steinaecker: Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen
Anna Katharina Hahn: Am Schwarzen Berg
Jens Sparschuh: Im Kasten
Anne Enright: Anatomie einer Affäre
Marion Brasch: Ab jetzt ist Ruhe: Roman meiner fabelhaften Familie

Donnerstag, 15. März 2012

Jussi Adler-Olsen: Das Alphabethaus

588 S., dtv premium, 15,90 €, ISBN 978-3-423-24894-5

Derzeit kommt man an Jussi Adler-Olsen wohl nicht vorbei. Überall sieht man Menschen vertieft in die Romane "Erbarmen", "Schändung" und "Erlösung". Der vierte Teil der Reihe um Ermittler Carl Mørck namens "Verachtung" kommt im September in die Buchläden.

Soviele Menschen können nicht falsch liegen - dachte ich. Und als ich die Gelegenheit bekam, das Debüt von Adler-Olsen für eine Rezension zu lesen, habe ich zugeschlagen.

Aber was für eine Enttäuschung!

Zwei britische Kampfflieger stürzen über deutschen Boden ab und um sich zu retten, springen sie auf einen Lazarettzug. Dort eleminieren sie erstmal zwei deutsche Offiziere, um deren Identität anzunehmen, ohne zu wissen, was diesen eigentlich fehlt. Der Zug führt sie direkt ins Irrenhaus, in dem beide versuchen, so gut wie es geht, ihre neue Rolle zu spielen. Da einer der beiden gar kein Deutsch spricht, sollte man meinen, dies ist kein einfaches Unterfangen. Aber diesen Umstand scheint kein anderer wahrzunehmen.

So sind sie auch nicht die einzigen Simulanten in dem Krankenhaus. Eine Truppe von vier Deutschen prahlt in der Nacht von ihren Untaten im Krieg und plant den Ausbruch. Die beiden Briten sind ihnen ein Dorn im Auge, da sie dann doch in Verdacht geraten, ebenfalls nicht ganz sauber zu sein.

Letztendlich flieht Bryan, der nicht-deutsch-sprechende Brite, ohne seinen Jugendfreund James. Da sein schlechtes Gewissen ihn auch nach dem Kriege plagt, versucht er James erst vergeblich zu finden. Nach vielen Jahren jedoch stößt er auf eine Spur und begegnet dabei den vier deutschen Simulanten wieder. Und hier entspinnt sich eine Art Krimiplott, der zu einem hahnebüchenen Ende führt.

Klang die Beschreibung des Buches noch recht interessant, so macht der Autor daraus ein plattes, banales Werk in bester Tradition der Groschenromane. Die Dialoge sind flach bis einfach nur schlecht. Die Figuren bleiben leblos und ihr Handeln völlig unbegreiflich. Die historische Kulisse des 2. Weltkrieges wird missbraucht für eine scheinbar spannende Handlung. Hinterfragt oder gar Stellung bezogen wird zu keiner Zeit. 

Es ist kein Wunder, dass dieses Buch bei Erscheinen nicht in Deutschland erschien und umso unverständlicher, warum gerade dieses Werk aktuell die Bestsellerlisten stürmt. Hier scheint nur der Name Jussi Adler-Olsen gezogen haben. Hätte man dieses Buch doch lieber da gelassen, wo es war - in der Versenkung.