Freitag, 13. Februar 2009

Julia Franck: Die Mittagsfrau


429 S., 16,95€,Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5902-3

"Die Mittagsfrau" von Julia Franck ist 2007 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden. Ich kann die Begeisterungsstürme der Kritiker leider nicht ganz teilen. Die Geschichte ist durchaus lesenswert und die Art diese zu erzählen sicherlich gelungen, aber so ganz gefesselt hat mich das Buch nun doch nicht. Ich hätte mehr erwartet.

Aber nun zur Story: Helene läßt nach dem Überleben der schweren Kriegszeit ihren siebenjährigen Sohn Peter auf einem Bahnsteig allein zurück und kehrt auch nicht wieder. So fängt der Roman an und in einem einzigen Rückblick wird nun geschildert, wie Helenes Leben vor und während der Kriegsjahre verlief. Ihre nicht ganz einfache Kindheit - Vater im Krieg, Mutter psychisch gestört - verlebt sie an der Seite ihrer geliebten 10 Jahre älteren Schwester Martha in Bautzen. Die Geschwister müssen zusehen, wie sie die Familie durchbringen, nachdem die Zeiten immer schwerer werden und auch die Mutter nicht mehr in der Lage ist, die Familiendruckerei zu führen.

Beide Töchter zieht es zur Medizin, sie lernen den Beruf der Krankenschwester und nachdem der geliebte Vater gestorben ist, gehen beide nach Berlin zu ihrer Tante Fanny, um dort ihr Glück zu versuchen.

In den zwanziger und dreißiger Jahren führt diese dort in gewissen Kreisen ein ausschweifendes Leben. Martha stürzt sich Hals über Kopf hinein und wird dabei morphium-süchtig. Gleichzeitig lebt sie ihre lesbische Liebe zu einer ehemaligen Kollegin namens Leonthine aus Bautzener Tagen aus, die bereits vorher nach Berlin geheiratet hat und dort als Ärztin arbeitet. Diese beiden sind für Helene die einzigen wirklichen Vertrauten. Bald lernt sie den gebildeten, charmanten Carl kennen und lieben und sie planen sogar zu heiraten. Doch kurz vor der Verlobung stirbt Carl bei einem tragischen Unfall. Helene kann sich lange nicht aus ihrer Trauer befreien. Martha und Leonthine leben inzwischen in ihrer eigenen Welt und können Helene nicht wirklich helfen.

Irgendwann begegnet Helene ihrem zukünften Mann Wilhelm, der ihr neue Papiere beschafft, damit sie heiraten können. Denn Helenes Mutter ist Jüdin und sogenannte "Misch-Ehen" sind nicht mehr erwünscht. Von nun an lebt sie mit einem Mann, den sie nicht liebt und der sie verachtend behandelt. Ein Kind entsteht aus dieser Beziehung. Den kleinen Peter umsorgt Helene anfangs fürsorglich, allerdings läßt ihr Mann sie bald im Stich, um mit einer anderen Frau zu leben und Helene muss allein für ihren Lebensunterhalt sorgen und Peter von anderen betreuen lassen. Trotz allem versucht sie, ihm eine gute Mutter zu sein. Aber die ganze Situation überfordert sie zunehmend und sie kann einfach keine Liebe mehr geben. Die Worte kommen ihr abhanden und so entwickelt sich nach und nach der Wunsch, einfach alles hinter sich zu lassen.

Dieses Buch ist ein solides Werk über eine alleinerziehende, aufgeklärte Frau in schwierigen Kriegsjahren, die sich lange ihre Träume bewahrt und letztendlich daran zerbricht. So richtig fesselnd konnte es mich dennoch nicht, vor allem ist es ohne jegliche Hoffnung. Aber vielleicht ist dies auch zuviel verlangt für ein Werk, welches sich auf diese Art mit dem Dritten Reich beschäftigt.

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