Freitag, 28. Dezember 2012

Rückblicke und Ausblicke


2012 neigt sich dem Ende und es wird Zeit, das Lesejahr Revue passieren zu lassen. Welche Bücher haben mich überzeugt, wieviele habe ich überhaupt gelesen und habe ich alles besprochen, was ich im letzten Jahr angekündigt habe?

Fange wir doch bei letzterem an. Ich hab bis auf Max Frischs "Notizbuch", welches man gar nicht rezensieren kann, wirklich alle Bücher gelesen, die ich mir vorgenommen habe und Euch an meinem Leseerlebnis teilhaben lassen. Natürlich sind noch zahlreiche andere Werke hinzugekommen. Insgesamt kann ich - mit dem kurz vor dem Abschluss stehenden aktuellen Lektüre - auf 42 Romane zurückschauen. Einige davon habe ich als Hörbuch genossen.

Ich hatte den Eindruck, als ob nur wenige echte Highlights unter den gelesenen Büchern waren. Nach meiner Sichtung hier meine Top 10 des Jahres 2012:
  1. Zsuzsa Bánk: Die hellen Tage
  2. Hermann Hesse: Der Steppenwolf
  3. Isabel Allende: Von Liebe und Schatten
  4. Carson McCullerse: Das Herz ist ein einsamer Jäger
  5. Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts
  6. Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil
  7. Wolfgang Herrndorf: Sand
  8. David Benioff: Stadt der Diebe
  9. Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer
  10. Marie-Sabine Roger: Der Poet der kleinen Dinge
Im nächsten Jahr wird es etwas ruhiger werden auf meinem Blog. Ich werde nicht mehr soviel zu lesen und erst Recht nicht zum Bloggen kommen, da auf meiner privat-beruflichen Agenda zumindest hochstrebende Pläne stehen. Dennoch werde ich den Blog nicht komplett einstellen, denn ohne gute Bücher komme ich zu keiner Zeit aus. Es wird nur nicht soviel werden wie in den letzten Jahren und vielleicht braucht die ein oder andere Rezension auch ein wenig, ehe sie im Blog landet.

Auf meinem Lesestapel liegen jetzt schon folgende Bücher bereit:
  1. Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
  2. Franziska Gerstenberg: Wie viel Vögel
  3. Juli Zeh: Nullzeit
  4. Martin Suter: Die Zeit, die Zeit
  5. Henning Mankell: Die Chronik der Winde
  6. Gabriel García Márquez: Die Liebe in den Zeiten der Cholera
  7. Karin Fossum: Dunkler Schlaf
  8. Simon Beckett: Die Chemie des Todes
  9. Petra Hammesfahr: Der Frauenjäger
  10. William S. Burroughs: Naked Lunch 
Also freut Euch auf eine bunte Mischung. Weitere Klassiker, die in meinem Bücherschrank schon lange darauf warten, gelesen zu werden, werden ebenfalls mit von der Partie sein. Und wer weiß, welche Rezensionsexemplare mir wieder ins Haus flattern.

Nun - das sieht eigentlich schon wieder viel zu viel aus. Mal sehen, was davon zu schaffen ist.

Einen guten Rutsch wünsche ich jetzt schon einmal. Eine Rezi sollte noch kommen in diesem Jahr. Ein spannendes Jahr liegt vor mir und hoffentlich auch vor Euch!    

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Chef Ramzis Arabisches Kochbuch

162 S., Georg Olms Verlag, 29,80 €

Arabische Küche ist hierzulande immer noch exotisch. In den Großstädten wie Berlin kennt man vorrangig die türkische Küche und diese auch nur in minimalistischer Form. In meinem letzten Urlaub in der Türkei konnte ich mich von der Vielfalt der türkischen Küche überzeugen und war vor allem begeistert von den Vorspeisen, die Mezzeh genannt werden.

Arabische Küche ist natürlich nicht auf die Türkei beschränkt. Das Buch "Chez Razmis Arabische Küche" sollte mir einen Einstieg in die ungewohnten kulinarischen Genüsse zum Nachkochen erleichtern. Beim ersten Blick in das Buch bin ich etwas erstaunt, da sämtliche Rezepte auch in arabischer Schrift angegeben ist. Dies macht sich durchaus gut, da die arabische Schrift anders als die lateinische von rechts nach links verläuft. Auch gibt es dem Buch optisch sofort einen authentischen Eindruck. Wenn das Buch auch an arabisch stämmige Leser gerichtet ist, müssen die Rezepte recht orinigalgetreu sein. Direkt auf der ersten Seite wird aber darauf hingewiesen, dass die überzetzten Rezepte deutsche Mengenangaben enthalten und gelegentlich Zutaten durch andere ersetzt wurden, da einige Lebensmittel in Deutschland einfach nicht zu bekommen sind.

Die Rezepte klingen dennoch sehr exotisch für mich. Zutaten wie Kichererbsen und Sesamsaat habe auch ich schon mal gehört, auch wenn mir auf Anhieb kein Laden einfällt, bei dem ich letzteres erstehen könnte. Aber was bitte ist Sumach? Dies wird dem Leser am Ende des Buches in einem kleinen Wegweiser erläutert, auch, wie man dieses Gewürz ersetzen kann.

Einführend werden in dem Kochbuch die Grundlagen der arabischen Küche durchstreift und ein kleines Porträt des Fernsehkochs Chez Ramzi (mir bisher unbekannt) gegeben. Der Rezeptteil ist sehr klassisch unterteilt in Mezzeh - Vorspeisen, Kibbeh - Hackfleischgerichte, Hauptgerichte sowie Süßspeisen und Gebäck.

Je Doppelseite gibt es ein Rezept: auf einer Seite das Foto, auf der anderen das Rezept. Die Fotos sind durchschnittlich und haben mich nicht restlos überzeugt, d. h. so richtig Lust aufs Kochen habe ich leider nicht bekommen. Vielleicht liegt dies aber auch an der Art der Küche, die mich nur bedingt anspricht.

Zu jedem Gericht gibt es noch eine kleine Beschreibung, die beispielsweise Varianten aufzeigt und erzählt, woher das Gericht stammt. Recht gelungen, wie ich finde. Am Ende des Buches gibt es noch ein Rezeptverzeichnis, welches jedoch nur nach dem Namen des Rezeptes und nicht nach Zutaten sortiert ist, was ich immer sehr hilfreich finde.

Alles in allem ist das Kochbuch von Chef Ramzis ein durchschnittliches Werk, welches den hohen Preis nicht rechtfertigt. Nachkochen möchte ich dennoch und deshalb werde ich mich erstmal langsam mit Vertrautem herantasten, bei dem ich weiß, wie es schmecken sollte: Hummus mit Tahini und Falafel werden meine erste Wahl sein. Vielleicht bekomme ich dann Lust auf mehr.

Mein Dank gilt noch bloggdeinbuch.de, die mir das Buch zugesandt haben. Bestellen kann man das Buch beim Verlag: hier.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Frohe Weihnachten...

Quelle: pixelio.de
 ... wünsche ich all meinen Lesern. Ein Buch wird dieses Jahr noch gelesen, dann folgen noch ein kleiner Rückblick auf das vergangene Lesejahr. Aber bis dahin: allen ein paar besinnliche Tage, um dem hektischen Alltag ein wenig zu entfliehen.

Kate Atkinson: Das vergessene Kind

454 S., Büchergilde Gutenberg, 978-3-7632-6531-2

Viele Krimis folgen dem klassischen Schema, des etwas kauzigen oder zumindest ungewöhnlichen Ermittlers (oder Ermittlerin), der zu einem Fall gerufen wird und dann zu ermitteln anfängt. Private Belange spielen zwar eine Rolle, allerdings nur, um die Figur vertrauter zu gestalten.

Hier geht Atkinson andere Wege und läßt Tracy Teil der Kriminalgeschichte werden. Als ehemalige Polizistin und nun Sicherheitsmitarbeiterin in einem Einkaufscenter ist sie des Öfteren Zeuge von Kindervernachlässigung und gar Gewalt gegen Kinder geworden. So gerät sie eines Tages in die Situation, um einem Kind zu helfen, es gegen Bargeld aus den Händen der vermeintlichen Mutter freizukaufen. Doch als sie das Kind mit nach Hause nimmt, wird ihr schnell klar, dass dies nicht ohne Folgen bleiben wird. Ist die Frau, der sie das Geld gab, wirklich die Mutter von Courtney? Wie soll sie erklären, woher das Kind so plötzlich kommt?

Bald sieht sie sich verfolgt und glaubt, dies kann nur dem Kinde gelten. Und begibt sich auf die Flucht. Anfangs ohne Ziel und Plan. Dann werden die Personen, die sie suchen plötzlich mehr und ihr alter Kollege Barry warnt sie vor einem Privatdetektiv, der mehrmals nach ihr gefragt hat.

Der Leser wird aber auch in die Vergangenheit geschickt. 1975: Tracy und Barry sind noch im Dienst und werden zu einer Wohnung gerufen, in der ein Kind offensichtlich mehrere Wochen neben seiner ermordeten Mutter, einer Prostituierten, gerade so überlebt hat. Was ist aus dem Kind geworden? Warum will die zuständige Sozialarbeiterin keine Auskunft über den Verbleib des Jungen machen?

Und was haben die beiden Fälle miteinander zu tun? Wer trägt Schuld und wer hat Angst vor der Wahrheit?

Äußerst geschickt schafft es Atkinson, die verschiedenen Fäden nach und nach zusammen zu führen und erst am Ende weiß der Leser alle Details. Anfangs fiel es mir schwer, die vielen Personen und Erzählstränge zu überblicken, aber ungefähr in der Mitte des Buches ist man soweit in den Bann gezogen, dass man wissen will, wie alles zusammenhängt.

Ein wirklich gelungener und ungewöhnlicher Krimi mit sozialkritischem Touch. Lesenswert!

Samstag, 8. Dezember 2012

Isabel Allende: Von Liebe und Schatten

310 S., Aufbau-Verlag, 1987

Isabel Allende ist bekanntlich eine begnadete Autorin, die durch ihren Schreibstil den Leser schnell in den Bann zieht und ihn nicht mehr losläßt. In Chile groß geworden behandelt sie in ihren Romanen immer wieder die Diktatur, auch wenn ihre Werke nicht vordergründig politisch zu sein scheinen.

Immer in Familiengeschichten verpackt werden Schicksale erzählt wie sie nur in einem unterdrückten Land geschehen können. So auch in "Von Liebe und Schatten". Der Titel ist hierfür wegweisend.

Die Liebe zwischen der aus gut situiertem Hause stammenden Journalistin Irene und dem einfachen Fotografen Francisco, der bei illegalen Aktionen gegen die Diktatur beteiligt ist, steht im Mittelpunkt der Geschichte. Aber erst das Schicksal um Evangelina, die bei ihrer Geburt vertauscht wurde und in Jugendjahren unter seltsamen epilepsieartigen Anfällen leidet, bringt die beiden einander wirklich nahe. Sie begeben sich auf die Suche nach dem Mädchen, das nach einer Militärkontrolle aus dem eigenen Haus verschleppt wird und nicht mehr wiederkehrt.

Und tatsächlich bringen sie gemeinsam in Erfahrung, was mit Evangelina geschehen ist. Dabei entdecken sie jedoch ein noch viel größeres Verbrechen. Plötzlich sehen sie sich einer Verfolgung ausgesetzt, die sie unfreiwillig ins Exil nach Europa führt. Sie können noch rechtzeitig ihr gesammeltes Material an die Presse geben, aber ihr Schicksal im eigenen Land ist vorerst besiegelt, in der Hoffnung, irgendwann wieder zurückzukehren.

Allende ist es gelungen, den Schrecken der Diktatur ganz nah an den Leser zu tragen. Die Figuren sind tief gezeichnet, jede Familie, die hier eine Rolle spielt, hat ihre ganz eigene Geschichte - arm oder reich, gebildet oder schlicht, systemtreu oder opportunistisch, realitätsfern oder weitsichtig. Und dennoch sind sie alle am Ende vereint.

Ein hochpolitisches Buch wunderbar zu lesen!