411 S., M 13,20, Kiepenheuer, ISBN 3-378-00295-6
"Ein Gesamtwille herrschte über ihnen, ein überpersönlicher Gedanke, unzähmbar, unmeßbar, brausend aus den Schatten der Himmelshöhen. Dies nennen wir Revolution. Stürmte eine solche Idee durch die Welt, so warf sie den einen zu Boden und hob den anderen empor; zersprengte manchen zu Schaum und schmetterte manchen gegen die Riffe. Sie wußte, wohin sie ging, sie trieb den Abgrund vor sich her. Gibt man die Revolution für Menschenwerk aus, so würden Ebbe und Flut vom Wasser geschaffen."
Zwischendurch muss es immer mal wieder ein Klassiker sein. Wie unschwer zu erkennen, handelt "Das Jahr 1793" von der Französischen Revolution. Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten, in die Handlung zu kommen. Im ersten Drittel ist das Buch auch weniger Roman, sondern vielmehr philosophische Betrachtungen über diese große Revolution.
Im weiteren Verlauf fesselte mich das Buch allerdings sehr. Fasziniert von der Sprache Hugos und seiner eindeutigen Positionierung schlug mich der Roman in seinen Bann.
Der Leser begegnet dem Revolutionär Gauvain und seinem Gegenspieler, dem Royalisten Lantenac. Onkel und Neffe stehen sich in diesen Zeiten feindlich gegenüber und treffen am Ende in der Schlacht um die Festung La Tourgue sogar perönlich aufeinander.
Aber dies ist nicht die einzige Konfliktkonstellation. Der väterliche Freund von Gauvain, Cimourdain, ist über die Jahre hart geworden und unverzeihlich gegenüber allen Royalisten. Er verlangt Härte gegen alle Gegner und gewährt nicht mal Gnade denjenigen, die in unmenschlichen Zeiten Menschlichkeit zeigen. Gauvain hingegen sieht das anders:
"Dieser Mensch, der soeben den dunklen Schlund des Bürgerkrieges durch das Licht einer göttlichen Tat erleuchtet hatte, konnte kein Monster sein. Der Schwertträger verwandelte sich in einen Träger des Lichtes. Der höllische Satan wurde wieder zum himmlichen Luzifer."
Zwischen die Kriegsfronten gerät eine junge Mutter von drei kleinen Kindern. Erst von den Revolutionären aufgenommen, dann von den Royalisten fast erschossen und der Kinder beraubt, begibt sie sich nach ihrer Genesung auf die Suche nach ihren Kindern und findet sie nach der Schlacht auf La Tourgue.
An ihr und ihren Kindern spitzt sich der Konflikt zwischen Gauvain, Cimourdain und Lantenac zu und endet tragisch.
Das große Thema Hugos in diesem Roman ist die Auseinandersetzung mit den Errungenschaften der Revolution und dem Widerspruch der Unerbittlichkeit nach deren Sieg, symbolisiert in der Guillotine.
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