732 S., Büchergilde Gutenberg, 21,90 €, ISBN 978-3-7632-6349-3
John Irving hat eine große Fangemeinde. Seine Figuren sind immer ziemlich schräg, seine Texte mit zahlreichen Kleinigkeiten versehen, die vielen Lesern Freude bereiten.
Ich selbst habe bisher nur "Garp, oder wie er die Welt sah" gelesen und habe mich schwer getan mit diesem hochgelobten und geliebten Bestsellerwerk. Irvings Schreibstil findet meinen Gefallen nicht. So auch im vorliegenden neuesten Roman des gefeierten Amerikaners.
Erzählt wird eine Vater-Sohn-Geschichte über viele Jahre. Während Dominic früh Vater und fast genauso früh Witwer wird, ist das Schicksal seines Sohnes ähnlich. Die falsche Frau schenkt Daniel einen Sohn, läßt diesen aber schon früh bei seinem Vater zurück.
Alle verbindet eine Flucht, ausgelöst durch eine Pfanne, die auf dem Schädel der Geliebten von Dominic - auch "Der Koch" genannt - niedergeht, als sich beide gerade mitten in einem Sexualspiel befinden. Der zwölfjährige Daniel hingegen vermutet den Angriff eines Bären auf seinen Vater und schlägt mit aller Wucht zu.
Da Jane, die Geliebte, jedoch eigentlich die Freundin des Hilfssheriffs ist, der für seinen Jähzorn und seine Gewalttäigkeit bekannt ist, bleibt den beiden nur die Flucht aus dem Flößerort, in dem auch ihr Freund Ketchum wohnt.
Dieser begleitet sie zumindest gedanklich und mit allerlei Ratschlägen über die ganzen Jahren. So wissen Daniel und der Koch immer, dass sie nach wie vor in Gefahr vor der Rache des Sheriffs sind.
Sie nehmen einen neuen Namen an, beginnen ein neues Leben und das nicht nur einmal im Laufe der Zeit. Daniel wird erwachsen, studiert und wird Schriftsteller. Sein Sohn wächst ebenso heran, bis am Ende alle doch noch das Schicksal einholt.
"Letzte Nacht in Twisted River" ist wohl ein waschechter Iriving. Zahlreiche Details spicken die Geschichte, politische Ereignisse werden - für meinen Geschmack viel zu beiläufig - eingeflochten und die Dialoge sind hölzern und oft mit unwichtigsten Dingen angereichert. Humor kann ich in diesen Passagen keinen entdecken. Für mich machte es das Werk sehr zähflüssig.
Auch ist der Roman stark autobiografisch geprägt und man findet viele Motive wieder, die Irving häufig in seinen Büchern verwendet.
Dennoch fand ich das Buch nicht so schlecht, wie der Leser dieses Beitrages vermuten könnte. Die Figuren, allen voran die Figur des Ketchum, sind gelungen und liebevoll gezeichnet. Die Skurrilität der Geschichte setzt sich in den Protagonisten fort und zumindest dieser Aspekt findet meine Anerkennung.
Warm werde ich dennoch nicht mit John Irving. Vermutlich wird es mein letzter Roman von ihm gewesen sein.
Dienstag, 28. Februar 2012
Montag, 20. Februar 2012
Andreas Steinhöfel: Rico, Oscar und der Diebstahlstein (Hörbuch)
Sprecher: Andreas Steinhöfel, Laufzeit: 6 Stunden 36 Minuten, Hörbuch Hamburg HHV GmbH, 13,95 €
Hörprobe
Manch ein Leser meines Blogs wird erstaunt sein, dass ich hier auch mal ein Kinderbuch rezensiere. Aber Andreas Steinhöfel hat es mir angetan. Ende letzten Jahres habe ich einer Livestream-Lesung bei lovelybooks gelauscht und war begeistert. Und da ich die anderen Bücher von ihm bereits streckenweise durch Sohn Nr. 2 kannte, habe ich dieses Hörbuch zu Weihnachten verschenkt und nun selbst gehört.
Rico und Oscar sind bereits seit einer Weile Freunde und inzwischen bewohnen sie sogar dasselbe Haus. Sie sind ein ungewöhnliches Duo: Oscar, der Hochbegabte und Rico, der sich selbst als tiefbegabt bezeichnet. Doch gerade Rico ist so herzerfrischend in seiner kindlichen und sehr speziellen Logik, dass er die Herzen der Leser im Nu für sich gewinnt. In seinen Weisheiten steckt mehr Wahrheit als in den meisten Äußerungen der agierenden Erwachsenen.
Im vorliegenden dritten Band der Rico-und-Oscar-Reihe finden die beiden einen Nachbarn tot in seiner Wohnung. Obwohl bei den meisten Mietern sehr unbeliebt, hatte der Tote Fitzke auch seine interessanten und liebenswerten Seiten. Er ging einem seltsamen Hobby nach - der Steinzucht. Und Rico wird auf Wunsch von Fitzke der Erbe der dazugehörigen Steinesammlung.
Doch als die beiden in der Wohnung des Toten nachschauen, ist die Sammlung nicht mehr vollständig: der Lieblingsstein fehlt. Und damit beginnt ein neues Abenteuer für Rico und Oscar, der nur allzu gern die Gelegenheit nutzt, um seinem Vater, der wiederum ernsthafte Probleme hat, eins auszuwischen.
Und so fahren die beiden an die Ostsee - um den Steinedieb zu finden und damit sich Oscars Vater einmal so richtig Sorgen machen kann. Dort begegnen sie lustigerweise einigen anderen Bewohnern der Dieffenbachstrasse, finden auf der Reise einen neuen Freund und am Ende klärt sich dann doch alles auf.
Wunderbar liest Andreas Steinhöfel diese Geschichte. Man merkt, wie sehr er seine Figuren liebt und wie er mit ihnen fiebert und leidet. Und gerade für Erwachsene hat das Buch auch seine Schmunzeleinheiten.
Für Kinder wie für Junggebliebene seien Rico und Oscar besonders ans Herz gelegt.
Hier gehts zum Download
Andreas Steinhöfel: Rico, Oscar und der Diebstahlstein
Montag, 13. Februar 2012
Elizabeth George: Wer dem Tode geweiht
826 S., Weltbild, 14,99 €, ISB 978-3-86800-925-5
Endlich hatte ich wieder einen Lynley-Roman in der Hand und das war wie nach Hause kommen. Vertraute Gestalten, die ich schon lange vermisst habe. Und Elizabeth George wird immer besser. Für mich ist sie die Queen der Kriminalliteratur. Keine(r) versteht wie sie die Spannung aufzubauen und die Fäden am Ende zusammen zu bringen.
Im vorliegenden Fall sieht es anfangs nach einer Beziehungstat aus. Eine Frau, Jemima Hastings, liegt brutalst ermordet in der Kapelle eines Friedhofs. Im Umfeld der Frau spielen Trennungen, Eifersucht und Beziehungsunfähigkeit eine Rolle.
Auch Isabell Ardery, die neue Superintendent auf Probe, glaubt an diese Spur. Intensiv wird nach einem "Zeugen" gefahndet, der in der Nähe des Tatorts gesehen wurde und der sich äußerst seltsam benahm. Als dieser auch noch flüchtet, als man ihn findet, scheint der Schuldige schnell gefunden.
Doch so einfach, wie Ardery sich das vorstellt, liegt der Fall nicht. Sie kommt arg in Bedrängnis und ihr Intermezzo bei New Scotland Yard scheint schneller vorbei zu sein, als ihr lieb ist. Der von ihr zu Hilfe gerufene Thomas Lynley kann ihr in dieser Situtation nur bedingt helfen. Sanft versucht er sie in andere Richtungen zu lenken. Dabei kommen sich die beiden Polizisten auch privat näher.
Weitere Spuren führen aus London heraus in Jemima Hastings alte Heimat. Ihr Ex-Freund scheint einige Geheimnisse zu haben und auch dessen neue Freundin und der örtliche Polizeichef sind nicht das, was man auf den ersten Blick meinen mag. Und hier erweist sich Barbara Havers, Lynleys (ehemalige) Partnerin, wieder als geniale Spürnase.
Um nicht zuviel zu verraten, möchte ich an dieser Stelle nur versichern, dass zahlreiche Handlungsstränge für unglaubliche Spannung sorgen. Lange Zeit war mir nicht klar, wie das alles zusammenhängt und als ich dann eine Idee hatte, wollte ich unbedingt wissen, ob meine Annahme auch wahr ist.
Ein kleines Manko: das Motiv ist mir persönlich etwas zu dünn und zu weit hergeholt. Aber an der Spannung und meinem hohen Lob auf das Gespann Lynley/Havers gibt das keinen Abbruch.
Unbedingt lesen!
Endlich hatte ich wieder einen Lynley-Roman in der Hand und das war wie nach Hause kommen. Vertraute Gestalten, die ich schon lange vermisst habe. Und Elizabeth George wird immer besser. Für mich ist sie die Queen der Kriminalliteratur. Keine(r) versteht wie sie die Spannung aufzubauen und die Fäden am Ende zusammen zu bringen.
Im vorliegenden Fall sieht es anfangs nach einer Beziehungstat aus. Eine Frau, Jemima Hastings, liegt brutalst ermordet in der Kapelle eines Friedhofs. Im Umfeld der Frau spielen Trennungen, Eifersucht und Beziehungsunfähigkeit eine Rolle.
Auch Isabell Ardery, die neue Superintendent auf Probe, glaubt an diese Spur. Intensiv wird nach einem "Zeugen" gefahndet, der in der Nähe des Tatorts gesehen wurde und der sich äußerst seltsam benahm. Als dieser auch noch flüchtet, als man ihn findet, scheint der Schuldige schnell gefunden.
Doch so einfach, wie Ardery sich das vorstellt, liegt der Fall nicht. Sie kommt arg in Bedrängnis und ihr Intermezzo bei New Scotland Yard scheint schneller vorbei zu sein, als ihr lieb ist. Der von ihr zu Hilfe gerufene Thomas Lynley kann ihr in dieser Situtation nur bedingt helfen. Sanft versucht er sie in andere Richtungen zu lenken. Dabei kommen sich die beiden Polizisten auch privat näher.
Weitere Spuren führen aus London heraus in Jemima Hastings alte Heimat. Ihr Ex-Freund scheint einige Geheimnisse zu haben und auch dessen neue Freundin und der örtliche Polizeichef sind nicht das, was man auf den ersten Blick meinen mag. Und hier erweist sich Barbara Havers, Lynleys (ehemalige) Partnerin, wieder als geniale Spürnase.
Um nicht zuviel zu verraten, möchte ich an dieser Stelle nur versichern, dass zahlreiche Handlungsstränge für unglaubliche Spannung sorgen. Lange Zeit war mir nicht klar, wie das alles zusammenhängt und als ich dann eine Idee hatte, wollte ich unbedingt wissen, ob meine Annahme auch wahr ist.
Ein kleines Manko: das Motiv ist mir persönlich etwas zu dünn und zu weit hergeholt. Aber an der Spannung und meinem hohen Lob auf das Gespann Lynley/Havers gibt das keinen Abbruch.
Unbedingt lesen!
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