Donnerstag, 8. Juli 2010

José Saramago: Eine Zeit ohne Tod



252 S., Büchergilde Gutenberg, 16,90 €, ISBN 978-3-7632-5876-5

In "Eine Zeit ohne Tod" beschäftigt sich der 1998 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Schriftsteller José Saramago mit einer Vision. Weniger wird uns eine flüssige Geschichte erzählt mit Akteuren, die uns ans Herz wachsen. Lediglich im zweiten Teil des Buches gibt es so etwas wie einen Handlungsstrang mit Hauptpersonen. Da begegnen wir tod und einem Cellisten, die sich zueinander hingezogen fühlen. Denn tod ist eine Frau.

Vielmehr ist dieses Werk die ausgefeilte Darstellung der Idee, wie es wäre, wenn eines Tages kein Mensch mehr sterben würde und die darauffolgenden Tage und Wochen auch nicht. Welche Maßnahmen wären vonnöten, wer würde wie darunter leiden? Was würden die Menschen tun, wenn sie das Dahinsiechen todkranker Angehöriger mit ansehen müssen? Wie reagiert die Regierung auf diesen Zustand?

Die Zeit ohne Tod ist in dem Roman jedoch begrenzt. Nach einem halben Jahr kündigt tod selbst an, wieder auf der Bildfläche zu erscheinen - von einem Tag auf den anderen und was passiert dann? Sterben alle gleichzeitig, die das letzte halbe Jahr über ihren Zenit hinweg gelebt haben? Sollte der Tod nicht angekündigt werden?

Einer spannenden Frage hat sich Saramago hier gewidmet. In überspitzter Form wird die Überalterung der Menschheit beleuchtet. Da der Autor das Fernbleiben des Todes auf nur ein Land beschränkt und auch die Tiere und Pflanzen außen vor läßt, werden auch andere Fragen aufgeworfen. Was bedeuten Grenzen für ein Land ohne Tod? Müssen diese bewacht oder verteidigt werden? Kann das die Armee übernehmen und wie schützt der Staat seine Bürger vor kriminellen Banden, die sich schnell mit dem Ausnahmezustand arrangieren und ihren Vorteil daraus ziehen (im Buch genannt die "Maphia")?

Ein durchaus spannendes Buch mit vielen Ansätzen zum weiteren Nachdenken. Nur leider liest es sich nicht ganz so flüssig, da es fast ohne Punkt und die Anführungszeichen der wörtlichen Rede daherkommt. Auch der nur sehr gering vorhandene Rahmen von Figuren, an deren Lebensweg man solch eine Geschichte aufhängen könnte, macht den Roman zu keiner leichten Lektüre.

Dennoch eine ausdrückliche Empfehlung zum Lesen von mir.

1 Kommentar:

  1. Hallo leselöwin,
    wollte nur mal liebe Grüße hinterlassen, bin auch Löwe und lese gerne (auch hier) :-)
    und Max Frischs Gantenbein ist auch ein Lieblingsbuch von mir.
    Patricia

    AntwortenLöschen