474 S., Der Club Bertelsmann, 18,99 €, Bestellnummer: 126185016
"Der Schuldige" ist der Debütroman der britischen Schriftstellerin Lisa Ballantyne, den ich für Blogg Dein Buch und den Bertelsmann-Club rezensieren durfte.
Ein achtjähriger Junge wird auf einem Abenteuerspielplatz tot aufgefunden, erschlagen mit einem Ziegelstein. Zeugen beobachteten einen älteren Jungen, mit dem Jüngeren Streit gehabt zu haben. Als dieser unter Mordverdacht verhaftet wird, steht für die Medien der Schuldige fest. "Der Engelsmörder" wird der 11jährige Sebastian genannt, der nach eigenen Aussagen nur mit Ben gespielt hat und ab drei Uhr zu Hause war und sein Alibi wird durch seine Mutter bestätigt.
Bei dieser Story sollte man meinen, es handelt sich bei dem Buch um einen klassischen Krimi. Aber weit gefehlt. Es geht nicht vorrangig um den Fall und ob Sebastian nun schuldig ist oder nicht, wenn auch ein großer Teil des Romans sich genau mit dieser Beweisaufnahme und dem Gerichtsprozess beschäftigt. Parallel dazu wird nämlich die Geschichte von Daniel, Sebastians Verteidiger erzählt, der in dem Jungen eine gefährdete Kinderseele sieht und sich an seine eigene Kindheit erinnert.
Wie leicht hätte auch Daniel in diese Situation geraten können: aufgewachsen bei seiner drogenabhängigen Mutter kommt er schnell in Pflegefamilien, die jedoch auch ihre Schwierigkeiten mit ihm haben und so wird Daniel herumgereicht, kommt immer wieder zu seiner Mutter zurück, fühlt sich für sie verantwortlich, ruft den Notarzt, wenn sie wieder einmal zuviel Drogen genommen hat und rettet ihr dadurch mehrfach das Leben. Selbst wird er von den Männern seiner Mutter geschlagen und entwickelt somit keine vernünftigen Konfliktlösungsstrategien.
Doch irgendwann kommt er zu Minnie, einer weiteren Pflegemutter, die ganz anders mit ihm umgeht als ihre Vorgänger. Daniel entwickelt langsam Vertrauen und möchte bei Minnie bleiben, die ihn letztendlich adoptiert und ihm damit ein echtes, neues Zuhause verschafft. Aber auch dieses Verhältnis wird getrübt und Daniel verlässt sie im Bösen.
In abwechselnden Kapiteln wird die Geschichte dieser beiden, mit einer schrecklichen Kindheit gestraften, Jungen erzählt. Wie leicht kann es passieren, dass eine solche Seele fällt und die falschen Dinge tut. Und wer ist Schuld daran? Sind es die Kinder selbst, die in England immer noch ab dem 11. Lebensjahr als strafmündig angesehen und somit vor ein normales Erwachsenen-Gericht gestellt werden? Ist es das System, ihre Familie oder ihr Umfeld?
Und wenn sich ein Kind schuldig macht, ist es richtig, es zu verurteilen? Es wegzusperren und ihm somit eine Rückkehr in ein normales Leben für immer verstellt? Diese Fragen wirft der Roman auf und hat somit wenig mit einem Kriminalroman gemein. Vielmehr sind es moralische Themen, die behandelt werden. Das gelingt der Autorin hervorragend. Und sie hält den Leser bei der Stange durch die parallele Erzählweise. Man will einerseits wissen, ob Sebastian schuldig ist oder nicht. Man will ebenso wissen, warum Daniel seiner soeben verstorbenen Adoptivmutter den Rücken gekehrt hat und ihr nicht verzeihen konnte. Was hat sie getan, dass Daniel sie so straft, obwohl sie doch alles für ihn getan hat, um ihn auf den rechten Weg zu bringen?
Mir hat das Buch ausnehmend gut gefallen. Das Thema bewegt und ließ mich nachdenklich zurück. Ich war schockiert, dass es in England noch diese mittelalterlich anmutendende Gesetzeslage gibt. Und mir gefiel die Spannung, die erzeugt wurde. Man erlebt die Qualen von Daniel mit und man beäugt Sebastian kritisch, da er sich für einen 11jährigen doch oft seltsam verhält.
Wer sich selbst ein Bild machen will, kann das Buch direkt beim Bertelsmann Club kaufen. Hier der Link dazu. Viel Spaß beim Lesen!
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