Mittwoch, 20. November 2013

Khaled Hosseini: Drachenläufer

385 S., Berliner Taschenbuchverlag, 10,50 €, ISBN 978-3-8333-0149-0

Den zweiten Roman des Autors Hosseini, Tausend Strahlende Sonnen, habe ich bereits vor einiger Zeit gelesen und war begeistert. Da meine Eltern auch das erste Buch besitzen, konnte ich es mir leihen und auch "Der Drachläufer" ist ein tolles Buch und für jeden, der es noch nicht gelesen hat, empfehlenswert.

Diesmal geht es um zwei Freunde: Amir und Hassan. Gemeinsam aufgewachsen und sogar durch dieselbe Amme gestillt, vereint die beiden mehr als eine Kinderfreundschaft. Aber es trennt sie auch etwas, denn Hassan ist ein Hazara, eine ethnische Minderheit in Afghanistan. Sein Vater ist Diener im Hause von Amir. Und obwohl es Hassan und seinem Vater sehr gut dort geht und Amir sich keinen besseren Freund wünschen könnte, ist die unterschiedliche Herkunft beiden immer sehr bewusst.

Bei einem Drachen-Wettbewerb gehen sie gemeinsam an den Start: Amir als Drachenlenker und Hassan als Fänger des Verliererdrachens, der Trophäe, die den Sieger erst richtig zum Sieger macht. Unerwartet gewinnen die Freunde. Doch Amir wartet vergeblich auf Hassan und seine Rückkehr mit dem fremden Drachen. Er geht ihn suchen und beobachtet, wie seinem Freund schlimmes Unrecht angetan wird. Doch statt zu helfen steht er nur da, starr vor Angst - feige, wie er selbst für den Rest seines Lebens meint.

Er bereut bald, Hassan nicht geholfen zu haben. Gequält durch sein Gewissen, erwirkt er, dass Hassan und dessen Vater die Familie verlassen. Endlich kann Amir wieder frei atmen, die Ereignisse beginnen langsam zu verblassen.

Dann bricht in Afghanistan der Krieg aus, die Russen marschieren ein und Amir und sein Vater wandern nach Amerika aus. Dort studiert Amir und wird erfolgreicher Schriftsteller. Er findet eine Frau und ist mit ihr glücklich.

Aber eines Tages kehrt er in seine Heimat zurück. Rahim Khan, ein alter, sehr guter Freund des Vaters, ist sterbenskrank und möchte Amir noch einmal sehen. Das Wiedersehen ist für Amir eine Konfrontation mit seiner Vergangenheit. Die Bilder holen ihn wieder ein. Er erfährt, was aus Hassan geworden ist und Rahim Khan gibt Amir die Möglichkeit, seine Schuld von damals wieder gut zu machen.

Die anschließende Reise verschlägt Amir ins tiefste Afghanistan. Krieg und Elend begegnen ihm, die Taliban haben längst Einzug ins Land gehalten und den meisten Menschen geht es schlimmer als zuvor. Auch Amir gerät in große Gefahr und schafft es dennoch seine Mission zu erfüllen.

Auch wenn der Roman kein klassisches Happy End hat (wie sollte es bei solch einem Thema auch gehen), so schlägt der Leser das Buch dennoch zu in dem Gedanken, dass jetzt Frieden einkehrt für unseren Helden und die Zeit dann doch alle Wunden heilt, auch wenn Narben zurückbleiben.

Hosseini gelingt es meisterlich, Geschichte und Gegenwart, Freundschaft und Familie, Schuld und Sühne und noch vieles mehr in dieser Geschichte zu einem bewegenden Roman zu verknüpfen. So muss große Literatur sein: uns mit fesselnden Geschichten andere Kulturen, Zeiten oder Denkweisen näher bringen.

Ein neues Buch des Autors ist gerade erschienen. Man darf gespannt sein und ich bin mir sicher, ich werde nicht enttäuscht werden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen