397 S., Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, 11,50 M, ISBN 3-7350-0027-4
August Strindberg erzählt in diesem autobiographisch geprägten Roman die Liebe und gescheiterte Ehe mit seiner ersten Frau Siri. Im Roman sind es Axel und die Baronin Maria, die bereits verheiratet ist und ein Kind hat, deren Liebe erzählt wird.
Axel geht im Hause des Barons ein und aus und wird ein gern gesehener Gast - fast gehört er zur Familie. Während der Baron ein Auge auf die Cousine der Baronin geworfen hat, kommen sich Axel und Maria immer näher.
Er verehrt in ihr das Ideal der Frau und Mutter, lieber von weitem als nah. Doch sobald er sie erobert hat und sie tief fällt, sich scheiden lässt und ganz auf Axel angewiesen ist, schwindet auch seine Achtung vor ihr. Sie ist von ihm abhängig, er schreibt ihr Theaterstücke auf den Leib. Doch sie hat auf Dauer keinen Erfolg als Schauspielerin.
Während er Karriere als Schriftsteller und Angestellter der Königlichen Bibliothek macht, geht seine Frau Ausschweifungen nach, die ihn bald zu einem eifersüchtigen Tyrannen werden lassen. Dennoch zeugt er mit Maria drei Kinder bis er sie nach zahlreichen Auseinandersetzungen vor die Tür setzt.
Der Roman ist als Verteidigungsschrift angelegt, in der sich Strindberg für sein Verhalten rechtfertigt und Siri in keinster Weise gut wegkommt. Parallel zu seinem privaten Verflechtungen ist es eine Abrechnung mit dem aufkommenden Feminismus der Zeit. Strindberg entpuppt sich als Macho höchster Art, stellt den Mann in der Intelligenz weit über die Frau, während die Frau in Haushaltsdingen dem Manne wiederum weit überlegen sein soll.
Strindberg litt wohl an paranoider Schizophrenie (siehe: Wikipedia), was sich im Buch deutlich widerspiegelt. Ein Buch voller Vermutungen, Deuteleien, Unterstellungen, um dann wieder ganz klar zu werden. Siri wird geradzu als Hure dargestellt, die sich Dinge herausnimmt, die im 19. Jahrhundert nach Strindbergs Ansicht nur Männern zustehen. Voller Hass ist dieses Plädoyer.
Dennoch ist es große Literatur. Die Kraft der Sprache schafft es, den Leser im Fluss zu halten, auch wenn sich vor allem am Ende die Tiraden etwas ziehen und man Strindbergs Sicht der Dinge durchschaut hat. Wer sich für Strindberg interessiert ist, für den ist das "Plädoyer eines Wahnsinnigen" Pflichtlektüre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen