Samstag, 27. Juni 2009

Wally Lamb: Die Musik der Wale


571 S., 9,95 €, Econ & List Taschenbuch Verlag, ISBN 3612275127

Diese Ausgabe des Buches "Die Musik der Wale" habe ich dem Bücherwald in der Kollwitzstrasse in Berlin-Prenzlauer-Berg entnommen. Dies ist eine der wenigen OBCZ (Official Bookcrossing Zone) in Berlin, obwohl als solche nicht in der OBCZ-Liste der bookcrossing-Seite verzeichnet. Da es noch nicht registriert war, habe ich dies inzwischen getan.

Von Wally Lamb hatte ich vor ein paar Jahren mit Begeisterung "Früh am Morgen beginnt die Nacht" gelesen. Dieses Buch hatte ich verschlungen und nur ungern am Ende beseite gelegt. So begeistert war ich von dem vorliegenden Werk nicht, auch wenn es ein ähnliche Art hat, Geschichten zu erzählen. Man erkennt die Handschrift eines Wally Lamb.

Auch diesmal wird eine scheinbar "normale" Lebensgeschichte erzählt. Die Hauptprotagonistin ist Dolores Price, ein Mädchen, dessen Leben aus den Fugen gerät, als sich die Eltern trennen. Ihre Mutter versinkt in Selbstmitleid und landet schließlich in der Psychiatrie, die Tochter verliert den Glauben an ihren treuen Vater. Nachdem die Mutter wieder zurück ist, wird die Tochter von einem Nachbarn 13jährig missbraucht. Mutter und auch Großmutter können damit nicht umgehen, sehen tatenlos zu, wie Dolores sich einen Schutzwall aus Fett anfrißt und wie ein Wal ohne Ziel im Meer treibt. Und ebenso wie die Wale, die immer wieder aus unerfindlichen Gründen an Stränden enden, scheint auch für Dolores kein Ausweg zu existieren. Sie läßt sich gehen, will nicht dem Wunsch ihrer Mutter folgen und aufs College gehen.

Nachdem die Mutter plötzlich auch noch einen tödlichen Verkehrsunfall hat, scheint Dolores Schicksal besiegelt. Mehr Schicksalsschläge kann ein Mensch kaum ertragen, denkt man. Aber Dolores erfüllt nun den Wunsch ihr Mutter und fängt an zu studieren.

Wie man merkt, ist dies kein normales Leben eines normalen Mädchens und ihre Geschichte ist noch lange nicht zuende, auch wenn schon viele Details hier verraten wurden. Aber in den restlichen 2/3 des Buches passiert noch soviel, man leidet mit und hofft immer wieder erneut auf ein versönhliches Ende. Ob es ein solches wirklich gibt, sollte jeder selbst lesen, dessen Interesse ich geweckt haben sollte.

Mein Fazit zu diesem Buch: eine bewegende Geschichte, die gut lesbar geschrieben ist, nicht ganz so faszinierend wie "Früh am Morgen beginnt die Nacht", aber auf jeden Fall empfehlenswert.

Dienstag, 2. Juni 2009

Karen Duve: Taxi


320 S., 16,90 €, Büchergilde Gutenberg

Dieses Büchlein habe ich schnell durchgelesen. Das spricht für einen gewissen Unterhaltungswert, aber auch für Trivialität. Im Grunde gibt es nicht viel zu sagen zu diesem Roman. Es geht um kleine Anekdoten einer Taxifahrerin, die recht intelligent ist, aber irgendwie doch nichts auf die Reihe kriegt. Nach fünf Jahren in diesem Job steckt sie in einer tiefen Depression und schafft es nur durch Zufall (weil sie einen Schimpansen entführt und dieser ihr Auto zu Schrott fährt und dann entwischt) dem Taxifahren den Rücken zu kehren.

Die kleinen Geschichten lesen sich durchaus flüssig und interessant, große Literatur ist es aber nicht und selbst beim Lesen befällt einen diese düstere Stimmung, in der sich die Protagonistin befindet. Schade ist vor allem, daß Karen Duve es nicht schafft, dem ganzen eine positive Wende zu geben, z.B. indem ein Lottogewinn ins Haus flattert (der immer mal wieder angedeutet wird). Oder vielleicht hätte eine der vielen Bekanntschaften, die ein Taxifahrer im Laufe seiner "Karriere" zwangsläufig macht, die große Erlösung dargestellt. Das klingt sicherlich märchenhaft, was ich mir gewünscht hätte, aber besser ein kleines Märchen als dieses Hinplätschern ohne Botschaft.

Wie gesagt, ein Büchlein so für zwischendurch, wer aber viel erwartet von diesem Roman, weil viel über ihn geredet wurde, der wird enttäuscht sein.