Donnerstag, 31. Dezember 2009

Sebastian Fitzek: Splitter (Hörbuch)



Bearbeitete Fassung, 4 CDs, 265 Minuten, 77 Tracks, Lübbe-Audio, ISBN 978-3-7857-4209-9

Über einen Bookring bin ich an das Hörbuch von "Splitter" gekommen. Parallel dazu hatte ich die Audiofassung bei Audible runtergeladen, da ich die Bestellung des Rings total vergessen hatte. Nun kann die reelle CD weiterreisen und ich kann mir bei Gelegenheit das Ganze nochmal in Ruhe am PC anhören.

Worum gehts? Marc hat bei einem selbst verschuldeten Autounfall seine schwangere Frau Sandra verloren. Seitdem quälen ihn die Erinnerungen und er schafft es nicht, die Ereignisse zu vergessen.

Da kommt das Angebot der Bleibtreu-Klinik, an einem Experiment teilzunehmen, bei dem das Gedächtnis komplett gelöscht wird und nur die angenehmen Erinnerungen wieder aktiviert werden. Noch hat er sich nicht entschieden, dieses Experiment mitzumachen, doch schon befindet er sich mitten in einem Alptraum.

Sein Wohnungsschlüssel passt nicht mehr und ein fremder Name steht auf dem Klingelschild. Und als die Tür aufgeht, steht vor ihm keine andere als seine tote Frau Sandra. Ab diesem Moment stellt sich Marc immer wieder die Frage: Was ist Realität, was ist Erinnerung, was ist nur Illusion? Wird er langsam über seinen Schmerz verrückt oder ist er Teil einer Verschwörung, wie es eine andere Patientin der Klinik behauptet?

Die zahlreichen Wendungen im Laufe der Geschichte verwirren einen. Oft denkt man, nun sei der Groschen gefallen, aber wieder ist etwas anderes "real". Marcs Bruder Bennie spielt ebenfalls eine Rolle, die jedoch erst am Ende an Bedeutung gewinnt. Warum er aber in kriminelle Machenschaften gerät, will dem Leser bis zum Schluss nicht einleuchten.

Überhaupt ist es schwer, der ganzen Story zu folgen. Die Idee und einige angerissene Spuren sind durchaus gut. Leider ist die Auflösung misslungen und passt nicht recht zum Rest. Andere Fäden, wie z.B. die Variante, in der andere Erinnerungen gelöscht werden sollten, die zu einem größeren Komplott gehören, hätte wesentlich interessanter sein können.

Schade um den guten Anfang. Fazit: Zuviel gewollt und dabei viel verspielt. Allerdings super gelesen von Simon Jäger. Das muss noch gesagt werden.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Jo Nesbo: Das fünfte Zeichen


496 S., 8,95 €, Ullstein, ISBN 3-548-26725-4

Bedingt durch die freien Weihnachtstage rutschte ich schnell durch den nächsten Band von Jo Nesbos Harry-Hole-Reihe. Auch dieser hat mich wieder überzeugt und der Folgeband liegt schon aufgeschlagen auf dem Nachttisch.

Diesmal hat Harry Hole es mit einem Serientäter zu tun, der offensichtlich einem Muster folgt und zahlreiche Zeichen setzt. So ist jedem Opfer ein Finger abgeschnitten und irgendwo am Tatort findet sich ein Pentagramm. Desweiteren ist auch ein Diamant in Form eines Pentagramms hinterlegt.

Doch eigentlich ist Harry bereits wegen seines wiederholten Rückfalls in die Alkoholabhängigkeit vom Dienst beurlaubt und seine Kündigung liegt beim Kriminaldirektor. Da dieser im Urlaub ist und auch andere Kollegen zur Sommerzeit verdient in die Ferien gefahren sind, wird Harry dennoch geholt, um an der Aufklärung mitzuwirken.

Leider wird er dem verhassten Tom Waaler zugeteilt, der scheinbar ein Vorzeige-Polizist ist, den Harry jedoch im Verdacht hat, in einen Schmugglerring und in den Mord an seiner Kollegen Ellen verstrickt zu sein. Dieser macht ihm prompt ein unmoralisches Angebot und versucht ihn in seine illegalen Tätigkeiten einzubinden, weiß er doch von Harrys bevorstehendem Rauswurf bei der Polizei.

Dies sind die Hintergründe der Ermittlungsarbeit, die recht schnell zu Ergebnissen führen. Bereits kurz nach der Hälfte des Krimis scheinen die Morde aufgeklärt. Doch nun beginnt eigentlich erst der Reigen der Auflösung und Verstrickung der einzelnen Romanstränge.

Mehr will ich dem künftigen Leser nicht verraten. Versprechen kann ich jedenfalls eine spannende und skurile Auflösung und das Buch hinterläßt den Leser erleichtert und neugierig darauf, ob Harry Hole den Dienst wirklich aufgibt.

Freitag, 25. Dezember 2009

Weihnachtliche Buchgeschenke



Natürlich gab es auch Bücher als Geschenke. Wieder zwei Werke weniger auf meiner Wunschliste, die dennoch immer länger wird.

Auf die Rezensionen der beiden Bücher könnte ihr Euch schon für 2010 freuen.

Allen noch schöne Feiertage - am besten mit einem guten Buch auf dem Sofa!!!

Sonntag, 20. Dezember 2009

Jo Nesbo: Die Fährte



556 S., 13,- €, Ullstein, ISBN 3-548-25958-8

Von Jo Nesbo habe ich schon viel gehört und da lag es nahe, mich bei den angebotenen Bookrings eintragen zu lassen. Als erstes kam "Die Fährte" zu mir und von den drei Krimis, die auf diesem Wege mir geschickt wurden, war es in der Reihenfolge auch der erste Band. Die anderen muss ich mir wohl später nochmal besorgen, um den wirklichen Anfang auch noch mitzubekommen.

Ermittler der Jo Nesbo-Reihe ist Harry Hole, ein Alkoholiker und Eigenbrötler, der immer wieder - manchmal vergeblich - gegen seine Sucht kämpft. In einem der vorherigen Bände ist seine Kollegin Ellen erschossen worden und der Fall ist zwar zu den Akten gelegt worden, jedoch für Harry noch lange nicht aufgekärt. Dies ist jedoch nicht die vorrangige Handlung des vorliegenden Bandes.

Bei einem Raubüberfall in einer Bank ist eine Kassiererin erschossen worden. Anfang wird angenommen, dies geschah, weil ein anderer Angestellter das Geld nicht schnell genug in die Tasche des Räubers gepackt hat. Jedoch bald bestehen für Harry ernsthafte Zweifel an dieser Theorie. Täter und Opfer scheinen sich gekannt zu haben. Seine neue Kollegin Beate ist Profi für die Auswertung von Videoaufzeichnungen und erkennt, daß sich die beiden - im wahrsten Sinne des Wortes - zu nahe standen.

Ein Ermittlerteam wird zusammengestellt aus Kollegen des Raub- sowie des Morddezernates, die jedoch recht unterschiedliche Auffassungen zum Tathergang und den Ermittlungsmethoden haben. Harry macht sich durch seine unkonventionelle Art unbeliebt. Da die Erfolge bei den Ermittlungen jedoch ausbleiben, wird das Team geteilt und verschieden Spuren verfolgt.

Dieser Fall ist jedoch nicht Harrys einziges und auch nicht sein Hauptproblem. Eine Frau wird in ihrem Appartement tot aufgefunden - es wird von Selbstmord ausgegangen. Harry kennt die Tote. Anna war eine ehemalige Geliebte, die am Abend zuvor mit ihm ein Treffen hatte. Nur leider kann sich Harry so gar nicht an den Verlauf des Abends erinnern. Am folgenden Morgen ist er mit allen Zeichen eines Katers aufgewacht. Er fängt an auf eigene Faust zu ermitteln und gerät dabei in einen teuflischen Kreislauf: kaum scheint er ein passendes Puzzlestück gefunden zu haben, passieren Dinge, die in die neue Theorie nicht hineinpassen wollen.

Bis zum Schluss bleibt der Krimi spannend mit allen Wendungen, die sich ergeben und das Ende bleibt teilweise offen, da man inzwischen den Täter der ermordeten Kollegin Ellen zwar kennt, aber die Aufklärung und Überführung bis zu einem späteren Band warten muss. So stürzt man sich voll Neugier auf den nächsten Fall. Ich werde der Reihe sicher treu bleiben. Ein wirklich gelungener Krimi mit liebenswerten, glaubwürdigen Protagonisten, großer Spannung und hohem Suchtpotential.

Freitag, 18. Dezember 2009

Erste Online-Lesung von Lovelybooks

Gestern gab es bei Lovelybooks die erste Online-Lesung der österreichischen Autorin Claudia Toman aus ihrem Roman "Hexendreimaldrei". Wer sich das gern anschauen möchte, folgende bitte diesem Link.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Die Katze läßt das mausen nicht ...

Was soll man da machen? Und dann möchte die Gute ja auch noch vorführen, was sie mit ihr alles anstellen kann. Die arme Maus - ist aber Gott sei Dank schon tot. Spitzmäuse schmecken nicht, sagt der Tierarzt.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Leserpreis, Sports Illustrated und Liebestänze

In dieser Woche hat sich entschieden, welche Bücher den Leserpreis 2009 von Lovelybooks gewinnt. Da ich die meisten der Bücher leider noch nicht gelesen habe, halte ich mich in der Bewertung der Ergebnisse zurück. Gefreut hat mich auf jeden Fall, dass "Die Bücherdiebin" in der Kategorie "Allgemeine Literatur" den ersten Preis gewonnen hat. In meinem ganz persönlichen Bücherjahr war dieses Buch auf jeden Fall der Höhepunkt.

Auf ein tolles Projekt bin ich über einen Twitter-Tip aufmerksam geworden: den Video-Fortsetzungsroman "Liebestänze" von Rainer Schmidt. Infos zum Projekt findet ihr hier und die Videos selbst hat Rainer Schmidt auf seiner Myspace-Seite öffentlich gemacht.

Nicht nur die Literatur sucht sich immer neue Wege, an den Leser zu gelangen, auch die "Presse" müht sich, ihre Kunden auf immer mehr Kanälen zu erreichen und vor allem, Geld damit zu verdienen. Sei es die neue App von "Bild" für das IPhone oder das neue Format der Sports Illustrated, welche in einer kleinen Demo eindrucksvoll inszeniert wird.



Ob dies wohl zum Erfolg führt und viele Nutzer beglücken wird? Das wird abzuwarten sein.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Siri Hustvedt: Die Leiden eines Amerikaners



411 S., 16,90 €, Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5936-6

In einer vorhergehenden Rezension habe ich dieses Buch bereits angekündigt. Nach Lesen desselben muss ich sagen, daß das Thema 11. September nur am Rande erwähnt wurde und nicht Hauptthema ist. Jedoch tut dies dem Buch keinen Abbruch, ich hatte mich einfach getäuscht.

Erik Davidsen, Ich-Erzähler des Buches, arbeitet als Psychiater, verliebt sich in seine Mieterin und ist stark beschäftigt mit der Geschichte seiner Familie. Soweit die Rahmenhandlung. Dieses Buch ist eine klassische Familiengeschichte und ist genau deswegen sehr fesselnd, wenn auch kaum "große" Ereignisse stattfinden.

Entscheidender ist die liebenswerte Beschreibung jeder einzelnen Person. Die Leiden all dieser Amerikaner gehen uns nahe, denn so oder ähnlich haben wir Situationen auch schon erlebt. Hier leidet die Schwester unter der Erkenntnis, daß ihr verstorbener, berühmter Schriftsteller-Gatte eine längere Affäre hatte, aus der auch ein Sohn hervorgegangen ist.

Sonia, die Nichte, trägt das Trauma des 11. September mit sich herum, da sie in der Nähe der Türme zur Schule ging. Und Erik selbst ist zwar verliebt, aber seine Liebe wird nicht erwidert.

Immer wieder fließen Tagebucheinträge des Vaters und Geschichten der Patienten von Erik ein. Auch dies macht das Buch äußerst authentisch.

Am Ende steht kein Happy-End, auch keine Auflösung, aber dennoch ein Ausblick, den man gerne mitnimmt.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Flirten ....

.... oder doch lieber wie Casanova per email ????

Flirten in der Bibliothek

Über dieses Video haben wir Bibliothekare uns schon in den 80er Jahren gefreut. Mit dem entsprechenden Text wirds noch witziger.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Charlotte Roche: Feuchtgebiete



218 S., 14,90 €, Dumont, ISBN 3832180575

Über einen bookring bin ich an Charlotte Roches "Skandalbuch" gelangt. Zum Kaufen war mir das Werk nicht wichtig genug, vor allem, weil ich doch bei all der unterschiedlichen Kritik sehr skeptisch war, was mich erwartet.

Dennoch wollte ich mir selbst ein Bild machen und da kam der Bookring wie gerufen. Nun bin ich durch, ist ja nur ein dünnes Büchlein und durchaus auch kurzweilig geschrieben.

Helen, die Heldin des Romans, liegt wegen einer missglückten Intimrasur im Po-Bereich im Krankenhaus. Dort muss sie operiert werden. Auf der einen Seite hat sie viel Zeit, sich ihres Körpers zu widmen, auf der anderen Seite möchte sie die Gelegenheit nutzen, ihre getrennt lebenden Eltern am Krankenbett wieder zu vereinen.

Ihren Körper betreffend ist ihr Motto: "Hygiene wird bei mir kleingeschrieben". Ausführlich beschreibt sie, wie vertraut sie mit ihrer Intimsphäre umgeht, was man alles mit den unterschiedlichsten Körperstellen anstellen kann und was alles "geil" macht.

Nun ja, dem mag man anfangs etwas amüsiert, etwas angeekelt folgen - einen ganzen Roman trägt diese Provokation nicht. Positiv kann sicher vermerkt werden, daß Charlotte Roches frei weg leicht flüßig schreibt und uns die Helen durchaus näher bringt. Etwas mehr Tiefe und etwas mehr Handlung hätte dem Buch allerdings sehr wohl getan, dann wäre meine Beurteilung positiver ausgefallen.

Romane werden groß durch das, was man zwischen den Zeilen liest.

Samstag, 28. November 2009

Medienkompetenz

In meinen ersten Medienperlen verwies ich auf einen Blog-Beitrag zu Schirrmachers neuer These, daß Multitasking im Netz das Gehirn "vermanscht". Dieser Frage stellt sich auch ein Podcast-Beitrag des Handelsblattes.

Johannes Kuhn von der Süddeutschen Zeitung behauptet sogar, Schirrmacher sei nur noch ein Zaungast des Internets.

Die fehlende Medienkompetenz beklagt ein Artikel der Seite netzwertig. Erstmalig in der Geschichte ist es Fakt, daß Lehrkräfte nicht mehr in allen Bereichen relevantes Wissen vermitteln können, da sie es selbst nicht besitzen.

Dienstag, 24. November 2009

Es gibt auch noch ein Leben ausserhalb der Buchstaben: Placebo in Berlin

Am Sonntag war es endlich soweit: das Placebo-Konzert in Berlin in der Arena. Wie immer war die Arena nicht die beste Konzert-Location, diesmal fand ich die Akustik aber ganz o.k., dafür fühlte ich mich wie in der Sauna.

Aber irgendwie gehört das ja auch zu einem guten Konzert!

NEU: Medienperlen

Unter dem Label "Medienperlen" möchte ich auf spannende, komische, geniale und andere interessante Artikel, Webseiten, Blogeinträge aus dem Medienbereich verweisen, auf die ich gestoßen bin.

Heute habe ich eine Perle für alle Bibliothekare, die schon immer wußten, daß Google nicht ohne sie funktionieren würde.

Im Vorfeld zur Veröffentlichung seines Buches "Payback" macht Frank Schirrmacher bereits Schlagzeilen und sorgt für Diskussionsstoff. Einen wirklich bemerkenswerten Beitrag schrieb Jens Berger von den Spiegelfechtern.

Seit Sonntag ist das neue "Welt am Sonntag"-emag online. Für alle, die mal reinschauen wollen hier ein Gutscheincode: 48gck. Es lohnt sich.

Ob die Veränderung der Medienwelt zu einem relativen Analphabetismus führt und ob diese aufzuhalten ist, damit beschäftigt sich DIE ZEIT. Dagegen zu steuern ist das Gebot der Stunde, und zwar ohne die unendlichen Weiten des World Wide Web zu verdammen. Stattdessen müssen Medienkompetenzen frühzeitig vermittelt werden und zwar gleichberechtig: Literatur, Fernsehen, Film, Radio, die Printmedien und das Internet. Jedes hat seine Berechtigung und seine Vorzüge.

Samstag, 21. November 2009

David Ambrose: Epsilon



350 S., 7,90 €, Bastei Lübbe, 3-404-14837-1

Und wieder ein Buch, welches mir nicht zusagt. Als Controlled Release habe ich es bereits vor Monaten zugesandt bekommen, und da ich mal etwas leichteres lesen wollte, etwas mit Spannung, wo man durchhuschen kann, hab ich mich dran gemacht, es zu lesen.

Erzählt wird die Geschichte von Charlie Monk, der ein ausgebildeter Agent ist und in eine absurde Situation gerät. Eines Tages, während eines Observierungsauftrages, wacht er auf und bemerkt, daß er ein Schimpanse ist. Ihm wird versucht, klar zu machen, daß er ein Experiment ist und er nur in einer inszenierten virtuellen Realität ein Mensch war.

Doch bald verschwimmen die Realitäten, Charlie wechselt die Identitäten, sein Auftraggeber Control taucht auch in der Affen-Realität auf und er trifft seine frühere Jugendliebe Kathy wieder, die sich jedoch als Dr. Susan Fleming entpuppt, die für die Programmierung der Virtualiäten zuständig ist.

Jedoch ist sie nicht freiwillig in dieser Position. Eine Organisation, die ihre bisherige Forschung finanziert hat, zwingt sie dazu. Ihr Mann ist bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, an dem diese Organisation offensichtlich Schuld ist, ihr Sohn ist in "Obhut" auf einer Farm und Susan wird erpressbar.

Irgendwann kommt auch noch ihr Vater ins Spiel, der sich später als Control entpuppt. So konfus, wie sich das jetzt anhört, ist die Story auch. Ständig werden die Perspektiven gewechselt, neue Wendungen hergezaubert, die man so nicht erwartet und 50 Seiten weiter ist es wieder ganz anders.

Dies ist schon gewollt, da bis zum Schluss der Leser nicht eindeutig weiß, welche Realität nun die wahre ist und die Frage aufwerfen soll, was ist real und was nicht, wie real ist unsere eigene Welt?

Dieser Ansatz ist der einzige gute Gedanke dieses Buches, ansonsten ist weder die Sprache noch die Figuren, noch die Spannung, die sich kaum einstellt, überzeugend.

Fazit: Die Zeit ist zu schade für solche Lektüre.

Donnerstag, 19. November 2009

Leserpreis 2009 bei Lovelybooks

Bei Lovelybooks wird gerade der "Leserpreis 2009" vergeben. Hierzu durften alle Lovelybooks-Mitglieder Vorschläge in verschiedenen Kategorien, wie z. B. "Spannung" oder "Bestes Buchcover" abgeben. Daraus ausgewählt wurden je Kategorie 35 Bücher.

Inzwischen kann abgestimmt werden und das auch noch in den nächsten 24 Tagen. Also: fleißig abstimmen, soweit ich weiß, geht das auch für Nicht-Mitglieder.

Dienstag, 17. November 2009

NEU: leseloewin bei Twitter

Nun bin ich auch eingestiegen - bei Twitter. So richtig überzeugt bin ich noch nicht, weil man doch viel Unwichtiges da liest. Mal schauen, ob sich bei mir soviel bewegt, was ich wert finde, da hinein zu schreiben.

Allzu privat soll es ja auch nicht werden...

http://www.twitter.com/leseloewin

Sonntag, 8. November 2009

Don DeLillo: Falling Man



265 S., 16,90 €, Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5889-5


Ich sage es gleich vorweg: Ich bin zwiespältig in der Beurteilung dieses Buches. Anfangs gefiel es mir doch recht gut, obwohl ich schon Schwierigkeiten mit der sehr distanzierten Sprache hatte. Jedoch dachte ich mir, daß ist ein Stilmittel und muss man so akzeptieren.

Inzwischen denke ich jedoch, hier wurde von einem großen Schriftsteller doch eine Chance vertant. Die Figuren, die teilweise sehr persönlich den 11. September miterlebt haben und die gut dazu gedient hätten, uns diesen Schrecken näher, fühlbarer zu machen, blieben leider allesamt blaß und fremd.

Worum gehts: Keith erlebt hautnah, wie die beiden Flugzeuge am 11. September 2001 ins World Trade Center rasen und diese und mit ihnen rund 2800 Menschen in Schutt und Asche legen. Er arbeitete in einem der Türme und flieht während die Türme in sich zusammenstürzen wie in Trance durch die Strassen von New York zu seiner Ex-Frau Lianne. Dort steht er plötzlich mit Staub und Blut bedeckt vor der Tür.

Lianne nimmt ihn auf, pflegt ihn und ihr gemeinsamer Sohn zieht sich in eine eigene kleine Vorstellungswelt zurück, in der er sich mit seinen Freunden seltsame Dinge über das Geschehene und die daran Beteiligten zurechtreimt.

In dieser befremdlichen Situation versuchen sich die beiden Erwachsenen wieder als Paar zu erleben. Sehr vorsichtig gehen sie miteinander um und es findet auch so etwas wie eine Annäherung statt.

In Rückblicken und anderen Ebenen versucht der Roman auch Einblick in das Denken der Attentäter zu geben. Dies mißlingt jedoch gründlich, schon allein, weil dieser Strang komplett ins Leere verläuft und irgendwann aufhört.

Und wer ist der Falling Man? Das ist ein Aktionskünstler, der sich in Erinnerung an alle die Toten von hohen Brücken oder Häusern stürzt, nur mit einem Band gesichert. Offensichtlich provoziert er auf extreme Weise seine Mitbürger und löst unterschiedliche Reaktionen und oft auch einen großen Schock aus.

Trotz des ernsten Themas und die richtigen Ansätze bleiben alle Personen flach und fremd. Mitgefühl oder Verständnis kommt beim Leser nicht auf. Lediglich Lianne bekommt ein Profil, ihr konnte ich am ehesten folgen, die Beschreibung ihrer Person und ihrer Handlungen brachten ein wenig Farbe in dieses farblose Buch.

Sicher ist das ein sehr schwieriges Thema zur Aufarbeitung und jedem Autor, der sich damit beschäftigt, geziemt eine Anerkennung. Nur leider konnte mich dieses Buch nicht wirklich überzeugen. In meinem Bücherschrank steht noch ein weiteres Werk zum 11. September: Siri Hustvedt - Die Leiden eines Amerikaners. Ich bin jetzt schon sehr gespannt, ob ihr gelingt, was "Falling Man" nicht geschafft hat.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit



359 S., 10,00 €, Piper, ISBN 3492107001

Auch mit diesem Buch hatte ich meine Schwierigkeiten. Die Geschichtes des Seefahrers und Polarforschers John Franklin hat mich nicht wirklich berührt und - ich muß es gestehen - eigentlich auch nicht interessiert. Dennoch habe ich das Buch, welches ich über einen Bookcrossing-Book-Ring bekam, gelesen. Da entwickle ich dann doch einen gewissen Ehrgeiz.

Der Leser begleitet Franklin von Kindheit an bis zu seinem Tod. John ist von Anfang an anders als andere Kinder. Er hat Schwierigkeiten, den Ereignissen zu folgen. Wird er geärgert, versteht er oft gar nicht, worum es eigentlich geht. Die anderen Kinder reden zu schnell auf ihn ein und auch die Schule fällt ihm nicht leicht, da er so lange braucht, um Dinge zu begreifen. Das liegt nicht daran, daß er nicht intelligent genug ist, er braucht nur mehr Zeit, um Dinge in ihrer Komplexität einzuordnen. Wenn er aber erst einmal verstanden hat, behält er alles bis in die Ewigkeit.

In der Schule hat er jedoch einen Lehrer als Förderer. Dieser begreift Franklins Besonderheit als eine Gabe. Dagegen stößt sein stärker werdender Wunsch, zur See zu fahren, vor allem bei seinem Vater, auf Unverständnis. Dennoch setzt er sich irgendwann durch und auch wenn er anfangs durchaus Schwierigkeiten hat bei der Bewältigung der Aufgaben, erfährt er Anerkennung von den anderen Seeleuten, die ihn anfangs auch sehr skeptisch betrachteten.

So gelingt ihm auf seltsame Weise so etwas wie eine Karriere und irgendwann zieht es ihn in die Arktis, wo er und seine Mannschaft fast verhungert.

Egal, wo ihn seine Reisen künftig hinführen, löst er die anstehenden Probleme auf seine Weise. Nicht immer stößt dies auf Zustimmung, aber am Ende siegt die Botschaft: wer sich langsam den Dingen nähert, trifft seine Entscheidungen mit einer Sicherheit, die den Menschen kaum auf einen falschen Weg führen kann.

Trotz dieser Botschaft hatte ich, wie gesagt, meine Schwierigkeiten mit der Lektüre. Die Sprache war nicht die meine, mir erschloß sich die Welt des John Franklin nur schwer, auch wenn es im Laufe des Buches besser wurde.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher

455 S., 24,90 €, Piper, ISBN 3492045499

Dieses Buch hätte ich mir nicht selbst gekauft, aber interessiert war ich schon, da ich von Walter Moers' Büchern schon viel Positives gehört habe. Vor allem mein großer Sohn hat viel geschwärmt.

So war ich sehr erfreut, als das Buch für einen Bookring angeboten wurde. Ich habe mich gleich eintragen lassen und habe das Buch sehr schnell geschickt bekommen. Nach meinem Urlaub konnte es losgehen.

Es handelt sich um einen ziemlichen Wälzer, weshalb ich erst jetzt mit der Lektüre fertig bin und das Buch weiterreisen konnte.

Die Welt des Walter Moers heißt Zamonien. In dieser Fantasiewelt tummeln sich die merkwürdigsten Gestalten und der Autor hat ganz offensichtlich eine riesige Freude an der Schaffung dieser Wesen.

Noch witziger lesen sich die zahlreichen Namen, die er seinen Protagonisten gibt. Es wimmelt nur so von Anspielungen auf bedeutende Autoren. Irgendwie kommt einem das alles vertraut vor. Beispiele möchte ich bewußt nicht geben, da die Entdeckung wirklich große Freude bereitet.

Hildegunst von Mythenmetz, der Hauptprotagonist und Ich-Erzähler, gehört zur Spezie der Lindwürmer. Das ist so eine Mischung aus Saurier und Drachen. Gerade hat er seinen Dichtpaten Danzelot zu Grabe getragen, da erhält er ein Manuskript, welches ihn so verzaubert, daß er beschließt, den Verfasser dieses Werkes unbedingt zu suchen.

Der Weg führt ihn in die Stadt der träumenden Bücher. Die Beschreibung dieser Stadt, der Reise und all der Figuren, die in der Geschichten auftauchen, spiegelt die große Liebe zu der Welt der Bücher wieder. All die Kleinigkeiten, wie z. B. die Gefährlichen Bücher oder die Buchlinge sind so toll zu entdecken, daß man sie am Ende richtig vermissen wird.

Allerdings fiel mir der Einstieg in das Buch nicht sehr leicht. Ich lese in der Regel nicht so gern Fantasyliteratur, ich bin mehr für "Real"- und Gegenwartsliteratur zu begeistern. Die Beschreibung der Mythenmetzschen Welt auf den ersten 50 Seiten gestaltete sich für mich zähflüssig. Doch irgendwann zog mich die Sprache in den Bann und tief in die Geschichte hinein.

Nachdem Hildegunst in der Stadt der träumenden Bücher nicht sehr herzlich empfangen wurde, landet er äußerst unfreiwillig in der Welt unter der Stadt. Dort lauern zahlreiche Gefahren und lange Zeit irrt Hildegunst durch diese dunkle Welt. Doch irgendwann ist er am Ziel seiner Reise angelangt, doch gestaltet sich auch jetzt nicht alles so, wie erwartet.

Am Ende ist der Held um viele Erfahrungen reicher und unsereins bleibt das Schmunzeln, wenn ich an das Buch zurückdenke.

Dennoch werde ich wohl kein zweites Buch von Walter Moers lesen, mich interessierte nur diese Bücherwelt. Ein Fan von Fantasywelten werden ich nach wie vor nicht werden.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Unliterarisches: Die Riesen in Berlin


Gestern haben wir es uns nicht nehmen lassen, die Riesen in Berlin anzuschauen. Ganz Berlin und alle Touristen schienen sich gleichzeitig rund um das Brandenburger Tor zu sammeln. Da auf der Strasse des 17. Juni außerdem das jährliche Deutschlandfest stattfand, waren die Strassen wirklich immens voll.

Leider mußten wir lange warten, bis die Riesen aus ihrem Mittagsschlaf erwachten. Und eine kleine Erkältung hat das ganze bei mir leider auch nach sich gezogen. Gelohnt hat es sich trotzdem.

Hier ein paar Impressionen, leider nur von der Handykamera, da läßt die Qualität leider zu wünschen übrig.

Die kleine Riesin beim Mittagsschlaf.


Wir sind aber dem Onkel, dem Tiefseetaucher entgegen gegangen...



...der nach langem Schlaf doch noch erwachte.

Doch bevor es losgeht, muss der Taucherhelm aufgesetzt werden.

Nun wird die kleine Riesin gesucht...

...und bald wird er sie finden...
...doch leider fehlen davon die Bilder, weil das dann doch zu weit weg und direkt am Brandenburger Tor war.

Sonntag, 13. September 2009

Juli Zeh: Schilf



384 S., 9,00 €, btb, ISBN 3442738067


Von Juli Zeh habe ich schon zwei Bücher gelesen, "Adler und Engel", welches ich etwas seltsam fand und nicht so richtig warm damit wurde sowie "Spieltrieb", von dem ich sehr begeistert war.

Die Geschichten, die Juli Zeh uns erzählt, sind immer sehr skurril, die Charaktere äußerst ungewöhnlich, auch wenn wir uns immer ein Stück darin wiederfinden. So auch in "Schilf". Schilf heißt der Kommissar, der die Entführung eines kleinen Jungen aufzuklären hat. Gleichzeitig gibt es einen Mordfall, dessen Opfer ein Mediziner ist, der wiederum in einen Pharmaskandal verwickelt zu sein scheint. Hängt dies alles miteinander zusammen?

Der Roman beginnt aber eigentlich ganz anders. Wir werden in die Freundschaft zwischen zwei Physikern eingeführt, die gerade einen Streit über die "Viele-Welten-Theorie" des einen der beiden - Sebastian - austragen. Dies geschieht nicht nur privat, sonder sehr bald auch öffentlich. Sebastian wird von seinem langjährigen Freund Oskar in einer Fernsehsendung gedemütigt, was weitläufige Folgen hat, jedoch ganz anders, als man jetzt denken mag.

Ein paar Tage später wird Sebastian erpresst. Sein Sohn Liam ist entführt worden und um ihn wiederzubekommen, muss Sebastian einen Mord begehen. Doch welchen Sinn ergibt diese Tat wirklich?

Da ich die Spannung nicht nehmen möchte, sei zur Handlung nicht viel mehr gesagt. Dass die beiden Physiker, der Sohn von Sebastian, sowie der Kommissar mit seiner Mitarbeiterin Rita irgendetwas miteinander zu tun haben werden, ist nun ohnehin klar. Wer jedoch welche Rolle in diesem Plot spielt und vor allem, welche Gründe sich wirklich hinter dem Mord verbergen, ist allemal die Lektüre wert.

Die Spannung des Romans wird nicht durch die Suche nach dem Täter erzeugt, denn der Mord wird ohne Geheimniskrämerei dem Leser schnell erzählt. Interessanter ist vielmehr, wer die Fäden im Hintergrund spielt und die Tat durch diese Erpressung hervorruft.

Schilf läßt sich nicht durch reine Fakten bei den Ermittlungen leiten. Er ist ein totkranker Mann und folgt nur noch seinem Bauchgefühl, welches ihn am Ende auch zu den richtigen Schlüssen führt.

Hervorzuheben ist nun noch die Sprache von Juli Zeh. Sie versteht es über die Maßen hinaus, Beziehungsgeflechte und Charaktere zu beschreiben, Theorien vor dem Leser auszubreiten und mit großer Finesse die Geschichte zu leiten. Für mich ist dies wirklich wahre Kunst. Juli Zeh ist ein sehr großes schriftstellerisches Talent, ich werde sicher noch viele ihrer Bücher lesen und kann nur hoffen, daß ihr diese ungewöhnlichen Ideen nicht ausgehen und ihre Sprache die fesselnde Kraft behält, die mich in den Bann zieht.

Freitag, 4. September 2009

Margaret Atwood: Die eßbare Frau


348 S., 9,00 €, btb, ISBN 3-442-72735-9

Im Urlaub hatte ich bereits dieses Buch angefangen. Ausgeborgt von meinen Eltern stellte ich allerdings schnell fest, daß ich das Buch bereits schon gelesen hatte. Mir gefiel es auch beim zweiten Lesen sehr gut.

Das Buch wurde bereits 1965 geschrieben und obwohl einige Stellen doch etwas angestaubt wirken, merkt man sonst kaum, daß das Thema schon 40 Jahre auf dem Buckel hat, so aktuell liest es sich.

Marian McAlpin ist eine junge Frau mit einer soliden Anstellung. Seit ein paar Monaten ist sie mit Peter liiert, der allerdings wenig Ambitionen zum Heiraten hat. Marian führt mit ihrer Mitbewohnerin Ainsley eine etwas seltsame Wohngemeinschaft. Ainsley hat für damalige Zeiten recht unmoralische Ansichten. Sex nach der Ehe ist ihr fremd. Irgendwann möchte sie aber ein Kind, jedoch keinen Vater dazu.

Marian selbst ist konventioneller. Eine sichere Basis weiß sie zu schätzen und als Peter ihr wider Erwarten einen Heiratsantrag macht, weil inzwischen alle seine alten Freunde verheirat sind, nimmt sie diesen an und läßt Peter die Hochzeit planen. Ab diesem Zeitpunkt wirkt Marian immer passiver. Peter ist derjenige, der die Fäden in der Hand hält.

Nur ein gewisser Duncan, der in seiner eigenen, verschlossenen Welt lebt, übt auf Marian eine große Anziehungskraft aus. Erst taucht er immer wieder in ihrer Nähe auf und scheint seine Spielchen mit ihr zu spielen. Bald flüchtet Marian selbst immer öfter zu ihm.

Sie kann sich ihr eigenes Handeln nicht erklären und eines Tages bemerkt sie während eines Abendessens mit Peter, daß sie kein Steak mehr essen kann. Ihr Magen verweigert sich. So nach und nach kommen immer mehr Lebensmittel hinzu, die Marians Körper nicht mehr verträgt. Es wird zunehmend schwieriger, die "Abnormität" vor anderen zu verbergen. Und dann fühlt sie sich zu allem Unglück bald selbst verzehrt.

Zum Schlüsselerlebnis wird eine Party, auf der Peter sie Freunden vorstellen will. Sie endet im Desaster und verschafft Marian ein neues Leben.

Mit einer doch recht absurden Parabel wird hier die Zerrissenheit zwischen Unabhängigkeit auf der einen und Frembestimmung auf der anderen Seite sehr treffend dargestellt. Dazwischen steht das Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Anpassung. Ich finde die Idee der "eßbaren Frau" sehr treffend und originell und kann dieses Buch auch allen modernen, aufgeklärten Frauen empfehlen.

Sonntag, 30. August 2009

John Steinbeck: Früchte des Zorns


582 S., Verlag Volk und Welt, 1966

Im Urlaub habe ich es endlich geschafft, diesen Klassiker durchzulesen. Lange Zeit habe ich mich nicht richtig rangetraut an dieses Buch. Nun muss ich sagen, daß ich positiv überrascht bin, wie leicht es sich doch liest.

Das Werk spielt in Zeiten der Weltwirtschaftskrise in Amerika und Hauptakteur ist die Familie Joads, die Pächter einer Farm sind, die einer Großbank gehört. Da sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen können, müssen sie ihr Land Oklahoma verlassen und begeben sich auf eine lange, beschwerliche Reise nach Kalifornien, welches sie als das gelobte Land ansehen. Dort werden Plantagenarbeiter gesucht und angeblich werden auch gute Löhne gezahlt. Doch bald merken sie auf der Reise, daß sie nicht allein sind auf ihrer Suche nach einem besseren Leben und einem neuen Zuhause. Sie begegnen vielen Gleichgesinnten, die auch ihr Hab und Gut verloren haben. Sie alle lernen den Hunger kennen und zahlreiche Entbehrungen.

In Kalifornien angekommen, begreifen sie, daß die Farmer, die Arbeiter gesucht haben, absichtlich viel zu viele Notleidende ins Land gelockt haben, um die Löhne drücken zu können. Somit bleibt wenig Geld für viel Arbeit und der Hunger kann nicht vergehen.

Mutter Joad ist eine der zentralen Figuren. Sie hält die Großfamilie zusammen mithilfe ihres großen Sohnes Tom, der gerade auf Bewährung das Gefängnis verlassen hat und eigentlich die Grenzen des Staates Oklahoma nicht verlassen darf. Mit der Familie zieht die schwangere Tochter Rosasharn und ihr Freund, die Großeltern, weitere Kinder und der frühere Prediger Casy. Nicht alle Reisenden werden an ihrem Bestimmungsort ankommen, viele bleiben aus unterschiedlichen Gründen sprichwörtlich auf der Strecke.

Einzig der Prediger Casy begreift die Ausweglosigkeit ihrer Situation und lehnt sich dagegen auf. Er versteht: nur, wenn alle Betroffenen zusammenhalten und sich gegen ihre Ausbeuter wehren, haben sie eine Chance. Doch genau diese Erkenntnis wird ihm persönlich zum Verhängnis.

"Früchte des Zorns" ist in meinen Augen zu Recht ein Klassiker, der auch weiterhin seine Gültigkeit in der beschriebenen Problematik haben wird. Einzig das Ende war nicht in meinem Sinne. Im letzten Drittel wird eine Spannung aufgebaut und man meint, die Geschichte kann nur in Auflehnung und Revolution enden. Jedoch bleibt dieses Ende offen. Man kann nur hoffen, daß die Menschen schnell begreifen, daß dies ihre einzigste Möglichkeit ist.

Sonntag, 26. Juli 2009

Sven Regener: Der kleine Bruder



281 S., 16,95 €, Büchergilde Gutenberg, 978-3-7632-5989-2

Ich bin ein großer Fan von Sven Regeners "Herr Lehmann". Der zweite Band "Neue Vahr Süd", in dem die Geschichte von Frank Lehmann in seiner Heimatstadt Bremen verfolgt wird, reizte mich bisher nicht so sehr. "Herr Lehmann" machte ja gerade der Berlin-Bezug zu einem Kult-Buch. So habe ich mir lieber den dritten Band, der zeitlich immer noch vor dem ersten Band liegt, vorgenommen.

In diesem Buch kommt Frank Lehmann, nach einem vorgetäuschten Selbstmordversuch, der ihm die Entlassung aus der Armee beschehrt, nach Berlin, um seinen Bruder Manfred zu besuchen und zu gucken, was Berlin für ihn so zu bieten hat.

Nach einer nervenden Fahrt mit seinem Bremer Kumpel Wolli findet er in der Wohnung, in der Mannie (der hier nur Freddie genannt wird) wohnt, eine Reihe kaputter Typen vor. Keiner scheint zu wissen, wo sein großer Bruder sich befindet. Etwas aus seinem Konzept gebracht, freundet sich Frank (hier Frankie genannt) mit Freddies Kumpel Karl an, den er bereits von einem Besuch in Bremen kennt.

Dieser schleppt ihn auch gleich mit in eine Kneipe, in der Frank noch mehr seltsame Kreuzberger Gestalten trifft und gleich am ersten Tag einen Bier-Verkaufs-Job unfreiwillig in die Hand gedrückt bekommt. Seltsamerweise findet er das alles gar nicht befremdlich, im Gegenteil: er verspürt nach getaner Arbeit eine große Befriedigung und kann sich fortan vorstellen, in der Kneipe von Erwin zu arbeiten.

Erwin wiederum (bereits bekannt aus "Herr Lehmann") will die WG-Mitglieder aus seiner Wohnung rausschmeißen, da seine Flamme Helga ein Kind erwartet. Frank beschließt, diesen Umzug im Sinne von Freddie mitzumachen, der immer noch nicht aufgetaucht ist.

Die Geschichte spielt sich innerhalb von drei Tagen ab, in der Frank in Berlin ankommt und endet, als er seinen Bruder gefunden hat und gleichzeitig beschlossen hat, in Berlin zu bleiben und in Erwins Kneipe zu arbeiten. Wie auch bei "Herr Lehmann" macht das Buch der Wortwitz aus. Die Handlung selbst ist Beiwerk für die Beschreibung der skurilen Kreuzberger "Aussteiger". Ob Punks, sogenannte Künstler oder Taxifahrer - alle bekommen ihr Fett weg durch die ungeheure Beobachtungsgabe eines Sven Regeners.

Ich habe wieder herzlich lachen können über die absurden Erlebnisse des Frank Lehmann. Besonders angetan hat mir der Transport des Martin Bosbach durch die Kreuzberger Nacht.

Vielleicht folgt irgendwann doch noch "Neue Vahr Süd"!

Samstag, 18. Juli 2009

Antonio Tabucci: Erklärt Pereira


212 S., 8,- €, dtv, ISBN 3-423-12424-5

Über einen Book-Ray von bookcrossing bin ich in Genuß dieses Klassikers gekommen. 1995 wurde das Buch mit Marcello Mastrioanni verfilmt und ist eines von Harenbergs Buch der 1000 Bücher.

Pereira ist ein alternder Journalist, der im Jahre 1938 sehr zufrieden damit ist, die Kulturseite der "Lisboa" betreuen zu dürfen. Diese Zeitung ist eine recht unbedeutende kleine Zeitung, die Pereira selbst "apolitisch und unabgängig" nennt, dafür aber katholisch geprägt und an die Seele glaubend.

Aus diesem Grunde engagiert er einen jungen Mann namens Monteiro Rossi, der eine Abhandlung über den Tod geschrieben hat als Praktikanten. Er soll Nachrufe auf bedeutende Künstler im Voraus schreiben, die von einem auf den anderen Tag sterben könnten und dann ein Nachruf schnell nötig wird.

Der Praktikant sieht in Pereira schnell einen Vertauten, aber seine Arbeiten taugen in den Augen Pereiras nicht zur Veröffentlichung: zu subversiv, zu provokant und schon allein die Auswahl der Personen stößt bei Pereira nicht auf Zustimmung. Jedoch fühlt er sich zu dem jungen Mann hingezogen, der ihn auch mit einer Freundin und seinem Cousin bekannt macht. Diese sind offensichtlich in Schwierigkeiten, sie engagieren sich für politisch Verfolgte und im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, daß sie sogar Pässe fälschen.

Obwohl Pereira dies alles fremd ist und die Aktivitäten seiner neuen Bekannten sehr gefährlich ist, hilft er Ihnen, erst mit Geld, dann besorgt er Unterkünft und schließlich nimmt er Herrn Rossi auf, was für ihn und den Praktikanten weitreichende Folgen hat.

Die Wandlung des unpolitischen, recht phlegmatischen Journalisten in einen kleinen Helden in einer politisch mehr als wirren Zeit ist jederzeit das Lesen wert und sollte für jeden von uns Pflichtlektüre sein. Die Botschaft ist eindeutig: verschließt nicht die Augen vor den Verbrechen gegen die Demokratie!

Samstag, 27. Juni 2009

Wally Lamb: Die Musik der Wale


571 S., 9,95 €, Econ & List Taschenbuch Verlag, ISBN 3612275127

Diese Ausgabe des Buches "Die Musik der Wale" habe ich dem Bücherwald in der Kollwitzstrasse in Berlin-Prenzlauer-Berg entnommen. Dies ist eine der wenigen OBCZ (Official Bookcrossing Zone) in Berlin, obwohl als solche nicht in der OBCZ-Liste der bookcrossing-Seite verzeichnet. Da es noch nicht registriert war, habe ich dies inzwischen getan.

Von Wally Lamb hatte ich vor ein paar Jahren mit Begeisterung "Früh am Morgen beginnt die Nacht" gelesen. Dieses Buch hatte ich verschlungen und nur ungern am Ende beseite gelegt. So begeistert war ich von dem vorliegenden Werk nicht, auch wenn es ein ähnliche Art hat, Geschichten zu erzählen. Man erkennt die Handschrift eines Wally Lamb.

Auch diesmal wird eine scheinbar "normale" Lebensgeschichte erzählt. Die Hauptprotagonistin ist Dolores Price, ein Mädchen, dessen Leben aus den Fugen gerät, als sich die Eltern trennen. Ihre Mutter versinkt in Selbstmitleid und landet schließlich in der Psychiatrie, die Tochter verliert den Glauben an ihren treuen Vater. Nachdem die Mutter wieder zurück ist, wird die Tochter von einem Nachbarn 13jährig missbraucht. Mutter und auch Großmutter können damit nicht umgehen, sehen tatenlos zu, wie Dolores sich einen Schutzwall aus Fett anfrißt und wie ein Wal ohne Ziel im Meer treibt. Und ebenso wie die Wale, die immer wieder aus unerfindlichen Gründen an Stränden enden, scheint auch für Dolores kein Ausweg zu existieren. Sie läßt sich gehen, will nicht dem Wunsch ihrer Mutter folgen und aufs College gehen.

Nachdem die Mutter plötzlich auch noch einen tödlichen Verkehrsunfall hat, scheint Dolores Schicksal besiegelt. Mehr Schicksalsschläge kann ein Mensch kaum ertragen, denkt man. Aber Dolores erfüllt nun den Wunsch ihr Mutter und fängt an zu studieren.

Wie man merkt, ist dies kein normales Leben eines normalen Mädchens und ihre Geschichte ist noch lange nicht zuende, auch wenn schon viele Details hier verraten wurden. Aber in den restlichen 2/3 des Buches passiert noch soviel, man leidet mit und hofft immer wieder erneut auf ein versönhliches Ende. Ob es ein solches wirklich gibt, sollte jeder selbst lesen, dessen Interesse ich geweckt haben sollte.

Mein Fazit zu diesem Buch: eine bewegende Geschichte, die gut lesbar geschrieben ist, nicht ganz so faszinierend wie "Früh am Morgen beginnt die Nacht", aber auf jeden Fall empfehlenswert.

Dienstag, 2. Juni 2009

Karen Duve: Taxi


320 S., 16,90 €, Büchergilde Gutenberg

Dieses Büchlein habe ich schnell durchgelesen. Das spricht für einen gewissen Unterhaltungswert, aber auch für Trivialität. Im Grunde gibt es nicht viel zu sagen zu diesem Roman. Es geht um kleine Anekdoten einer Taxifahrerin, die recht intelligent ist, aber irgendwie doch nichts auf die Reihe kriegt. Nach fünf Jahren in diesem Job steckt sie in einer tiefen Depression und schafft es nur durch Zufall (weil sie einen Schimpansen entführt und dieser ihr Auto zu Schrott fährt und dann entwischt) dem Taxifahren den Rücken zu kehren.

Die kleinen Geschichten lesen sich durchaus flüssig und interessant, große Literatur ist es aber nicht und selbst beim Lesen befällt einen diese düstere Stimmung, in der sich die Protagonistin befindet. Schade ist vor allem, daß Karen Duve es nicht schafft, dem ganzen eine positive Wende zu geben, z.B. indem ein Lottogewinn ins Haus flattert (der immer mal wieder angedeutet wird). Oder vielleicht hätte eine der vielen Bekanntschaften, die ein Taxifahrer im Laufe seiner "Karriere" zwangsläufig macht, die große Erlösung dargestellt. Das klingt sicherlich märchenhaft, was ich mir gewünscht hätte, aber besser ein kleines Märchen als dieses Hinplätschern ohne Botschaft.

Wie gesagt, ein Büchlein so für zwischendurch, wer aber viel erwartet von diesem Roman, weil viel über ihn geredet wurde, der wird enttäuscht sein.

Dienstag, 26. Mai 2009

Minette Walters: Wellenbrecher


412 S., 8,95 €, Goldmann Verl., ISBN 3-44244703-8

Dies ist mein erstes Buch, welches ich über einen Bookring bei bookcrossing erhalten habe. Bestimmte Bücher werden auf eine Reise geschickt und sollen am Ende wieder beim Besitzer landen. Dieser gibt das Buch für einen Bookring frei. Man kann sich mittels einer persönlichen Mail in die Liste eintragen lassen und irgendwann schreibt ein anderes Mitglied einen an und fragt nach der Adresse. Sodann bekommt man das Buch zugesendet, macht einen Eintrag auf der bookcrossing-Seite. Sobald das Buch gelesen ist, geht die Reise weiter.

Nun aber zum Inhalt - worum gehts. Eine Frau wird tot am Strand gefunden. Bei der Obduktion wird festgestellt, dass versucht wurde, sie zu erdrosseln, letztendlich aber Ertrinken die Todesursache war und Symptome von Unterkühlung werden auch noch festgestellt. Gefunden wurde die Leiche von zwei halbwüchsigen Brüdern und auch bald zur Stelle und zur Hilfe ist ein ziemlich gut aussehender junger Schauspieler. Allerdings gerät dieser schnell unter Verdacht, da er die Tote kannte.

Parallel dazu wird ein kleines dreijähriges Mädchen mutterseelenallein aufgegriffen. Zuerst ist ihre Identität nicht geklärt, sie reagiert auf die meisten Menschen sehr zurückhaltend, fast letargisch, nur bei Männern wird sie panisch. Nach eingehender Untersuchung wird festgestellt, daß sie unter Medikamenteneinfluss stand. Offensichtlich hat jemand versucht, das Kind ruhig zu stellen.

Alsbald wird klar, dass die Kleine die Tochter der Toten ist. Aber auch der bald herbeigerufene Vater erreicht das Kind nicht, im Gegenteil, sie fängt an zu schreien, sobald sie ihn sieht. Macht ihn das ebenso zum Verdächtigen?

Der Erzählfluss dieses Krimis ist recht ungewöhnlich. An echter Handlung fehlt es im weitere Verlauf des Buches. Spannung wird durch die folgenden Verhöre, das Zusammentragen von Indizien und die Berichte der Ärzte erzeugt. Verdachtsmomente ergeben sich wechselseitig bei beiden Verdächtigen, wobei zwischenzeitlich auch noch eine dritte Person ins Visier der Polizei gerät.

Trotzdem konnte mich dieser Krimi der hochgelobten Minette Walters nicht wirklich überzeugen. Es fehlt am Ende der Überraschungseffekt und auch sonst wirken einige Schwenks nicht glaubhaft, neue Argumente werden zu schnell ohne ausreichende Logik vom Tisch gefegt. Und auch die privaten Ereignisse des Polizeibeamten Ingram wirken blass und nicht einleuchtend. Berührt hat mich das alles nicht. Vielleicht probier ich später noch ein anderes Werk, z. B. "Die Schandmaske", von dem ich schon viel Tolles gehört habe. Aber erst einmal bin ich ein wenig enttäuscht.

Samstag, 9. Mai 2009

Richard K. Breuer: Rotkäppchen 2069

einliterarischercomicstripübersexundandereperversionen



324 S., 21,90 €, Eigenverlag, ISBN 978-3950249804

"Dr. Burgess Kubrick, Emotionsforscher von der Orange County University, wird Ihnen dabei helfen, Ihr destruktives Zerstörungspotential sowie Ihre unkontrollierten Gewaltausbrüche mit Musik in den Griff zu bekommen. Beethoven und Morissette stehen momentan hoch im Kurs! Bereits nach einem Jahr laufen Sie wieder normal wie ein Uhrwerk." (S. 227)

Diese ist nur eine von unzähligen Anspielungen in diesem unglaublichen Kaleidoskop der Absurditäten, einer Reise aus der Virtuality zurück in die Reality, in der alles möglich scheint. Vor allem Tabus existieren nicht in dieser geschaffenen Welt, in die es die vier Protagonisten Wolf, Perse, Rob und Franzi verschlägt. Als Probanden werden sie im Jahre 2069 an einen Zentralrechner angeschlossen, um ihren gesundheitlichen, sexuellen und psychischen Problemen auf den Grund zu gehen. Sie werden einer Art Traum ausgesetzt, der Virtuality, in der die skurilsten Dinge passieren. Vor allem Sex mit all seinen Perversionen kann hier ohne Skrupel ausgelebt werden. Und das tun die vier auch mit aller Freizügigkeit.

Doch etwas geht schief bei diesem Experiment: der Rückweg aus dieser Traumwelt ist versperrt. Das intelligente Überwachungsprogramm GIACOMO ist bei der Suche nach dem Ausgang nicht sehr hilfreich, im Gegenteil. Es scheint mit aller Macht genau dieses verhindern zu wollen.

Nun beginnt ein aufregender Roadtrip durch die Virtuality, die ein wenig dem Wunderland von Alice gleicht. Auf der Suche nach Egon, dem Zwerg ( der ExitRoutine) begegnen Rob, Wolf, Perse und Franzi vielen merkwürdigen Gestalten, die alle komplett durchgeknallt sind. Bei einem Kostümball z. B. bekommen sie Tierkostüme, die den Bremer Stadtmusikanten erstaunlich ähneln und die Geschlechtsteile unbedeckt lassen. Am Ende mündet das Experiment in einem einzigen Chaos.

Anfangs ging mir diese Fixierung auf alle Spielarten von Sex ein wenig auf die Nerven und die Handlung fesselte mich nicht sonderlich. Mit der Zeit fand ich jedoch die subtilen Anspielungen und die ironisch verstreute Kritik an den unterschiedlichsten Dingen sehr amüsant.

"[Perse]"McD? Wer ist denn das" [Wesley]"Cheeky! Kommt ihr vom Mars? McD ist neben BurgerPrince die größte BioGenFood-Kette der Welt....Das ist der neue SuperMeatBall...nennt sich 'Stein-Man'. Er leuchtet im Dunkeln, schmeckt sheeky und ist gesünder als ein mexikanisches Ziegensteak. Den müßt ihr unbedingt essen! Außerdem bekommt man zu jedem dritten SMB ein X³L T-Shirt."" (S. 203)

Da ich ein Faible für typografisch gut gemachte Bücher habe, konnte ich mich auch an der tollen Gestaltung des Buches erfreuen. Die Comic-Illustrationen von Gunther "Ecki" Eckert sind wirklich toll:



So ganz überzeugt hat mich dieses, im Stile eines Theaterstückes geschriebene Märchen nicht. Leider wird der Plot nicht wirklich voran getrieben, er scheint nur der Aneinanderreihung der zahlreichen Botschaften zu dienen. Und vielleicht kann ich manchmal dem durchaus berüchtigten wienerischen Humor nicht ganz folgen. Liebhaber desselbigen werden aber mit Sicherheit dieses Buch lieben.

Also Fazit: Geschmackssache ... und damit sich noch viele andere Interessierte ein Bild machen können, geht das Buch nun auf bookcrossing-Reise.

Freitag, 1. Mai 2009

Uwe Tellkamp: Der Turm


972 S., 21,- €, Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5997-7

"Etwas in seinem Innern schien zu verrutschen an diesen kurzen, wächsernen Tagen, die ohne Elan und in flacher Bahn vorüberdrehten, nicht richtig geboren und für ein frühes, regenblasses Sterben bestimmt; er mochte sie nicht, diese Grauhimmel-Epoche ... ; er war trübselig in dieser Atmosphäre aus Mißgelauntheit und Kopfeinziehen ..."


Nun endlich habe ich es geschafft, den Wälzer "durchzuarbeiten". Dieser Ausdruck allein zeugt schon davon, dass es sicht nicht um eine leichte Lektüre handelt. Und ich bin mir mit mir selbst nicht ganz einig, wie ich das Buch bewerte. Zum einen ist es ein umfassendes Zeugnis der Verhältnisse der DDR in ihrem letzten Jahrzehnt und somit sicher bisher einzigartig in diesem Anspruch. Das macht dieses Buch zweifellos zu einem wichtigen Beitrag der heutigen Literaturlandschaft. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Kritikpunkte meinerseits.

Aber erstmal zum Inhalt: Hauptfigur ist Christian Hoffmann, anfangs Abiturient, später Wehrpflichtiger, der sich seine Laufbahn in der Medizin bereits lebendig ausmalt und im Laufe der Geschichte zu spüren bekommt, daß dies in dem System der "Diktatur des Proletariats" gar nicht so einfach ist. Obwohl er sich noch so sehr bemüht, nicht anzuecken, passiert es ihm dennoch ständig, da er von seinem Vater Richard (Arzt in einer Klinik) und seiner Mutter Anne (Krankenschwester) nicht zum Duckmäusertum erzogen wurde. Zwar lassen Sie ihm beibringen, wie man glaubhaft lügt (in einer eigens dafür geschaffenen Übung), aber im Grunde haben alle Familienmitglieder ein Problem, sich in ihrer Meinung zurückzuhalten.

Weiterer Protagonist ist vor allem Christians Onkel Meno, der priviligiert in Moskau aufgewachsen ist, sich als Lektor Geld verdient und auch hier seine großen Schwierigkeiten hat mit der politischen Zensur, mit der er täglich konfrontiert ist und arbeitet ausserdem im naturwissenschaftlichen Bereich, in den er sich immer zurückzieht, wenn ihm die intellktuellen Machtspielchen zu viel werden. Jede einzelne Figur versucht auf ihre Art mit den Gegebenheiten zurechtzukommen, sich einen Platz in dieser Gesellschaft zu suchen und zweifelt doch immer an der Richtigkeit des Agierens. Dies zeichnet das Buch aus.

Kritisch zu sehen ist jedoch zum einen die Ansiedlung der Familie in doch recht priviliergten Kreisen, die sogenannte "Arbeiterklasse" spielt keine Rolle, obwohl der "kleine Mann" sicher noch andere Sorgen hatte, als die hier geschilderten. Die größte Schwierigkeit beim Lesen stellt die Sprache dar, viele Teile des Buches lesen sich gut weg, vor allem die Teile, in denen Christians Weg beschrieben wird, andere hingegen gestalten sich zäh und schwierig zu begreifen. Es werden ganze Textblöcke ohne Absatz in künstliche Wortgebilde verpackt, die man mindestens dreimal lesen müßte, um sie wirklich zu verstehen. Als kleiner Vorgeschmack ist das Zitat am Anfang gedacht.

Auch sämtliche Figuren des Romans bedienen sich einer intellektuellen, mit zahlreichen Anspielungen ausgestatteten Sprache, wie sie im wirklichen Leben kaum einer gebraucht, hier aber zum Gestaltungsmittel wird. Dies ist sicherlich legitim, jedoch wird das Buch somit nicht zu einem leicht verdaulichen und alle Schichten erreichenden Werk werden. Und dies ist schade angesichts des oben angesprochenen Anspruchs des Romans.

Trotzdem empfehle ich jedem, der sich mit dem Leben in der DDR näher beschäftigen will, dieses Buch zu lesen, auch ehemaligen DDR-Bürgern, wie meine Wenigkeit, bringt die Lektüre etwas. Man sollte sich allerdings Zeit und Muße nehmen.

Sonntag, 26. April 2009

Bookcrossing im großen Stile

Vielleicht hat der ein oder andere von euch schon von der großartigen Aktion in Hamburg gehört, bei dem 1900 Bücher auf einen Schlag von einer sogenannten "Buchguerilla" freigelassen wurden. Eine super Aktion, wie ich finde und ich hoffe, die Werke haben "würdige" Finder gefunden ;-)))

Weitere Infos gibt es hier.

Mittwoch, 22. April 2009

Textperiment bei Mellcom

Ist doch schön, wie die Blogger-Szene doch immer wieder neue Ideen findet, sich zu vernetzen und gemeinsam Spaß zu haben oder wie in diesem Fall, gemeinsam zu experimentieren. Ich kann nicht finden, daß jeder für sich allein wurschtelt - und hier das aktuelle, fantastische Beispiel:

Mellcolms Textperiment

Leute, beteiligt Euch!!!!!

Und hier die Ergebnisse:

"Das Textperiment"

Und mein Beitrag:

Mit schweren Händen bedecke ich mein Gesicht, es ist, als würfe er von seinem Bett aus Steine auf mich, dreckige Wortfetzen, er wagt es, in mein Inneres zu dringen und dort seinen Müll abzuladen, wie kriege ich ihn aus mir heraus, wie beweise ich ihm, daß er sich in mir irrt, warum muß ich überhaupt etwas beweisen, warum muß ich mich immer rechtfertigen, als wäre meine Schuld grenzenlos. (1) Es war das Ende. Als ob ich geradewegs auf eine Mauer zuraste und mir dabei bewußt war, daß alles vorbei war, übriggeblieben war nur noch der Kern meiner Person, der weder denken noch wahrnehmen konnte, für Bedauern, Klagen oder sonstige Überlegungen war keine Zeit mehr in diesem letzten, überwältigenden Augenblick. (2) Ich stelle mir vor: Sein Leben fortan, indem er den Blinden spielt auch unter vier Augen, sein Umgang mit Menschen, die nicht wissen, daß er sie sieht, seine gesellschaftlichen Möglichkeiten, seine beruflichen Möglichkeiten dadurch, daß er nie sagt, was er sieht, ein Leben als Spiel, seine Freiheit Kraft eines Geheimnisses usw. (3)

(1) Zeruya Shalev: Mann und Frau, Büchergilde Gutenberg, 2001, S. 20

(2) Joan Barfoot: Eine Hütte für mich allein, Rowohl - rororo, 1997, S.97

(3) Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein, Suhrkamp, 1975, S. 20

Mittwoch, 15. April 2009

A new Cat on Tolstoi

Nun ist Zora online und hat es sich, wie es sich für eine Leselöwin gehört, auf "Krieg und Frieden" von Tolstoi bequem gemacht.

Auf gute Zusammenarbeit, Zora!

Sonntag, 12. April 2009

Vorgeschmack diesmal mit den Ohren, nicht mit dem Gaumen

Da es wohl noch eine Weile dauern wird, bis ich den "Turm" fertiggelesen habe, will ich Euch die Lesung desselbigen von Sylvester Groth im MDR figaro empfehlen. Leider etwas spät, da es schon läuft und 10 Folgen bereits vorbei sind. Ich nehme das Ganze mit dem Phonostar-Player übers Internet auf. Die Folgen laufen immer Montag-Freitags jeweils von 09:00 - 09:45 Uhr und in der Wiederholgun von 19:05 - 19:35 Uhr. Überaus hörenswert.

Darüber hinaus bekomme ich demnächst das erstemal im Rahmen des Book-Crossing mein erstes Buch über einen Book-Ring zugesandt. Es handelt sich um Minette Walters "Wellenbrecher". Bin gespannt, wann es eintrifft und wann ich zum Lesen komme.

Denn es warten auch noch zwei Bücher von Richard K. Breuer darauf, von mir gelesen und rezensiert zu werden. Es handelt sich um "Rotkäppchen 2069" und "Die Liebesnacht des Dichters Tiret". Ich hoffe, du hast noch etwas Geduld, lieber Richard.

Bis dahin wünsch ich Euch allen noch frohe Ostern - ach ja, einen kleinen Osterhasen im Antlitz einer roten Babykatze haben wir auch im Haus: Familienzuwachs im Hause Przybilla. Fotos demnächst anstatt der unbekannten Leselöwin-Katze.

Sonntag, 29. März 2009

Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh


188 S., 16,90 €, Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5778-2

Dieses kleine Büchlein hat unter den Literaturkritikern helle Begeisterung hervorgerufen. So schrieb z. B. die FAZ: "Ein Glücksfall von einem Roman." Und in der Tat ist dieses, mit dem "Corine"-Belletristik-Preis des ZEIT-Verlages ausgezeichnete Werk, eine lesenswerte Darstellung von Scheitern und Auferstehung.

Mit dem feinen Gespür für die Tragik des Alltäglichen schildert Genazino den Zerfall des bürgerlichen Lebens des Hauptprotagonisten Dieter Rotmund. Am Anfang des Romans steht der Verlust seines eigenen Ohres, welches plötzlich und ohne Vorwarnung in einer Kneipe unter dem Tisch liegt. Dieter Rotmund ist sofort klar, daß es sich um sein Ohr handelt. Jedoch verspürt er keinen Schmerz und kann sich auch nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, daß ihm nun ein Ohr fehlt.

Und dies wird nicht sein einziger Verlust im Laufe der Geschichte bleiben. Und auch bei allen anderen wird er nicht verstehen, warum ausgerechnet ihn dieses Schicksal trifft. Seine Frau, die schon lange im Schwarzwald wohnt und mit der er eine Wochenendbeziehung führt, wird sich von ihm trennen, weil sie einen Liebhaber hat und wie so oft hat diese Trennung auch eine nicht unwesentliche Auswirkung auf sein Verhältnis zu seiner kleinen Tochter.

Obwohl er gerade zum neuen Finanzdirektor seiner Firma ernannt wurde, läuft nichts nach Plan. Nun sollte man annehmen, dies würde Herrn Rotmund aus der Bahn werfen und er würde versuchen, zu retten, was zu retten ist. Aber nein, er nimmt alles scheinbar gelassen hin, so, als würde dieses, aus den Fugen geratene Leben, nicht seins sein. Obwohl er anfangs in gewisser Hinsicht trauert, wandeln sich seine starken Gefühle recht bald in mittelmäßige Emotionen.

Erst die Begegnung mit Sonja, seiner Vormieterin, läßt ihn wieder ein wenig lebendiger werden. Doch es sollen noch weitere Verluste folgen.

Die Geschichte des Dieter Rotmund folgt keinem großen Spannungsbogen, doch die subtile und ironische Beschreibung des Wandels seiner Gefühle läßt sicher die meisten Leser mit ein wenig Lebenserfahrung mit dem Eindruck zurück, diese Leere auch schon selbst gespürt zu haben und die Mittelmäßigkeit des eigenen Lebens, der eigenen Verluste somit mit Humor nehmen zu können.

Dienstag, 17. März 2009

Maj Sjöwall/Per Wahlöö: Die Tote im Götakanal. Der Mann, der sich in Luft auflöste



378 S., Verlag Volk und Welt, ISBN 3-353-00557-9


In dieser Ausgabe der Krimireihe um Kommissar Martin Beck sind zwei Fälle enthalten. Das Autorenpaar Sjöwall/Wahlöö handelt diese in einer einfachen Sprache und recht spröden Erzählweise der 60er Jahre ab. Hochspannung, wie wir es heute von den "Queens and Kings of Crime" wie z. B. Henning Mankell kennen, sind diese Romane weit entfernt. Solide Krimihandlung für ein paar entspannte Lesestunden bieten sie aber allemal.

Worum geht es im ersten Band - "Die Tote im Götakanal": Wie der Titel schon verrät wird die Leiche einer Frau im Wasser gefunden. Offensichtlich wurde sie ermordet, doch weiß man lange nicht, wer sie ist. Keine der vermissten Frauen scheint die Tote zu sein. Nach mehreren Monaten kommt die Identität der Frau über Umwege doch noch ans Licht - sie ist Amerikanerin und auf einer Reise in Europa. Zuletzt gesehen wurde sie auf einem Ausflugsschiff. Von dort existieren zahlreiche Fotos der Toten, die ihre Mitreisenden gemacht haben, einige hatten sich mit ihr unterhalten, aber ihr Verschwinden wurde offenbar von niemandem bemerkt.

Ins Visier der Ermittler gerät erst einmal ein wegen Pädophilie vorbestrafter Matrose, aber schnell wird klar, er kann es nicht gewesen sein. Viele weitere Indizien werden zusammengetragen und Beck hat schon bald einen konkreten Verdacht. Nur beweisen kann er es dem Täter nicht. Um dies doch noch zu erreichen wird eine Kollegin beauftragt Lockvogel zu spielen und der Täter beißt tatsächlich an...

Im zweiten Band "Der Mann, der sich in Luft auflöste" geht es um einen verschwundenen Journalisten, der dienstlich nach Ungarn gereist ist und dort aber seine Kontaktpersonen nie aufgesucht hat. Auch in diesem Fall ist Martin Beck lange ratlos. Er reist Alf Matson hinterher, hat allerdings keine Anhaltspunkte, wo sich dieser nach seinem Verschwinden aufhalten könnte, bis ein Kollege von Beck ihm einen Hinweis auf eine Sportlerin namens Ari Boeck. Erst scheint es, daß es doch keinen Zusammenhang zu Alf Matson gibt. Ari Boeck behauptet sehr überzeugend, daß sie diesen nicht kennt, jedoch ist sie der Schlüssel zu diesem Fall, der mit Rauschgiftschmuggel und Eifersucht zu tun hat.

Beide Romane sind sehr unterhaltsam, die Fäden werden fein gesponnen und lange versteht man die Zusammenhänge nicht und doch fügt sich zum Schluss alles zum Ganzen. Sjöwall und Wahlöö sind sicher keine Vertreter der hohen literarischen Kunst, aber unterhaltsam sind die Bücher doch zu lesen.



Mittwoch, 25. Februar 2009

Iwan Turgenjew: Erste Liebe


125 S., Vier Falken Verl., Berchtesgaden

Zwischendurch widme ich mich immer mal wieder einem Klassiker der Weltliteratur. Viele warten davon noch in meinem Bücherschrank, um gelesen zu werden. Da ich gerade nicht die Muße für einen dicken Wälzer hatte, habe ich mich für ein kleines Büchlein entschieden, für eine Novelle von Turgenjew.

Die Geschichte ist schnell erzählt: drei Männer im besten Alter unterhalten sich während einer Zusammenkunft über das Thema Liebe und jeder soll erzählen, wie gerade die erste Liebe war, da diese bekanntlich etwas besonderes sein soll und allgemein angenommen wird, sie ist so bedeutend, dass man sich immer gern daran zurück erinnert.

Jedoch kann lediglich einer der drei Herren von dieser "besonderen" ersten Liebe erzählen oder besser gesagt: er schreibt es auf, da es nicht zum Besten um seine Erzählkunst bestellt ist. Diesem schriftlichen Dokument der ersten Liebe des Wladimir Petrowitsch folgt die Novelle die restlichen 120 Seiten.

Im Alter von 16 Jahren verbringt Wladimir gemeinsam mit seinen Eltern den Sommer in einem Landhaus. Im Nebengebäude zieht bald eine ärmliche Familie mit fürstlichem Titel ein, deren Tochter Sinaida - die einige Jahre älter ist als Wladimir - bald das Herz des jugendlichen Helden erobert. Sie selbst umgibt sich jedoch mit zahlreichen Verehrern und treibt mit jedem ihr ganz besonderes Spiel.

Irgendwann jedoch verliebt sie sich selbst und lange grübelt Wladimir, wer der Glückliche sei, bis er eines Tages eine schockierende Entdeckung macht...

Die Novelle ist ein zauberhaftes kleines Werk der Weltliteratur, welches schnell gelesen ist und an deren wunderbarer, nur den russischen Autoren vorbehaltenen, Wortwahl man sich für ein paar Stunden ergötzen kann.

Sonntag, 15. Februar 2009

Francis Durbridge: Paul Temple und der Fall Gilbert (Hörbuch)


5 CD, ISBN 3-89584-926-X, Laufzeit ca. 285 Minuten, Sprecher: René Deltgen, Annemarie Cordes, Kurt Lieck u.a.

Da ich ja nun täglich mit dem Auto zur Arbeit fahre, höre ich inzwischen öfter und gerne Hörbücher und Hörspiele auf meinem langen Arbeitsweg. Bei meiner Expedition in den Bücherwald hab ich mir das Hörspiel von Francis Durbridge mitgenommen. Es handelt sich um einen Krimi aus den 50ern, die damals als Hörspiel wohl der absolute Strassenfeger waren.

Paul Temple ist eigentlich kein Kommissar, sondern eher ein Detektiv, der sich Fällen annimmt, die ihn interssieren und um deren Auflösung er gebeten wird. An seiner Seite ist seine äußerst charmante, verständnisvolle und scharfsinnige Gattin Steve, die ihren Alltag zwar eher damit verbringt schicke Klamotten zu kaufen und den gemeinsamen Urlaub vorzubereiten, die jedoch durchaus Interesse für die Fälle ihres Mannes entwickelt und ihm mit ihren Kommentaren hilfreich zur Seite steht.

Im "Fall Gilbert" geht es um die die Aufklärung eines eigentlich bereits abgeschlossenen Falles. Howard Gilbert ist schuldig gesprochen worden, seine Freundin ermordet zu haben und wartet nun auf seine Hinrichtung. Der Vater des Mädchens glaubt jedoch nicht an die Schuld seines Quasi-Schwiegersohnes und bittet Temple, in der Angelegenheiten zu forschen. Diesem bleibt nur eine Woche, um neue Fakten zu präsentieren, die Gilbert vor dem Tod retten können.

Schnell wird klar, daß der Mord keine Beziehungstat ist, wie ursprünglich angenommen. Nach und nach werden neue Tatsachen enthüllt, die viel verwickelter sind und mit einem anderen Verbrechen in Zusammenhang steht. Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, daß wieder einmal Geldgier das Motiv ist und die Ermordete keine ganz so unschuldige kleine Person ist.

Spannung vom Feinsten ist bis zum Schluss gegeben und man muss sogar auf den letzten beiden CDs aufpassen, alles mitzubekommen, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Der distingierte Ermittler und dieser ganze gepflegte Umgang, die Atmosphäre der 50er-Jahre-Kriminalfälle, die ein wenig vergleichbar mit den Edgar-Wallace-Filmen ist, läßt ein ganz ungewöhnliches, aber deshalb nicht minder packendes Hörerlebnis entstehen.

Wenn ich mal wieder einen Krimi aus dieser Reihe in die Hände bekomme, werde ich sofort mein Auto-CD-Player damit bestücken.

Freitag, 13. Februar 2009

Julia Franck: Die Mittagsfrau


429 S., 16,95€,Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5902-3

"Die Mittagsfrau" von Julia Franck ist 2007 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden. Ich kann die Begeisterungsstürme der Kritiker leider nicht ganz teilen. Die Geschichte ist durchaus lesenswert und die Art diese zu erzählen sicherlich gelungen, aber so ganz gefesselt hat mich das Buch nun doch nicht. Ich hätte mehr erwartet.

Aber nun zur Story: Helene läßt nach dem Überleben der schweren Kriegszeit ihren siebenjährigen Sohn Peter auf einem Bahnsteig allein zurück und kehrt auch nicht wieder. So fängt der Roman an und in einem einzigen Rückblick wird nun geschildert, wie Helenes Leben vor und während der Kriegsjahre verlief. Ihre nicht ganz einfache Kindheit - Vater im Krieg, Mutter psychisch gestört - verlebt sie an der Seite ihrer geliebten 10 Jahre älteren Schwester Martha in Bautzen. Die Geschwister müssen zusehen, wie sie die Familie durchbringen, nachdem die Zeiten immer schwerer werden und auch die Mutter nicht mehr in der Lage ist, die Familiendruckerei zu führen.

Beide Töchter zieht es zur Medizin, sie lernen den Beruf der Krankenschwester und nachdem der geliebte Vater gestorben ist, gehen beide nach Berlin zu ihrer Tante Fanny, um dort ihr Glück zu versuchen.

In den zwanziger und dreißiger Jahren führt diese dort in gewissen Kreisen ein ausschweifendes Leben. Martha stürzt sich Hals über Kopf hinein und wird dabei morphium-süchtig. Gleichzeitig lebt sie ihre lesbische Liebe zu einer ehemaligen Kollegin namens Leonthine aus Bautzener Tagen aus, die bereits vorher nach Berlin geheiratet hat und dort als Ärztin arbeitet. Diese beiden sind für Helene die einzigen wirklichen Vertrauten. Bald lernt sie den gebildeten, charmanten Carl kennen und lieben und sie planen sogar zu heiraten. Doch kurz vor der Verlobung stirbt Carl bei einem tragischen Unfall. Helene kann sich lange nicht aus ihrer Trauer befreien. Martha und Leonthine leben inzwischen in ihrer eigenen Welt und können Helene nicht wirklich helfen.

Irgendwann begegnet Helene ihrem zukünften Mann Wilhelm, der ihr neue Papiere beschafft, damit sie heiraten können. Denn Helenes Mutter ist Jüdin und sogenannte "Misch-Ehen" sind nicht mehr erwünscht. Von nun an lebt sie mit einem Mann, den sie nicht liebt und der sie verachtend behandelt. Ein Kind entsteht aus dieser Beziehung. Den kleinen Peter umsorgt Helene anfangs fürsorglich, allerdings läßt ihr Mann sie bald im Stich, um mit einer anderen Frau zu leben und Helene muss allein für ihren Lebensunterhalt sorgen und Peter von anderen betreuen lassen. Trotz allem versucht sie, ihm eine gute Mutter zu sein. Aber die ganze Situation überfordert sie zunehmend und sie kann einfach keine Liebe mehr geben. Die Worte kommen ihr abhanden und so entwickelt sich nach und nach der Wunsch, einfach alles hinter sich zu lassen.

Dieses Buch ist ein solides Werk über eine alleinerziehende, aufgeklärte Frau in schwierigen Kriegsjahren, die sich lange ihre Träume bewahrt und letztendlich daran zerbricht. So richtig fesselnd konnte es mich dennoch nicht, vor allem ist es ohne jegliche Hoffnung. Aber vielleicht ist dies auch zuviel verlangt für ein Werk, welches sich auf diese Art mit dem Dritten Reich beschäftigt.

Dienstag, 27. Januar 2009

Markus Zusak: Die Bücherdiebin


587 S., 19,95€, Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5952-X

Heute möchte ich ein ganz besonderes Buch vorstellen. Von vielen Büchhändlern und Lesern wurde dieses Jugendbuch empfohlen, welches aber auch für jeden Erwachsenen, der ein einfühlsames, mit bezaubernden Worten geschriebenes kleines Meisterwerk, zu schätzen weiß.

Die Geschichte spielt im Dritten Reich in Deutschland in einem kleinen Vorort von München. Dorthin wird die 9jährige Liesel 1939 von ihrer leiblichen Mutter zu Pflegeeltern gebracht. Mit auf der Reise ist ihr kleiner 6jähriger Bruder, der diese Reise jedoch nicht überleben wird. Bei seiner Beerdigung stiehlt Liesel ihr erstes Buch. Und dies ist der Beginn einer rasanten Karriere als "Bücherdiebin".

Der Alltag von Liesel bei ihrer neuen Familie gestaltet sich anfangs schwierig, hat sie doch Probleme, sich einzugewöhnen. Nachdem sich aber ihr Pflegevater rührend um sie kümmert und ihr sogar das Lesen in nächtlichen Stunden beibringt, kehrt so etwas wie Normalität in ihr Leben ein. Sie lernt den Nachbarsjungen Rudi kennen, mit dem sie bald eine innige Freundschaft verbindet.

Doch der scheinbar normale Alltag wird bald durch die Kriegsschrecken eingeholt: der Judenhass findet sich auch hier bald überall und irgendwann fallen auch in Molching die Bomben. Welche ganz persönlichen Ereignisse Liesel widerfahren und unter welchen Umständen sich ihre "Karriere" fortsetzt, sei hier noch nicht verraten. Nur soviel: es lohnt sich in besonderem Maße, dieses Buch zur Hand zu nehmen, und nicht nur, weil der Erzähler von Liesels Geschichte kein anderer ist als der Tod höchstpersönlich. Nach der Lektüre dieses Buches braucht man ihn nicht mehr zu fürchten, sondern begibt sich gern in seine Arme.

(So, wie wir heute unsere geliebte Katzendame Smilla ihm völlig unerwartet übergeben mussten...)

Mittwoch, 14. Januar 2009

Bücherwald Kollwitzstrasse

Da ich heute mal Zeit hatte, mich meinem neuen Hobby zu widmen, habe ich den Bücherwald in der Kollwitzstr./Sredzkistr. aufgesucht und mir ein eigenes Bild gemacht von diesem besonderen Bookcrossing-Point. Ich finde dies wirklich eine nette Idee. Nur leider habe ich kein einziges registriertes Buch gefunden. Die Bücher, die drin standen hatten alle keine BICD (BookCrossingIDentnumber). Trotzdem habe ich mir zwei Bücher und ein Audiobook mitgenommen. Ich hab sie jetzt bookcrossing.com registriert, werde sie anhören bzw. lesen und dann wieder in die Freiheit entlassen.

Wer noch mehr über den Bücherwald erfahren will, findet mehr Infos hier.

Und diese Werke habe ich mitgenommen: