Freitag, 26. April 2013

Wolfgang Hensel: Landhaus-Bauerngärten

126 S., Kosmos, 19,99 €, ISBN 978-3-440-13472-6

Ein weiteres Gartenbuch hat mein Bücherregal bereichert. In "Landhaus-Bauerngärten" von Wolfgang Hensel kann man in tollen Bildern schwelgen und Anregungen für einen eigenen bäuerlich gestalteten Garten finden.

Anfangs fand ich die Aufteilung in die vier Kapitel "Bauerngärten", "Cottagegärten", "Landhausgärten" und "Ländlicher Garten" etwas befremdlich, dachte ich doch beim ersten Durchblättern, das wäre doch im Grunde alles dasselbe. Hensel hat diese Reihenfolge aber aus historischen Gründen gewählt. So standen am Anfang der Gartengestaltung die Bauerngärten, die vor allem strengen, geraden Gestaltungselementen folgten und vorrangig zur Versorgung der Bewohner des Hauses dienten.

Die Cottage-Gärten zeichnen sich durch üppige Blumenbeete aus, während die Landhausgärten Elemente beider Gartentypen vereinen und sich vor allem in die heutige Zeit einfügen. Ländliche Gärten meint hier die freiere Gestaltung eines Gartens, die keinen formellen Elementen folgt, sondern nur hier und dort ländliches Flair versprüht. Letztendlich kann der Leser dann für sich entscheiden, wie er seinen Garten gestalten will.

In jedem Kapitel werden die Stilelemente anhand schöner Bilder erläutert. Man findet Beispiele für Weggestaltung und Beetanlagen sowie eine Auswahl geeigneter Pflanzen. Auch Gemüsepflanzen kommen nicht zu kurz. Hecken und Zäune spielen ebenso eine Rolle wie Zierelemente.

Die Auswahl der Pflanzen hätte in meinen Augen gern etwas differenzierter ausfallen können. Zur eigenen Umsetzung wäre es wünschenswert gewesen, die Pflanzen nach Standortanforderungen zu sortieren. Ebenfalls hätte ich es gut gefunden, eine Art Planungshilfe an die Hand zu bekommen, gern auch anhand eines Beispielgartens.

Am Ende des Buches findet sich Liste mit Bezugsquellen für Gärtnereien sowie ein Register.

Alles in allem ein schönes Buch zum Blättern, eine praktische Anleitung ist es allerdings nicht.


Dienstag, 23. April 2013

"Aschenputtel"-Gewinnspiel zum Welttag des Buches

"Blogger schenken Lesefreude" - so heißt das Motto, welches zwei Bloggerinnen anlässlich des diesjährigen "Welttag des Buches" am 23. April, also heute!, ins Leben gerufen haben.

Lange habe ich gezögert, ob ich dran teilnehmen soll, da ich bisher Gewinnspiele auf meiner Seite abgelehnt habe. Aber dies ist dann doch ein besonderer Anlass.

Ich stelle zur Verlosung das Buch "Aschenputtel" von Kristina Ohlsson zur Verfügung.

Warum gerade dieses Buch? Ich mag nordische Krimis ganz besonders. Ich weiß, ich bin da nicht die Einzige. Warum wohl? Sie sind spannend geschrieben, haben meist einen sozialkritischen Hintergrund und interessante Charaktere als Ermittler. "Aschenputtel" und Frau Ohlsson waren für mich eine postitive Entdeckung. Hier nochmal der Link zu meiner Rezension.

Um an den Roman zu gelangen, sollt ihr eine Frage beantworten:
Wie heißt die weibliche Hauptfigur aus einer Triologie eines verstorbenen Krimiautors aus dem Heimatland von Kristina Ohlsson?
Die Antwort schickt mir bitte über das Kontaktformular oder per Mail bis zum 29.4.2013. Allen Teilnehmern wünsche ich viel Glück!

Freitag, 19. April 2013

Juli Zeh: Nullzeit

256 S., Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-6599-2

Ich bin bekennender Juli-Zeh-Fan und habe mich sehr auf das Buch gefreut. Juli Zeh ist bekannt für ihre ungewöhnlichen Geschichten und man wird auch in diesem Buch nicht enttäuscht.

Diesmal handelt der Roman von einer Dreiecksbeziehung. Die Soap-Darstellerin Jola und ihr brotloser Schriftsteller-Freund Theo kommen gemeinsam auf eine Insel, um sich exklusiv das Tauchen beibringen zu lassen. Jola braucht das Tauchen für eine Filmrolle, die sie unbedingt haben will. Dafür legen sie für einen zweiwöchigen Kurs und eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung viel Geld auf den Tisch.

Das kann Tauchlehrer Sven gut gebrauchen. Er hat sich mit seiner Freundin Antje ein Leben fern der Heimat geschaffen. Einmischung in fremde Angelegenheiten sind für Sven tabu. Dennoch wird er ganz unbewusst Teil eines mörderischen Plans.

Jola umgarnt ihn und das ganz offen vor den Augen Theos. Auch Antje bekommt davon Wind und trennt sich im Laufe der Geschichte von Sven. Sven scheint der Versuchung zu widerstehen, aber alle glauben bereits an eine Affäre und seine Schuld, noch bevor etwas Tiefgreifendes passiert ist. Irgendwann geht er auf Jolas Avancen ein. Dann werden die Unterstellungen wenigstens wahr.

Theo ist zwar rasend vor Eifersucht, lässt Sven und Jola aber gewähren. Er liebt diese Frau und will sie unter keinen Umständen verlieren. Er ist abhängig von ihr und sie auch irgendwie von ihm. Seinen Emotionen macht Theo aber anderweitig Luft. Er schlägt und vergewaltigt Jola. Zumindest offenbart dem Leser dies das Tagebuch von Jola.

Doch dieses Tagebuch verdreht in anderen Aspekten komplett die Fakten. Darin umgarnt nicht sie Sven, sondern er macht sie angeblich an. Wer sagt nun die Wahrheit: Jola in ihrem Tagebuch oder Sven, der Ich-Erzähler?

Dieser plant indessen zu seinem 40. Geburtstag einen Tauchgang zu einem versunkenen Schiff. Über Monate hat er Equipment dafür besorgt, ein Haufen Geld ausgegeben, Berechnungen zu Tauchlänge, -tiefe und Auftauchzeit angestellt. Es ist ein Traum von ihm, der einen Tag vor dem Ereignis zu zerplatzen droht, weil seine beiden Begleiter ihn völlig unerwartet versetzen.

Hier kommt wieder Jola ins Spiel. Sie bietet ihm an, das Boot zu fahren und zu überwachen, dass bei dem Tauchgang alles normal verläuft. Erst will Sven ablehnen, nimmt dann aber an - mit fatalen Folgen.

Juli Zeh gelingt ein psycholigisches Verwirrspiel. Als Leser merkt man schnell, dass mit Jola etwas nicht stimmt. Nur ihre Motive sind nicht wirklich klar. Zwischendurch zweifelt man auch an Svens Wahrnehmung und man weiß bis zum Ende nicht genau, welche Tagebuchaufzeichnungen nun der Realität entsprechen und welche nicht.

Die Geschichte treibt auf einen Höhepunkt zu. Dass Sven am Ende die Insel für immer verlässt, wird schon früh klar und man fragt sich, was wohl passieren muss, damit ein Leben in 14 Tagen komplett aus den Angeln gehoben wird.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Am Ende hätte ich mir ein wenig mehr Klarheit gewünscht, aber sicher macht dieser Nebel auch den Reiz des Buches aus. Interpretation ist gewollt. Und somit freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Roman von Juli Zeh, für den sie sich hoffentlich nicht all zuviel Zeit lässt.

 

Montag, 15. April 2013

Tanja Ratsch: Sichtschutz im Garten

80 S., Kosmos, 7,99 €, ISBN 978-3-440-13457-3

Heute habe ich mal wieder ein Buch außerhalb der Reihe.  Bekanntlicher weise bin ich stolzer Besitzer eines Gartens, der zwar derzeit aufgrund meiner Hündin stark leidet, aber nichts desto trotz versuche ich, ihn zu hegen und zu pflegen, soweit es mir möglich ist. Jetzt hat ja auch wieder endlich die Zeit im Freien angefangen und so lag es nahe, sich mit ein paar Büchern zum Thema zu befassen.

Der vorliegende Band aus dem Kosmos-Verlag stammt aus der Reihe "Wir lieben Garten" und ist wie immer sehr liebevoll, übersichtlich und mit vielen schönen Bildern gestaltet. Das Buch gliedert sich in drei Bereiche: Gestaltung, Praxis und Porträts. An jedem Kapitelanfang findet sich ein kleiner Wegweiser für einzelne Unterkapitel.

Im Kapitel "Gestaltung" wird auf die einzelnen Elemente, mit denen man Sichtschutz im Garten bauen kann, genauer beschrieben. Steinmauern und Wände, Gabionen (in Drahtgitter eingefasste Feldsteine), Holzwände und Glas werden behandelt. Auch für Balkon und Terrasse finden sich Varianten. Hecken, Kletterfplanzen, sogar Stauden und Gräser sind ebenfalls Bestandteil dieses Kapitels. Die Besonderheiten des jeweiligen Materials wird erläutert und was bei der Auswahl zu beachten ist. Bei den Pflanzen gibt es Tipps, welche Sorten sich besonders eignen, wie hoch diese werden und wann sie blühen.

Im zweiten Kapitel - "Praxis" - werden Anleitungen und Beispiele für den Bau bzw. die Pflanzung eines Sichtschutzes gegeben. Auch die Pflege und der Schnitt der Pflanzen wird kurz und knapp erläutert.

Im letzten Kapitel werden Pflanzen, die sich besonders gut eignen, im Einzelnen dargestellt: Blüte, Wuchs, Standort und Pflege kann man hier auf die schnelle nachschlagen und sich so gezielt für seine Bedürfnisse das Passende aussuchen. Ich hätte allerdings unter dem Begriff "Porträts" eher Beispielbilder von Gärten erwartet. Aber so ist es wesentlich praxisnaher.

Das ganze Buch ist sehr kurz und knackig gehalten, keine ausschweifenden Umschreibungen, sondern aufs Wesentliche konzentriert. Besonders gut hat mir gefallen, dass durch das gesamte Buch immer wieder QR-Codes gestreut sind, die im Internet Zusatzinformationen bieten, z. B. ist auf der Seite "Kletterpflanzen" ein Code für eine kleine Auswahl an Kletterpflanzen mit dekorativen Früchten zu finden.

Mein größter Kritikpunkt an dem Band ist das Format. Viel zu klein gehalten sind auch die Bilder im Inneren leider ziemlich winzig geraten. Gerade in Gestaltungsbüchern bedarf es einer guten Optik, um sich unter den Bildern wirklich etwas vorzustellen. Das kann man hier leider nicht wirklich. Ich hätte mir hier ein doppelt so großes Format gewünscht. So bin ich beim Blättern doch nur selten an einem Bild hängen geblieben.


Samstag, 6. April 2013

Sabine Klewe: Die weissen Schatten der Nacht

349 S., Goldmann, 8,99 €, ISBN 978-3-442-47948-1

Dies ist mein erster Krimi von Sabine Klewe, deren "Die weissen Schatten der Nacht" bereits der zweite Fall des Ermittlerteams Lydia Louis und Christopher Salomon ist. Und sie hat mich damit auf sich aufmerksam gemacht. Also gleich vorweg, mich hat dieser Krimi überzeugt. Er hat alles, was einen guten Krimi ausmacht: eine wirklich spannende Story mit zahlreichen Ermittlungssträngen, Verdachtsmomenten und unvorhersehbaren Wendungen.

Die 10jährige Antonia Bruckmann wird in ihrem Elternhaus tot aufgefunden. Sie wurde die Treppe runter gestoßen und nach ihrem Tod missbraucht. War ein Exhibitionist, der seit einigen Wochen in der Gegend von sich Reden macht der Täter? Oder kommt dieser aus der eigenen Familie und diente der Mord vielleicht als Verdeckungstat anderer Gewalttaten an dem Mädchen?

Zwischen diesen beiden Polen wandeln die Ermittler lange Zeit. Aber irgendwie passt immer eines der Puzzleteile nicht dazu. Warum zum Beispiel hat Toni Kratzspuren im Gesicht, die offensichtlich von ihr selbst stammen? Was hat es mit dem chronisch entzündeten Magen des Kindes auf sich? Und wer ist diese mysteriöse Leonie, die seit ein paar Wochen die neue Freundin von Toni und dessen Freundin Nora ist, aber von deren Existenz die Eltern nichts wissen durften? Am Ende gibt noch zwei Tote mehr und einen Täter, den man gar nicht als solchen sehen kann.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich an diesem lesenswerten Roman habe, sind die doch etwas aufgesetzt wirkenden Charaktere der Polizisten. Klewe wollte hier doch zuviel: besondere Namen, jeder Protagonist mit seinem eigenen Trauma und deshalb haben sie auch alle Schwierigkeiten, miteinander klar zu kommen.

Lydia Louis hat ein kleines Alkoholproblem und nimmt sich die Männer mit ins Bett, wie sie es braucht. Salomon dagegen lebt allein mit der Erinnerung an seine seit Jahren verschwundene kleine Tochter. Für ihn wird dieser Fall ganz besonders nervenaufreibend. Und auch die anderen Kriminalkollegen sind alle sehr eigen. Ein wenig mehr Normalität auf dieser Ebene hätte dem Buch eine höhere Glaubwürdigkeit gebracht. Und aus diesem Grund bin ich mir auch noch nicht sicher, ob ich diese Reihe weiter verfolgen werde.

Aber spannend war die Lektüre allemal.

Montag, 1. April 2013

Kai Thomas Geiger: Autoreverse

255 S., Theiss, 14,95 €, ISBN 978-3-8062-2774-1

"Autoreverse" ist eine Hommage an die Jugend der 80er Jahre, besser gesagt, Anfang der 80er. AC/DC, Provinz, Mopeds, der erste Urlaub und die erste Freundin werden in diesem amüsant geschriebenen Roman heraufbeschworen.

Marc (welch typischer Name zu dieser Zeit - offensichtlich egal ob Ost oder West) ist 12 und steht noch auf ABBA - seine erste Lieblingsband, als sich sein Leben ändert. Und das in Form von Musik. Der große Bruder seines besten Freundes Jones, Karl, kommt mit einer völlig neuen Art von Musik um die Ecke. Der Musik-Guru weiß, was gute Musik ist, auf Karl hören sie alle. Und Karl sagt: hört Euch diese Platte an, das ist der Hammer.

AC/DC ist der Hammer, soviel steht für Marc fest. Und so wird aus einem unschuldigen Kind mit unschuldigem Musikgeschmack auf einmal ein Jugendlicher mit gar nicht mehr so unschuldiger Musik. Und es ändert sich noch mehr. Aus Jones und Marc wird nun Basti, Jones und Maik und der erste Möhringer AC/DC-Fanclub ist gegründet und prangt feierlich auf ihren Jeansjacken.

Doch schon steht Marc vor ersten Problemen: wo spielt man die neu errungenen Rockplatten ab? Auf dem heimischen Plattenspieler der Eltern ist das mit dieser Musik nicht mehr möglich. Also muss eine eigene Anlage her - aber nicht irgendeine. Eine mit Qualität. Und sowas kostet. Aber woher das Geld nehmen? Muttern lässt nichts springen, zum selber verdienen ist man noch zu jung. Aber da kommt ihm die Idee: Geld schenken lassen - und zwar zur Konfirmation. Nur leider muss man vorher zum Konfi-Unterricht, aber egal, da muss man durch.

Und so beginnt für Marc eine aufregende Zeit zwischen Tanzschule Dieterle, Jugendhaus und Rockfabrik. Erste Risse bekommt die Clique, als Basti plötzlich nur noch als BastiundBea zu kriegen ist, Basti im Doppelpack mit seiner neuen Freundin. Prompt kommts zum Bruch zwischen Marc und Basti.

Aber neue Freundschaften entstehen, der erste Urlaub in Frankreich von Mutti mit Halbpension spendiert, liegt hinter ihnen, die ersten Mädelsbekanntschaften schließen sich an. Ausweise werden im Datum gefälscht, der Mopedführerschein gemacht und erst kommt Alkohol ins Spiel, später dann auch Hasch.

Leider geht das Leben nicht ewig so weiter und spätestens nach einem tragischen Unfall sind aus den Kids ganz schnell Erwachsene geworden - Erwachsene, die Jahre danach kaum noch etwas gemein haben. Außer die Erinnerung.

Dies ist sicher kein literarisches Meisterwerk. Aber Geiger versteht es mit seiner rasanten Sprache das Feeling dieser Zeit einzufangen. Und nicht zum ersten Mal bin ich verwundert, wie wenig sich doch die Erinnerungen an die wildesten Zeiten im Leben zwischen West und Ost unterscheidet. AC/DC, Moped und Revoluzzertum kommen mir doch sehr vertraut vor. Und ich habe mich in diesem Roman gewissermaßen heimisch gefühlt.

Für alle, die sich gern an jene Zeit erinnern: lesen!