Samstag, 26. Februar 2011

Antonin Varenne: Fakire



314 S., Ullstein, 18,00 €, ISBN: 978-3-550-08789-9

Ich kann die durchweg positiven Kritiken meiner Mit-Rezensenten nicht teilen. Auch wenn ich mir wie ein Kostverächter vorkomme, weil ich diesen ungewöhnlichen Krimi nicht mit Lobeshymnen überschütte - ich fand das Buch einfach nur schlecht.

Vielleicht liegt es an der Übersetzung, veilleicht ist die Schreibweise einfach nicht mein Stil. Ich glaube auch nicht, mich nur für leicht geschriebene Romane begeistern zu können, eher im Gegenteil, aber was Varenne dem Leser zumutet ist vor allem ein völlig abstruser Plot.

Erzählt werden zwei Handlungstränge: um den Amerikaner John Nichols, Psychologe und Einsiedler, dessen schwuler Freund als Fakir auftritt, unglücklicherweise auch noch Bluter ist und bei einem Auftritt angeblich mit Absicht verblutet - also Selbstmord begeht.

Der andere Strang wird um den Polizisten Guérin und seinen Assistenten Lambert gewebt, die sich nur mit Selbstmorden beschäftigen. Alle Selbstmorde sind eindeutig und nichts deutet auch nur im entferntesten auf Mord hin. Dennoch will Guérin hier Zusammenhänge finden. Bei seiner Suche stößt er auf eine Truppe edel angezogener Leute, die immer wieder an den Tatorten anwesend sind. Offen bleibt bis zum Schluss, ob es sich immer um dieselben Personen handelt.

Außerdem hat Guérin auch noch mit ehemaligen Kollegen zu tun, die krumme Dinger drehen und mit denen er in Konflikt geraten ist und deshalb in die Selbstmordabteilung versetzt wurde.

Beide Stränge führen natürlich irgendwann zusammen und ergeben ein sehr seltsames Bild, welches mit dem Irak-Krieg, Folter und was diese mit Menschen macht, die sie ausgeführt haben, zu tun hat.

Alles in allem hat Varenne hier viel zu viel gewollt, um den Leser am Ende allein zu lassen. Ich habe gar nichts dagegen, auch zwischen den Zeilen zu lesen und den Leser so in die Handlung mit einzubeziehen, aber hier klaffen einfach zuviele Lücken. Auch gibt es keine wirkliche Auflösung, auch mit viel Phantasie nicht.

Wer das als Gewinn in der Literaturlandschaft begreift - bitte schön. Für meinen Geschmack wird hier eine gute Grundidee komplett in den Sand gesetzt. Einzig positiv habe ich den Spannungsbogen empfunden, der mich dann doch das Buch hat zuende lesen lassen, aber nur, um dort erst recht enttäuscht zu werden.

Sonntag, 20. Februar 2011

Eckart von Hirschhausen: Glück kommt selten allein



384 S., Rowohlt, 18,90 €, ISBN 978-3-498-02997-5

Dieses Buch ist ja bekanntlichermaßen ein Bestseller. So ganz genau weiß ich gar nicht mehr, warum ich es mal gern lesen wollte, vermutlich war das der einzige Grund. Und um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe das Werk nicht ganz gelesen. Bis zur Hälfte habe ich tapfer durchgehalten, dann hatte ich das Gefühl, es wiederholt sich und das Prinzip hat sich totgelaufen, ich habe dann nur noch geblättert und mir vereinzelte Kapitel rausgepickt, und das waren dann nicht mehr viele.

Eckart von Hirschausen ist von Hause aus eigentlich Mediziner und hat sich dann auf der Bühne mit einer Mischung aus Wissensvermittlung und Humor einen Namen gemacht. Und genau so soll auch das Buch sein: eine humorvolle Abhandlung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Thema Glück.

Das Glück überhaupt ein eigener, wenn auch kleiner Forschungszweig ist, ist schon kurios genug und der Ansatz, dies alles nicht allzu ernst zu nehmen, umso löblicher. Dennoch hat mich das Buch nicht wirklich überzeugt.

Abgehandelt wird in mehreren Teilbereichen, die ich ganz gelungen finde: Glück in zwischenmenschlichen Beziehungen, der Glück des Zufalls, Glück im Genuss finden und beim Tun, dem sogenannten Flow sowie mit der Vereinfachung - dem Weglassen. Hirschausen arbeitet mit Beispielen und kecken Sprüchen, die einen schon mal schmunzeln lassen, aber im Nachgang auch irgendwie banal und fast lächerlich klingen. Während ich: "Wenn du glücklich sein willst, sei kein Frosch" noch höchst amüsant finde, so ist "Geniess dein Leben! Es könnte dein letztes sein" einfach nur noch albern.

Praktische Tipps für Übungen, die oft ebenso nicht ganz ernst gemeint sind oder Bastelanleitungen lockern das Ganze ein wenig auf. Dennoch brauche ich künftig nicht mehr Bücher solcher Art. Auf der Bühne ist solch ein Inhalt sicherlich besser aufgehoben:



Sonntag, 13. Februar 2011

Ivo Andric: Die Brücke über die Drina



444 S., Büchergilde Gutenberg, 1961

Diesen Klassiker wollte ich eigentlich schon seit drei Jahren lesen, denn damals war ich das erste Mal in Kroatien im Urlaub und meine Schwester, die mit mir unterwegs war, las dieses Buch über die Region mit sehr bewegter Geschichte und empfahl mir den Roman.

Über bookcrossing bin ich jetzt dazu gekommen. Allerdings fiel mir die Lektüre nicht leicht, denn der Roman ist kein Roman im klassischen Sinne. Der Leser folgt nicht mehreren Figuren in einer fortwährenden Geschichte, sondern vielmehr wird anhand von Einzelschicksalen die Geschichte der Brücke über die Drina erzählt. Beginnend vor Baubeginn um 1571 begleiten wir die Stadt Wischegrad, in der sich die Brücke befindet, durch die Jahre bis 1914, in der die Brücke durch die österreichisch-ungarische Besatzung zerstört wurde.

Der Fluss Drina stellt die Trennung zwischen der Westlichen Welt und dem Orient dar. Deshalb hat die Brücke eine große Bedeutung als Verbindung zwischen den beiden Welten. Ihr Bau wird in jahrelanger Schwerstarbeit durch Fronarbeit gebaut und bringt damit Unglück über viele Menschen. Auf der anderen Seite ist sie Symbol der Völkerverständigung, die durch die Serbenverfolgung nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger durch einen Serben, ein jähes Ende fand. Somit ist auch die Sprengung der Brücke ein symbolischer Akt.

Ivo Andric erhielt 1961 den Nobelpreis für Literatur. Das Buch erschien erstmalig 1945 unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkrieges und gehört heute zu Harenbergs 1000 Büchern.

Um keine Verwirrung aufkommen zu lassen: ich habe ein anderes Exemplar als das hier abgebildete gelesen.

Samstag, 5. Februar 2011

Mein erster Blogaward!


Gestern habe ich von von Anka meinen ersten Blogaward, den Versatile Blogaward, verliehen bekommmen. Das kam unerwartet, auch wenn ich doch einige treue Leser meines Blogs habe. Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut und bedanke mich recht herzlich.

Für die Verleihung gibt es einige Regeln:
  • Danke der Person, die dir den Award gegeben hat und verlinke sie in deinem Post.
  • Erzähle uns 7 Dinge über dich.
  • Gib den Award an 15 kürzlich entdeckte, neue Blogger. Kontaktiere diese Blogger und lass sie wissen, dass sie den Award bekommen haben.
So, nun muss ich also was über mich erzählen, was ich gar nicht so gern mache. Aber dann mal los:
  1. Als Ex-Bibliothekarin möchte ich gern irgendwann ein Bildband über Bibliotheken (mit bestimmter inhaltlicher Ausrichtung, die hier nicht verraten wird) realisieren.
  2. Ich verändere mich beruflich gerade ohne es selbst forciert zu haben.
  3. Ich habe zwei halbwüchsige Söhne.
  4. Ich liebe asiatisches Essen.
  5. Ich war mal Punk.
  6. Meine zweite Katze muss demnächst kastriert werden.
  7. Eine meiner Lieblinsserien wird im Mai eingestellt (jetzt dürft ihr raten, um welche es sich handelt...).
Und nun kommt vielleicht das Schwierigste. Denn ich entdecke nicht andauernd neue Blogs. Die, die ich gern lesen, lese ich schon eine ganze Weile und es sind auch keine 15 Blogs. Aber ich werde hier alle aufzählen, die ich gern besuche und die ich gern weiterempfehlen möchte:
  1. Liisas Litblog - Liisa bloggt wie ich mit Herz und Verstand über Bücher, wobei sie eine Vorliebe für Krimis hat, aber auch wirklich anspruchsvolle Romane bespricht.
  2. Philipp von Literaturkosmos beeindruckt mich immer wieder. Der Abiturient rezensiert alle möglichen Arten von Büchern, sein besonderes Interesse gilt den Naturwissenschaften und dessen Zwiespältigkeit zum Glauben.
  3. Sammelhamster hingegen bloggt auf ungewöhnliche Weise über ihre kulinarischen Experimente - ohne detaillierte Rezepte, einfach, aber immer anregend und ab und zu kann man ihre wunderschöne Katze in Aktion bewundern.
  4. Immer wieder Anregungen für asiatische und arabische Küche bekomme ich bei Chili und Ciabatta. Es gibt keinen Blogger, von dem ich mehr Rezepte kopiert habe als von Petra.
  5. Huettenhilfe war mein erster Kochblog, den ich beobachte. Leider sind die Fremdkochen-Blogevents nicht mehr aktiv, bei denen ich gern mitgemacht habe und sogar ein schönes Kochbuch zum Thema Bärlauch mitgestalten konnte.
  6. Da ich mich seit einiger Zeit auch intensiv mit dem Thema eBooks beschäftige, beziehe ich auch regelmäßig die Feeds von lesen.net-Blog. Hier findet man alles rund um die Entwicklung des Marktes der eReader und eBook. Sehr empfehlenswert!
  7. Ein etwas ungewöhnlicher Bücherblog ist Biblionomicon. Hier wird abseits des Mainstreams über Klassiker der Weltliteratur und Perlen der Literaturgeschichte gebloggt. Sehr anspruchsvoll und nichts für Accord-Leser.
  8. Lettra wiederum wird von vielen verschiedenen Rezensenten bestückt und das Portal zeichnet sich durch eine Mischung aus schriftlichen Rezensionen, Videorezensionen und den beliebten Buchnachrichten aus. Besonders schätze ich die Videorezensionen von Christian Koch von der Hammet-Krimibuchhandlung in Berlin.
  9. Last but not least emfpehle ich den Dawanda-Blog, der rund um die Mitglieder von Dawanda und die deutsche Underground-Modeszene berichtet.
Nun wünsche ich allen viel Spass beim Entdecken.

Bis zur nächsten Rezension!