Sonntag, 26. Juni 2011

Bibliophil

Soeben habe ich das Stöckchen bei Karin entdeckt und hier meine Antworten:

[x] Du gehst nie ohne Buch aus dem Haus.
[x] Dein Bücherregal nimmt den größten Teils deines Zimmers ein.
[x] Du teilst dein Bett mit Büchern.
[ ] Du inhalierst den Geruch von Büchern.
[x] Du streichelst Bücher.
[ ] Du kaufst jedes Mal etwas, wenn du in eine Buchhandlung gehst.
[x] Dein SuB ist dreistellig und tendiert zur Vierstelligkeit.
[ ] Du unterhältst dich mit den Buchcharakteren.
[ ] Du gibst im Monat mehr Geld für Bücher, als für Lebensmittel aus.
[ ] Du bereist die Orte, die in deinen Büchern genannt werden.
[x] Du hälst Bücher für eine bessere Altervorsorge, als Aktien etc. .
[ ] Du zeltest am Tag der neuen Bucherscheinung deines Lieblingsautor vor der Buchhandlung deines Vertrauens, um als erste/r ein Exemplar zu ergattern.
[ ] Deine Familie und Freunde wisse nicht mehr, welches Buch sie dir zum Geburtstag schenken sollen, weil du schon alles hast.
[x] Du verbindest mit mindestens ¼ deiner Bücher im Regal ein Ereignis, an das du dich gerne zurück erinnerst.
[x] Bei dem Wort Buch, wirst du sofort aufmerksam.
[x] Deine Familie und Freunde wissen nicht mehr wie du aussiehst, weil du ständig ein Buch vor der Nase hast.
[ ] Menschen, die Bücher nicht mögen, magst du nicht.
[ ] Du gehst auf die Lesung jedes Autors, dessen Buch du im Regal stehen hast.
[ ] Du benutzt Bücher als (Kuschel-) Kissen.
[ ] Du vergleichst deine Freunde mit Buchcharakteren.
[ ] Deine besten Freunde heißen Bertelsmann, Carlsen, Heyne, Lyx &Co. und heißen alle „Verlag“ mit Nachnamen.
[x] Dein SuB weigert sich vehement dagegen kleiner zu werden.
[ ] Du versuchst Buch-Flatrates mit den Verlagen auszuhandeln.
[ ] Du lernst eine neue Sprache, damit du nicht warten musst, bis das Buch endlich auf Deutsch erscheint.
[ ] Wenn du einmal ein Buch angefangen hast, legst du es bis zum Schluss nicht mehr weg.
[x] Du verleihst keine Bücher, weil du Angst hast, dass jemand deinen Lieblingen Schaden zufügen könnte.
[x] Man könnte meinen, du besitzt eine eigene Bücherei oder Buchhandlung.
[ ] Deine besonderes Schätze bekommen einen Platz in deiner (gesicherten) Vitrine.
[x] Wenn dich dein Partner vor die Wahl stellt „Ich oder das Buch“, antwortest du „Von welchem Buch reden wir denn?“ 
[x] Du verbringst mehr Zeit mit Lesen als mit anderen Dingen (Job, Schlafen, Freunde und Familie).
[ ] Du magst keine eBooks.
[x] Buchverfilmungen findest du in der Regel schlecht und du hättest es viel besser umgesetzt.
[ ] Du schreibst ein Buch darüber, wie es mit deinen Buchlieblingen weitergeht.
[x] Du besitzt immer noch das Buch, welches du als erstes gelesen hast.
[ ] Du kennst dich besser mit der aktuellen Beststellerliste aus als die meisten Buchhändler/innen.

0-5 Antworten: Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mit dir ist alles in Ordnung. Vielleicht solltest du aber mal öfter ein Buch in die Hand nehmen.

6-10 Antworten: Mit dir ist noch alles in Ordnung. Du bist ein ausgeglichener Viel-Leser, der neben Büchern noch viele andere Hobbies hat.

11-15 Antworten: Dein Zustand ist kritisch. Aber du kannst immer noch damit umgehen, wenn du mal kein Buch zur Hand hast.

Ab 16 Antworten: Bitte besuche sofort ein Treffen der anonymen Bibliophilen!

Meine Antworten gleichen fast denen von Karin, nur zwei unterscheiden sich. Ich bin aber bei 16 gelandet und damit eindeutig bibliophil!!!

LG an Karin

Samstag, 25. Juni 2011

Katharina Hacker: Die Habenichtse


309 S., Suhrkamp, 9,90 €, ISBN 978-3-518-45910-2

Ratlos lässt mich das Buch zurück. Laut "Brigitte" deckt das Buch auf, was unserer Gegenwart so oft fehlt: die Fähigkeit zum Mitleid. Aber will mir dieses Buch das wirklich sagen, lese auch ich das, was Literaturkritiker darin sehen?

Die Begründung der Jury des Deutschen Buchpreises zur Vergabe desselben an diesen Roman 2006 lautete: 

"Katharina Hackers Roman Die Habenichtse erzählt die Geschichte von Haben und Sein neu. Ihre Protagonisten sind in den Dreißigern, wissen alles und kennen doch eines nicht: sich selbst. Sie lassen sich treiben und sind gleichermaßen Getriebene. In einer flirrenden, atmosphärisch dichten Sprache führt Katharina Hacker ihre Helden durch Geschichtsräume und in Problemfelder der unmittelbarsten Gegenwart, ihre Fragen sind unsere Fragen: Wie willst du leben? Was sind deine Werte? Wie sollst und wie kannst du handeln? Die Qualität des Romans besteht darin, diese Fragen in Geschichten aufzulösen, die sich mit den plakativen Antworten von Politik und Medien nicht zufriedengeben".

Ich kann damit wirklich wenig anfangen. Ich wurde gewarnt von mehreren Seiten, dass Buch sei seltsam und ich sollte es mir sparen. Da ich in der Regel auf solche Hinweise nur selten reagiere, es sei denn, sie stammen von Personen, deren Literaturgeschmack ich zu schätzen weiß, habe ich mich dennoch dran gewagt. Ich dachte, ein Buchpreis wird nicht so ohne weiteres vergeben.

Aber nun dennoch ein wenig zur Handlung: Jakob hat Isabelle vor Jahren das letzte Mal gesehen, aber nie aus dem Kopf bekommen. Als er sie wiedersieht verlieben sich beide, heiraten und alles scheint perfekt. Isabelle arbeitet als Grafikerin in einer Agentur als Miteigentümerin, Jakob macht Karriere in einer Anwaltskanzlei und bekommt die Chance, nach London zu gehen.

Damit beginnt aber das Drama. Denn in London verweben sich drei Schicksale miteinander. Das von Isabelle und Jakob, von Jim, dem Dealer und Sara, der vernachlässigten Nachbarstochter, die am Ende aufs brutalste von ihren Eltern geschlagen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Jim trägt eine Mitschuld und Isabelle und Jakob ebenso. Nur auf sich selbst fixiert, wollen sie die Vorgänge nebenan nicht wahrnehmen oder sich dafür verantwortlich fühlen.

So weit, so gut. Das Nichtvorhandensein von Mitgefühl spiegelt sich schon wieder. Aber warum bleibt mir das alles fremd? Ebenso kalt lässt mich die Geschichte, wie den Protagonisten das Schicksal von Sara. Ist das die Art und Weise, wie man Menschlichkeit dem Leser nahegebracht werden sollte? Ich meine: nein - und somit Ziel verfehlt. Schade um diesen gut gemeinten Versuch.



Montag, 20. Juni 2011

Paolo Giordano: Die Einsamkeit der Primzahlen

eBook über Textunes


Normalerweise lese ich in der S-Bahn und meist auch immer noch in gedruckten Büchern. Aber seitdem ich ein iPad und ein Android-Handy habe, kommt es hin und wieder vor, dass ich keine Lust habe, alles mit mir rumzuschleppen und dann greife ich gern zum eBook.

Dafür benutze ich derzeit die textunes-App, mit der ich sehr zufrieden bin. Auf dem Handy ist es insgesamt aber doch sehr klein und das iPad spiegelt halt bekanntlichermaßen.

"Die Einsamkeit der Primzahlen" habe deshalb nicht am Stück gelesen, sondern nur dann, wenn ich mal wieder kein Buch einpacken wollte. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht so richtig warm geworden bin mit dem Buch. Zu blass und leblos wirkten die Figuren auf mich, sie sind mir nicht ans Herz gewachsen über die Zeit.

Erzählt wird die Geschichte zweier Aussenseiter: Alice und Mattia, die sich in der Schule kennenlernen. Beide sind verschlossen und seltsam. Alice hinkt und wird gehänselt, während Mattia sich nach dem Verschwinden seiner Zwillingsschwester, für das er sich verantwortlich fühlt, selbst Verletzungen beibringt. Beide merken, dass sie anders sind und fühlen sich zueinander hingezogen.

Und doch führen ihre Weg wieder auseinander. Mattia widmet sich der Mathematik und Alice entdeckt ihre Liebe zur Fotografie, heiratet sogar, aber wird dort nicht glücklich. Im Gegenteil, sie leidet an Essstörungen. Irgendwann begegnen sie einander wieder und fühlen sich immer noch nah ...

Der Titel beschreibt sehr gut die Sonderstellung dieser beiden Individuen, ihre Nähe zueinander und diese Unmöglichkeit, den letzten Abstand zu überwinden. Insofern ein gelungenes Buch. Und dennoch blieb es mir seltsam fern, vielleicht so wie die Primzahlen zueinander.



Mittwoch, 15. Juni 2011

Khaled Hosseini: Tausend strahlende Sonnen

381 S., Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5895-6

Ein beeindruckendes Buch! Ein hartes Thema. Ein aktuelles Thema. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wird die Geschichte von Mariam und Laila erzählt, eine Geschichte exemplarisch für wahrscheinlich viele Frauen Afghanistans und eine Geschichte Afghanistans selbst.

Was mir bisher nur aus den Medien und recht schemenhaft bekannt, wurde mir in diesem Roman vom Autor Hosseini nahe gebracht, sehr nahe. Erschütternd, ergreifend und doch hoffnungsvoll.

Mariam und Leila - beide Frauen eines konservativen Schuhmachers - stammen aus unterschiedlichen Generationen und teilen doch das selbe Schicksal. Gegen ihren Willen verheiratet, aus der Not der Umstände heraus, leiden beide an den Gewalttätigkeiten ihres Mannes. Anfangs noch feindlich gegenüber stehend, verbindet die Frauen bald tiefe Zuneigung und Verbundenheit, die in einer Befreiung und einem Schicksalsschlag gleichzeitig endet.

Diese private Geschichte dient als Rahmenhandlung für die Geschichte Afghanistans von den 70ern bis in die Gegenwart. Welch gebeuteltes Land dies doch ist, der Dschihad allgegenwärtig, ständig unterdrückt und nicht frei, abwechselnd beherrscht von den Sowjets, den Mudschahedin und den Taliban. Immer von Partisanen umkämpft und immer aufgrund völlig unterschiedlicher Blickwinkel: mal freiheitlich denkend, mal rückwärtsgewandt, in neuerer Zeit immer wieder islamistisch geprägt.

Zu wünschen wäre dem Land endlich Stabiliät und Frieden, doch die unterschiedlichen Interessenlagen in dem gespaltenen Land werden dies noch lange unmöglich machen.

Ein lesenswertes Buch über eine Welt, die uns Europäern immer fremd bleiben wird.


Dienstag, 14. Juni 2011

Berliner Büchernacht 2011


Letzten Donnerstag war die Berliner Büchernacht in der Kulturbrauerei. Rausgesucht hatte ich mir drei Lesungen:  

  • Clemens J. Setz – Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes 
  • Linus Reichlin liest aus ER
  •  Ruth Johanna Benrath – Wimpern aus Gras
Die Lesung von Clemens Setz war wirklich ein guter Einstieg in den Abend. Er las eine abgeschlossene Geschichte aus seinem mit dem Buchpreis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Erzählband. Und er las hervorragend. Die Geschichte war witzig und mit einem Ende, mit dem man wahrhaftig nicht gerechnet hatte.

Auch Linus Reichlin konnte mich begeistern. Seine tiefe Stimme mit schweizerischem Dialekt kombiniert mit dem Humor der ausgewählten Szene des Krimis hat mich neugierig auf das Buch gemacht.

Nur Frau Benrath war die absolute Fehlbesetzung. Die Beschreibung der Geschichte machte mich neugierig. Heraus kam aber nur eine einfaltslose Geschichte, die auch noch mit solch monotoner Stimme vorgetragen wurde, die seltsame Textstellen besonders betonte, so dass die Autorin die denkbar schlechteste Werbung für ihr Buch machte.


Wenn ich es nächstes Jahr schaffe, werde ich auch 2012 wieder bei der Berliner Büchernacht vorbei schauen.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Neuzugänge


Den Frankreich-Führer hab ich als Rezensionsexemplar bekommen und werde ihn in meinem Urlaub ausgiebig testen.


Und ein wenig Belletristik natürlich auch noch - mein Quartalskauf bei der Büchergilde Gutenberg.

Montag, 6. Juni 2011

Wolfgang Herrndorf: Tschick




256 S., Rowohlt, 16,95 €, ISBN 978-3-87134-710-8

Gleich vorweg: "Tschick" ist ein großartiges Buch. Und obwohl im eigentlichen Sinne ein Jugendbuch, sei es auch jedem Erwachsenen ans Herz gelegt, der sich noch gut an seine wilden Jahre erinnern kann.

"Tschick" ist ein Roadmovie, bestritten durch zwei 14jährige Jungs - der eine Aussenseiter, der andere Deutschrusse, und somit auch Aussenseiter - und einem geklauten Lada Niva. 

Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, ist neu in der Klasse des Ich-Erzählers Maik. Schweigsam und unnahbar läuft er so nebenher, fast unbemerkt von seinen Mitschülern. Ab und an ist er mit einer Alkoholfahne zugegen, und manchmal schreibt er sogar gute Noten. Aber eigentlich weiss man nie, woran man mit ihm ist.

Dies ändert sich mit Beginn der Sommerferien. Maik, der selbst mit einem wohlstandsverwahrlosten Familienleben gestraft ist, wird von Tschick angequatscht und fast schon genötigt, in den kurz geschlossenen Lada zu steigen. Damit beginnt eine vor allem amüsante Reise durch die brandenburgische Pampa. Zielrichtung: die Walachai. Obwohl: "..wie man es bis in die Walachai schaffen sollte, wenn man nicht mal wußte, wo Rahnsdorf ist, deutete sich da als Problem schon mal an."

Was die Jungs noch so alles erleben und wie es mit der ersten Liebe bestellt ist, sei hier noch nicht verraten. Deshalb: unbedingt lesen!