Sonntag, 30. August 2009

John Steinbeck: Früchte des Zorns


582 S., Verlag Volk und Welt, 1966

Im Urlaub habe ich es endlich geschafft, diesen Klassiker durchzulesen. Lange Zeit habe ich mich nicht richtig rangetraut an dieses Buch. Nun muss ich sagen, daß ich positiv überrascht bin, wie leicht es sich doch liest.

Das Werk spielt in Zeiten der Weltwirtschaftskrise in Amerika und Hauptakteur ist die Familie Joads, die Pächter einer Farm sind, die einer Großbank gehört. Da sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen können, müssen sie ihr Land Oklahoma verlassen und begeben sich auf eine lange, beschwerliche Reise nach Kalifornien, welches sie als das gelobte Land ansehen. Dort werden Plantagenarbeiter gesucht und angeblich werden auch gute Löhne gezahlt. Doch bald merken sie auf der Reise, daß sie nicht allein sind auf ihrer Suche nach einem besseren Leben und einem neuen Zuhause. Sie begegnen vielen Gleichgesinnten, die auch ihr Hab und Gut verloren haben. Sie alle lernen den Hunger kennen und zahlreiche Entbehrungen.

In Kalifornien angekommen, begreifen sie, daß die Farmer, die Arbeiter gesucht haben, absichtlich viel zu viele Notleidende ins Land gelockt haben, um die Löhne drücken zu können. Somit bleibt wenig Geld für viel Arbeit und der Hunger kann nicht vergehen.

Mutter Joad ist eine der zentralen Figuren. Sie hält die Großfamilie zusammen mithilfe ihres großen Sohnes Tom, der gerade auf Bewährung das Gefängnis verlassen hat und eigentlich die Grenzen des Staates Oklahoma nicht verlassen darf. Mit der Familie zieht die schwangere Tochter Rosasharn und ihr Freund, die Großeltern, weitere Kinder und der frühere Prediger Casy. Nicht alle Reisenden werden an ihrem Bestimmungsort ankommen, viele bleiben aus unterschiedlichen Gründen sprichwörtlich auf der Strecke.

Einzig der Prediger Casy begreift die Ausweglosigkeit ihrer Situation und lehnt sich dagegen auf. Er versteht: nur, wenn alle Betroffenen zusammenhalten und sich gegen ihre Ausbeuter wehren, haben sie eine Chance. Doch genau diese Erkenntnis wird ihm persönlich zum Verhängnis.

"Früchte des Zorns" ist in meinen Augen zu Recht ein Klassiker, der auch weiterhin seine Gültigkeit in der beschriebenen Problematik haben wird. Einzig das Ende war nicht in meinem Sinne. Im letzten Drittel wird eine Spannung aufgebaut und man meint, die Geschichte kann nur in Auflehnung und Revolution enden. Jedoch bleibt dieses Ende offen. Man kann nur hoffen, daß die Menschen schnell begreifen, daß dies ihre einzigste Möglichkeit ist.