Donnerstag, 30. Dezember 2010

Lesehighlights 2010

Im nun bald vergangenen Jahr habe ich mehr Bücher gelesen als im vergangenen. Es gab viele Bücher, die mir gefallen haben, ein paar wenige, die ich mir hätte getrost sparen können und auch ein paar Highlights.

Hier meine TOP 3 meines Lesejahres 2010:
  1. Hans Waal: Die Nachhut
  2. Wally Lamb: Die Stunde, in der ich zu glauben begann
  3. Den dritten Platz teilen sich Kristof Magnusson: Das war ich nicht und Gerard Donovan: Winter in Maine
Der beste Krimi, den ich gelesen habe, war Jo Nesbo: Schneemann.

Ich wünschen all meinen Lesern ein besonders guten Start ins neue Jahr, viel Kraft, Ausdauer und erfüllte Wünsche. Rutscht gut und lest fleißig meinen Blog. Prioritäten werde ich weiterhin nicht beim Lesen haben. Aber auf folgende Rezensionen könnt ihr Euch schon freuen:
  1. Martin Suter: Der Koch
  2. Marlen Haushofer: Die Wand
  3. Carlos Ruiz Zafón: Der dunkle Wächter
  4. Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel
  5. Alexander Pechmann: Die Bibliothek der verlorenen Bücher
  6. Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht
  7. Arno Geiger: Alles über Sally
  8. Elsa Osario: Mein Name ist Luz
  9. Katharina Hacker: Die Habenichtse
und außerdem noch zahlreiche Klassiker, Krimis und was mir sonst noch so in die Hände fällt.

Montag, 27. Dezember 2010

Akif Pirinçci: Schandtat



333 S., Diana, 8,95 €, ISBN 978-3-453-35255-1

Akif Pirinçci ist der Stammvater des Katzenkrimis und hat dieses Jahr bei der Verleihung des 1. Katzenkrimi-Preises den Ehrenpreis erhalten. Leider war ich zu spät dran und konnte der Veranstaltung nicht beiwohnen.

Seine ersten drei Werke stehen schon lange bei mir im Regal und lange Zeit war mir gar nicht bewußt, wieviele Folgebände es noch gibt. So habe ich die Gelegenheit genutzt, als mir eine Kollegin "Schandtat" mitbrachte und habe mich voll Freude in diesen Roman gestürzt.

Inzwischen ist Francis alt geworden und hat sogar einen Sohn namens Junior (wie originell!). Dieser will irgendwann wissen, wie sein Papa zum Meisterdetektiv wurde. So fragt er ihn aus, als er mit ihm, dessen neuen Partnerin und dem alten Blaubart vor dem Kamin döst.

Francis beginnt zu erzählen und Junior will bald wissen, was wirklich dahintersteckt und macht sich selbst auf die Suche. Dabei gerät er und später auch Francis und Blaubart in sehr seltsame Abenteuer. Dabei spielen Drogen in Form von Katzenminze, ein Irrenhaus und deren Insassen und ein alter Mann namens Refizul, was rückwärts gelesen Luzifer heißt, eine Rolle.

Letzerer hat seit Jugendjahren die Idee, die von Gott gewollte Ordnung der Nichtverständigung von Mensch und Tier aufzuheben. Er forscht an den Lauten der Tiere und hier vor allem der Katzen und siehe da, bei der Begegnung mit unseren Haupthelden können sich diese auch verstehen.

So sehr ich mich auch bemüht habe, diesem Roman etwas abzugewinnen, wurde ich von Seite zu Seite immer genervter ob der allzu platten Vergleiche mit menschlichen Situationen etc. Zwischenzeitlich gleitet Pirinçci ins politisch-philosophische ab, was so gar nicht zur Handlung passen will. Der ganze Roman ist vollgestopft mit konstruierten Statements, die in meinen Augen immer weiter ins Absurde abgleiten.

Auch die ganze Handlung ist so diffus und durcheinander, daß es keinen Spass macht, ihr zu folgen. Meine Gedanken glitten während des Lesens immer wieder ab. So ist es nur folgerichtig, daß am Ende alles nur ein Traum von Francis war. Da kann man nur sagen: Gott sei Dank - so unglaubwürdig kam die ganze Story daher.

So schnell habe ich jetzt keine Lust mehr, einen weiteren Band der Francis-Reihe zu lesen - an den ersten kommt eh keiner ran.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Anna Seghers: Das siebte Kreuz

436 S., Luchterhand, 1962

Nach fast einem Monat habe ich endlich "Das siebte Kreuz" ausgelesen. Ein wenig musste ich mich durch diesen Klassiker quälen. Die Sprache ist mir doch recht fremd. Und das Thema ist ja auch kein leichtes.

Angesiedelt ist der Roman im Jahre 1937, also im Hitlerdeutschland vor Ausbruch es 2. Weltkrieges. Sieben Gefangene fliehen aus einem KZ und versuchen sich in die Freiheit durchzuschlagen. Gelingen tut es aber nur Georg Heisler, der somit dem sicheren Tod entgeht.

Beschrieben wird seine Odysee in die Heimat und weiter. Zentrales Thema ist, an wen kann er sich wenden, wer hilft ihm weiter und wem darf er nicht trauen. Er kann sich nie sicher sein und doch gelingt es ihm am Ende, die richtigen Menschen um Hilfe zu bitten.

Die Geschichte wird von zahlreichen Personen bevölkert, die die unterschiedlichsten Haltungen annehmen: Mitläufer, überzeugte Nazis, Antifaschisten im Geiste. Auch einige unentschlossene sind dabei. Die Frage nach Zivilcourage stellt sich jedem Einzelnen.

Genau aus diesem Grunde wird das Werk Anna Seghers immer aktuell bleiben und ist zurecht ein Klassiker der deutschen Literatur. Dennoch hatte ich Probleme, der Geschichte immer zu folgen. Für mich zog sich das Ganze sehr und die gewählte Sprache, die dem einfachen Volke entsprechen soll, hat es mir schwer gemacht, wirklich Gefallen an dem Buch zu finden.

Interessant war an meiner Ausgabe, welche 1962 in Westdeutschland erschienen ist, dass hinten im Buch vermerkt ist: "Diese Ausgabe darf nicht in der Deutschen Demokratischen Republik verkauft werden." Jetzt würde man doch gern wissen, welchen Hintergrund das hat, denn eigentlich ist das Buch auch in der DDR schon wichtige Lektüre gewesen.

Sonntag, 21. November 2010

Elizabeth George: Doch die Sünde ist scharlachrot



763 S., Goldmann, 9,90 €, ISBN 978-3-442-46925-3

Lange habe ich auf den nächsten Band der Lynley-Reihe gewartet. Das gebundene Buch ist mir für einen Krimi dann doch zu teuer, aber seit November gibt es "Doch die Sünde ist scharlachrot" als Taschenbuch zu kaufen und ich habe gleich zugeschlagen. Der Folgeband ist inzwischen als Hardcover zu erwerben, muss aber wieder eine Weile warten, bis er gelesen wird von mir - als Taschenbuch.

Diesmal war ich besonders gespannt auf die Fortsetzung von Lynleys Privatleben, hat er doch in den beiden vorigen Bänden - jeweils aus anderer Perspektive erzählt - seine geliebte Frau Helen durch Mord durch einen 12jährigen verloren. Seine Frau war auch noch schwanger, so daß Lynley doppelt Trauer trägt.

In sich selbst zurückgezogen begibt er sich auf eine Wanderung in Cornwall. Den Dienst bei Scottland Yard hat er quittiert. Einsam geht er seiner Wege, völlig verwahrlost und in sich vergraben trauert er um seine kleine Familie. Doch unglücklicherweise findet er auf seiner Wanderschaft einen Toten, offensichtlich ein junger Mann, der beim Klettern die Felswand hinabgestürzt ist. Um den Unfall der Polizei zu melden, bricht er in ein nahe gelegenes Cottage ein, da dort niemand öffnet und er selbst kein Handy dabei hat. Dort begegnet er Daidre Trahair, einer Tierärztin, die hier regelmäßig ihre Urlaube verbringt.

Dr. Trahair scheint einige Geheimnisse mit sich herum zu tragen, sagt sie doch bei den ersten Befragungen durch die örtliche Polizei nicht die Wahrheit, was sie natürlich sofort in den Kreis der Verdächtigen bringt.

Doch im Zuge der Ermittlungen werden zahlreiche weitere Personen zu diesem Kreis zählen. Denn Santo Kerne, der Tote, war offensichtlich zwar ein gut aussendender junger Mann, der jedoch sich einige Mitmenschen zum Feind gemacht hat. Sein ausschweifendes Sexualleben spielt dabei eine große Rolle. Hätte etwa seine Ex-Freundin Madlyn die Möglichkeit gehabt, seine Kletterausrüstung zu manipulieren?

Oder wollte sogar seine Mutter Dellen ihn loswerden, da diese ein nicht weniger ausschweifendes Leben führte wie ihr Sohn und dieser ihr dabei im Wege war?

Es gibt noch eine weitere Spur, die Lynley, der nun zu den Ermittlungen herangezogen wird, da Polizeikräfte in Cornwall rar sind, verfolgt. Und diese führt in die Vergangenheit von Ben Kerne, Santos Vater. Nur wie hängt das alles zusammen?

Elizabeth George ist ein weiterer sehr komplexer und spannender Roman gelungen. Verletzungen der menschlichen Seele spielen überall eine Rolle und deshalb könnte fast jeder der Beteiligten ein Motiv für die Tat gehabt haben. Lynley und seine Assistentin Barbara Havers spielen in diesem Roman keine Hauptrolle und auch das macht diesen Roman stark, denn es wäre wenig glaubhaft gewesen, Lynley nach seinem Verlust voll in der Polizeiarbeit wiederzufinden. Vielmehr wird hier behutsam erzählt, wie er wieder in eine Art Alltag zurückfindet und sogar neue zwischenmenschliche Bande knüpft.

Von meiner Seite eine ausschließliche Emfpfehlung.


Montag, 8. November 2010

Mein zweites Interview

Wie für meinen Kochblog habe ich auch für meinen Bücherblog ein Interview verfasst:

Lesen Sie mein Interview in Whohub
Fragen Sie nach meiner Meinung zu einem Thema:

Mittwoch, 3. November 2010

Sebastian Fitzek: Der Augensammler (eBook)

400 S., Droemer Knaur, 16,90 €, epub, EAN 9783426402269

Meinen ersten Fitzek habe ich als Hörbuch genossen und war nicht so angetan davon. Nun habe ich "Der Augensammler" auf dem Sony eReader gelesen und fand das Buch spannend und gelungen. Gewonnen habe ich es bei Lovelybooks.

Der Serienmörder, genannt Der Augensammler, entführt Kinder und ermordet deren Mütter, während er die Väter und Ermittler innerhalb von 45 Stunden auf die Suche nach ihren Kinder schickt. Sie sollen ihre Kinder finden, bevor diese eines grausamen Todes sterben.

Erst nach und nach wird klar, warum der Täter dieses perfide Spiel spielt. Ins Rennen schickt er einen ausgesonderten Polizisten, Alexander Zorbach, der inzwischen sein Geld bei einer Zeitung verdient und eine blinde Physiotherapeutin, die so eine Art Medium ist, die Ereignisse "vorausahnen" kann. Kann sie dies aber wirklich? Und warum stimmen viele ihre Voraussagen nicht? Schaut sie in die Vergangenheit oder in die Zukunft?

Natürlich spielen auch Kommissare bei der Aufklärung eine Rolle, die bald den Reporter selbst als Tatverdächtigen auf ihrem Zettel haben. So muss dieser flüchten und all die Hinweise allein deuten und entscheiden, welcher Spur er folgen soll.

Der Thriller bleibt bis zum Schluss spannend und man erahnt nicht im mindesten, wer der wirkliche Täter ist. Auch das Ende hält eine Überraschung bereit. Mehr sei nicht verraten, damit die Spannung auch erhalten bleibt.

Ein guter Krimi, der in die Psyche des Mörders blicken läßt. Der Schauplatz Berlin ist gut gewählt und die Protagonisten sind nicht blaß, sondern haben Tiefe, wenn auch ihre Biographien schon sehr speziell sind. Kein Meisterwerk, aber gute Unterhaltung.

Das eBook erhält man hier ansonsten wie immer der Link zu Amazon.

Samstag, 30. Oktober 2010

Tom Rachman: Die Unperfekten



394 S., dtv premium, 14,90 €, ISBN 978-3423248211


Bedingt durch meinen Urlaub, in dem ich nicht so zum Lesen kam, wie gewünscht, bin ich jetzt endlich durch mit dem viel besprochenen Roman "Die Unperfekten". Gereizt hat mich die Thematik des Buches, in dem es um den Untergang einer renommierten Zeitung aus Rom in Zeiten von Internet und Co geht.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht verschiedener Personen, die irgendwie mit der Zeitung verbunden sind. Es geht also nicht wirklich um eine fortlaufende Handlung, sondern um die Lebensgeschichten verschiedener Menschen, die entweder für die Zeitung arbeiten oder Leser oder Verleger sind. Ihre privaten Zusammenhänge, Eitelkeiten, Karrieregeschichten werden dem Leser näher gebracht und somit ein vielschichtiges Porträt einer überregionalen, englischsprachigen Zeitung gezeichnet. Am Ende steht aber dennoch der Niedergang des Blattes, mit dem auch die Zukunft der Mitarbeiter auf dem Spiel steht.

Die einzelnen Kapitel behandeln jeweils eine Person, z.B. Kathleen Solson, die Chefredakteurin, die eine steile Karriere bei der Zeitung gemacht hat, in New York ihren Mann kennengelernt hat, der nach ihrer Rückkehr nach Rom als Hausmann fungiert und auf den sie herabsieht.

Abschließend werden Kapitel für Kapitel die Eckdaten der Zeitung erzählt - wie ist sie entstanden, was hat sie schon durchlitten und wie hat sie sich entwickelt - bis zum bitteren Ende.

All diese Menschen haben die Zeitung geprägt, mit ihrer Professionalität, genauso wie ihrer Unprofessionalität, mit Eigennutz, Perfektionismus und wie bereits gesagt: Eitelkeiten. Kein Wunder, daß die Ignoranz jedes Einzelnen mit dazu beiträgt, daß es keine Zukunft für diesen Journalismus gibt.

Mein Fazit zu diesem Roman: flüssig und mit Liebe zu den Figuren geschrieben, nicht das Hammerwerk wie erwartet, aber guter Stoff, wenn man selbst in diesem Metier tätig ist.

Samstag, 9. Oktober 2010

Carlos Ruiz Zafón: Das Spiel des Engels





714 S., Büchergilde Gutenberg, 21,95 €, ISBN 978-3-7632-6217-5

Ich kenne einige Menschen, die "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruis Zafón als ihr Lieblingsbuch nennen bzw. sehr begeistert davon sprechen. Ich habe das Buch bisher nicht in der Hand gehabt, dafür ist mir aber der Nachfolge-Roman des Autors in den Schoß gefallen und ich muss zugeben, daß ich vom Stil des Autors und der Geschichte sehr begeistert bin.

So richtig einordnen kann ich das Werk nicht, es hat fantastische Elemente übernatürlicher Art, aber doch überwiegt die Darstellung einer "normalen" Geschichte. Die Grenzen verschwimmen und man weiß oft nicht genau, ob es nicht doch ganz einfache Erklärungen für die Geschehnisse gibt.

Worum gehts: Der junge Schriftsteller David Martín berichtet von seinem Aufstreben als Autor für eine Zeitung, den darauf folgenden Erfolg, seine unglückliche Liebe zu Christina, über seine Förderer und ein seltsames Angebot eines unbekannten französischen Verlegers, der sein Schicksal werden wird.

Für diesen soll David ein seltsames Werk verfassen, mit dem sich David schwer tut und auch seine moralischen Bedenken hat. Jedoch verspricht der Verleger ihm im Gegenzug viel Geld und das Leben. Denn David ist schwer krank und hat einen Hirntumor, der ihn nur noch ein Jahr leben läßt. Doch kaum hat er in den Vertrag zu diesem Werk eingestimmt, ist sein Tumor verschwunden und er fühlt sich wieder mitten im Leben.

Welche Konsequenzen jedoch dieser Deal auf sein restliches Leben hat und welch undurchsichtige Pfade sich plötzlich ausbreiten, könnte Martín nicht im leisesten erahnen. Irgendwann zweifelt er selbst an seinem Verstand und gerät unter mehrfachen Mordverdacht.

Die Geschichte ist sehr verwickelt und deshalb hier nicht wirklich erzählbar. Am Besten läßt man sich ein auf die Reise in diese äußerst spannende und vor allem in wundervoller, leicht zynischer Art geschriebene Reise in eine mysthische Welt zwischen Glauben, Hoffnung, Lug und Betrug.

Zumindest ein kleines Zitat möchte ich zum Besten geben, um Lust auf die sprachliche Entdeckung des Carlso Riuz Zafón zu machen:
"Tatsächlich hatte ich für einen Mann wie Vidal nicht viel Beeindruckendes zu erzählen. Meine Jugendabenteuer und Liebeleien hatten sich bis dahin durch ihren Anstand und einen bemerkenswerten Mangel an Originalität ausgezeichnet. Mein kurzer Katalog an Schäkereien und in Hauseingängen und dunklen Kinosälen geraubten Küssen konnte keineswegs darauf hoffen, der Aufmerksamkeit dieses Meisters in den Künsten und Kenntnissen von Barcelonas Boudoirs wert zu sein." (S. 32)

Erstes Buch als Vine-Testerin

Heute habe ich mein erstes Buch als Amazon-Vine-Testerin zugeschickt bekommen, da es sich irgendwie im Thema nicht weit entfernt von meinem beruflichen Alltag bewegt, bin ich nun gespannt drauf.

Es handelt sich um "Die Unperfekten" von Tom Rachman.

Inhalt: "Rom - die ewige Stadt. Eine stimmige Kulisse für den rätselhaften Cyrus Ott, eine englischsprachige Tageszeitung zu gründen. Fünf einträgliche Jahrzehnte folgen, in denen sich die Veränderungen der Welt ebenso spiegeln wie der rasche Wandel im Zeitungsgeschäft, in denen Leben aufblühen und scheitern.
Jetzt schlingert das Blatt seinem unaufhaltsamen Ende entgegen - teils konjunkturbedingt, teils aus eklatantem Mangel an know how eines Erben, der seinem Hund namens Schopenhauer weit mehr Interesse entgegenbringt als dem Schicksal der Redaktion. Was wird nun aus ihnen allen? Aus Ruby? Der unglückseligen Texterin mittleren Alters (alleinstehend, immer auf der Suche nach dem Mann fürs Leben). Aus Arthur? Dem Spezialisten für Nachrufe und Nichtstun. Aus Ed? Der gefeuert wird und sich an der zuständigen Sachbearbeiterin rächt (Mutter mit drei Kindern und ohne Zeit für die Liebe). Aus der Chef-Redakteurin Kathleen? Dem alten Pariser Korrespondenten Loyd? Und aus all den anderen, die im newsroom mit dem fleckigen Teppich und dem grottigen Mobiliar um Erfolg und Lebenssinn gerungen haben? Sie alle sind Gestrandete am schmalen Ufer einer sich überschlagenden Zeit, vor allem aber sind sie Lebens- und Überlebenskünstler."

Quelle: Amazon.de

Montag, 20. September 2010

Jo Nesbo: Schneemann

488 S., Ullstein, 19,90 €, ISBN 978-3-550-08757-8

In sehr unorthodoxer Reihenfolge landen die Teile der Jo Nesbo-Reihe bei mir. Jetzt habe ich den letzten erschienenen Band gelesen ohne bisher den ersten Einstiegskrimi zu kennen.

Diesmal muss Harry es wie in dem Fall, mit dem er berühmt geworden ist, mit einem Serienmörder aufnehmen. Dieser spielt ein sehr perfides Spiel mit Harry und legt verschiedene Fährten, die sich nach und nach alle als falsch herausstellen.

Zunächst handelt es sich eigentlich um Vermisstenfälle. Verheiratete Frauen mit Kindern verschwinden. Vor deren Haus stehen Schneemänner und diese werden immer aus dem ersten Schnee des Jahres gebaut. Nach und nach tauchen aber auch die Leichen auf, teilweise auch nur Teile von ihnen.

Alle Kinder der Frauen waren in einer Praxis in Behandlung. Spielt eine seltene genetische Erbkrankheit als Motiv eine Rolle oder ist der behandelnde Arzt gar selbst der Täter?

Selbst Harrys neue Kollegin Katrine Bratt gerät zeitweilig in Verdacht, der "Schneemann" zu sein, wie der Serientäter bald genannt wird. Warum ermittelt sie auf eigene Faust und schreckt auch nicht vor Gewalt zurück? Jagt sie auf unkonventionelle Weise den Killer oder ist sie es selbst? Und welche besondere Verbindung besteht zwischen ihr und dem vor Jahren ebenso verschwundenen Polizisten Rafto?

Nebenher wird natürlich wie immer der Faden von Harrys Privatleben und seine innere Zerrissenheit weitergesponnen. Seine große Liebe Rakel scheint unerreichbar, denn sie lebt inzwischen mit Mathias, einem Arzt zusammen und beabsichtigt sogar, diesen zu heiraten. Harry erträgt diese Situation und den Druck der Ermittlungen nur schwer und greift wieder zur Flasche, jedoch ohne gänzlich abzurutschen. Dabei verliert er nicht den klugen Blick, den er braucht, denn am Ende ist sogar Rakel vom Schneemann bedroht.

Für mich ist dieser Harry-Band einer der besten, die ich bisher gelesen habe. Viele verschiedene Spuren lassen die Handlung immer wieder spannend bleiben und bis kurz vor Schluss hat der Leser kaum die Chance, den Täter zu erraten. Ein Krimi mit Überraschungsmomenten - so, wie es sein soll.

Sonntag, 12. September 2010

Juli Zeh: Corpus delicti



263 S., Büchergilde Gutenberg, 16,90 €, ISBN 978-3-7632-6240-3

Ich bin ja bekanntlicherweise ein Fan von Juli Zeh. Ihre Werke "Adler und Engel", "Spieltrieb" und zuletzt das Sachbuch "Angriff auf die Freiheit" habe ich verschlungen. Ich bin beeindruckt von Ihrem Engagement und ihrer klaren Positionierung, die sie bei jeder Gelegenheit öffentlich macht.

Deshalb war ich auch sehr gespannt auf diesen Science-Fiction-Roman, in dem sich Juli Zeh mit dem Gesundheitssystem auseinandersetzt, welches immer mehr der zentralen Kontrolle unterliegt. Sie spinnt den Faden der gesundheitlichen Datenerfassung via elektronischer Gesundheitskarte weiter und treibt diese Idee auf die Spitze.

In ihrer Zeit, Mitte der 21. Jahrhunderts (also gar nicht in allzuferner Zukunft), sind jedem Mitglied der Gesellschaft ein Gesundheitschip eingesetzt, auf dem alle Daten der Gesundheitsvorsorge erfasst sind. Jederzeit können über den Chip Informationen über die Fitnessübungen, die Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen der Menschen abgerufen werden. Stimmen diese Daten nicht, wird automatisch ein gesetzliches Verfahren eingeleitet, in dem sich der Delinquent rechtfertigen muss und ein Strafmass festgesetzt wird. Krankheiten existieren nicht mehr.

So geschieht es auch mit Mia Holl, deren Bruder sich nach einer Verurteilung wegen Vergewaltigung und Mordes das Leben nimmt. Er stand außerdem im Verdacht, einer "terroristischen" Vereinigung anzugehören, die sich gegen das bestehende System - genannt Die Methode - zur Wehr setzt.

Während Mia sich immer für eine angepasste Bürgerin und Verfechterin der Methode hielt, gerät sie mit dem Tod ihres Bruders in eine persönliche Krise und vernachlässigt ihre "bürgerlichen" Pflichten der Gesundheitsvorsorge. Da sie einfach nur ein paar Wochen ihre Ruhe haben will und sich zurückzieht, ist sie den Oberen suspekt und gerät in die Fänge der Justiz.

So unter Druck gesetzt wird sie zu einer Oppositionellen und sammelt fast unbeabsichtigt Anhänger um sich, die sich ebenfalls gegen das System auflehnen. Da sie eine Verurteilung nicht verhindern kann, will sie die Höchststrafe erreichen, um wenigstens als Märtyrerin zu gelten. Aber selbst das verhindert Die Methode.

Juli Zeh ist wieder einmal ein kluges Buch zu einem aktuellen gesellschaftspolitischen Thema gelungen, welches ich nur jedem Leser ans Herz legen kann. Ich hoffe sehr, von der derzeitig, meines Erachtens, besten deutschen Schriftstellerin noch viele solche Bücher zu lesen zu bekommen.

Samstag, 28. August 2010

Gerard Donovan: Winter in Maine



206 S., Luchterhand, 17,95 €, 978-3-630-87272-8

Dieses Buch habe ich auf der letzten Leipziger Buchmesse gekauft auf Empfehlung von Karin, die mich mit ihrer tollen Videorezension neugierig gemacht hat.

Julius Winsome lebt allein in einer Hütte im Wald. Sein einziger Wegbegleiter ist sein Hund Hobbes, der er aus dem Tierheim geholt hat. Überredet hat ihn dazu seine kurze Beziehung zu Claire. Claire ist eine der wenigen Menschen, die Julius in seinem Leben wichtig waren. Seine Mutter starb bei seiner Geburt und nur mit seinem Vater, den er bis zu dessen Tod gepflegt hat, verband ihn eine menschliche Bindung.

Als er seinen Hund eines Tages erschossen auffindet, bricht für Julius eine Welt zusammen. Scheinbar rational nimmt er die Waffe seines Vaters und legt sich auf die Lauer. Die Jäger des Waldes leben ab nun an nicht mehr sicher. Julius will den Tod seines Hundes rächen. Doch wer hat Hobbes wirklich getötet? Trifft es den Richtigen?

Beeindruckend ist die Darstellung des Julius Winsome, dieses unglaublich einsamen Menschen, der sein Herz einem Tier geschenkt hat und danach den Boden unter den Füssen verliert. Dennoch wirkt er abgeklärt und rational handelnd bis zum Ende.

Dem mir bisher völlig unbekannten Gerard Donovan ist ein einfühlsames Porträt eines Outsiders gelungen. Uneingeschränkte Leseempfehlung!


Dienstag, 17. August 2010

Jo Nesbo: Rotkehlchen



459 S., Ullstein, 12,- €, ISBN 3-548-25544-2

Der nächste Band der Harry-Hole-Reihe musste schnell gelesen werden, denn der nächste Bookcrosser wartet schon auf dieses Exemplar.

Diesmal hat Harry es mit einem historischen Fall zu tun. Ein Attentat auf den Thronfolger ist geplant und der Staatsschutz beauftragt Harry in seiner neuen Stellung beim PÜD, diesem Hinweis nachzugehen.

Aber Harry führen seine Ermittlungen auf ganz andere Wege. In einem Wald wird Munition einer seltenen Waffe gefunden. Die Polizei ermittelt, woher die Waffe stammt, wer sie gekauft haben kann und wer der Händler ist. Die Suche führt zu einer Gruppe von Neonazis und darüber zu alten Kollaborateuern, die immer noch mit ihrer Geschichte kämpfen.

Parallel dazu wird eine Geschichte aus dem Krieg erzählt, die genau diese norwegischen Kriegsbeteiligte als Protagonisten haben. Eine Liebe einer Wiener bürgerlichen Krankenschwester und eines norwegischen Soldaten führt zu dem unheilvollen Ende der Geschichte.

Doch wer ist wer im Jahre 2000? Wer plant den Anschlag und warum?

In diesem Zusammenhang wird auch Harrys Kollegin Ellen brutal ermordet. Der Mörder ist zwar schnell gefunden, doch wer steckt hinter dem "Prinzen", der mit dem Mord und dem Waffenhandel in Verbindung gebracht wird? Der Leser erfährt dies bereits jetzt, aber die Auflösung dessen wird Harry noch weitere Romane über verfolgen.

Fazit: wieder ein sehr gelungener, vielschichtiger Krimi um den sympathischen Ermittler, der sich neu verliebt. Auch diese Geschichte wird noch weitere Teile der Harry-Hole-Reihe füllen.

Samstag, 31. Juli 2010

Jo Nesbo: Kakerlaken



410 S., Ullstein, 8,95 €, ISBN 978-3-548-28049-3

Endlich sind wieder zwei Harry-Hole-Bände bei mir gelandet. Allerdings kam der zeitlich früher spielende Roman später an. Dennoch habe ich diesen zuerst gelesen und jetzt folgt gleich auf dem Fusse "Rotkehlchen".

Aber erstmal zum vorliegenden Band: In Thailand ist der norwegische Botschafter ermordet aufgefunden worden und ein Norweger soll vor Ort herausfinden, was passiert ist. Dies alles natürlich möglichst diskret und so, daß Skandale vermieden werden.

Bjarne Moeller, Holes Chef, wird darum gebeten, seinen besten Mann zu schicken und Holes Name wird gleich genannt. Moeller hat zwar Bedenken wegen Holes Alkoholproblem, dennoch stimmt er zu.

Hole reist also nach Bangkok. Der Botschafter Molnes wurde erstochen in einem Motel gefunden, in dem er sich angeblich mit einer Prostituierten treffen wollte. So nach und nach kommt aber heraus, daß Molnes sexuell aber ganz anders veranlagt war und auf Männer stand. Die Ehe mit seiner Frau war schon lange nur noch Fassade.

Im Laufe der Geschichte werden diverse Spuren verfolgt. Hole und seine thailändischen Kollegen begegnen bei ihren Ermittlungen Pädophilen, Brokern und gewalttätigen Chinesen. Viele Tatmotive tun sich auf und am Ende ist es doch ganz anders und irgendwie einfacher als gedacht.

Hole selbst durchlebt wieder eine nicht ganz einfache Zeit, sein Vorhaben, wieder einmal die Finger vom Alkohol zu lassen, scheitern, er flirtet mit einigen Frauen und auch sonst ist dies ein ganz typischer Hole-Band.

Bin nun gespannt auf den nächsten Teil. Und finde es schade, daß ich den ersten immer noch nicht gelesen habe, denn mir fehlen immer wieder Bezüge.

Dienstag, 20. Juli 2010

Alice Sebold: In meinem Himmel



380 S., Goldmann, 8,95 €, ISBN 3-442-45836-6

Die Verfilmung dieses Buches ist erst vor ein paar Wochen in die deutschen Kinos gekommen. Ich wollte mir den Film nicht angucken, bevor ich das Buch gelesen habe und die Kritiken waren ja auch eher verhalten.

Inzwischen ist mir das Buch zugeschickt worden und ich habe mich ihm in meinem Urlaub gewidmet. Der Stil der Autorin war hierfür genau das Richtige. So dramatisch die Geschichte auf den ersten Blick scheinen mag, so ruhig wird diese erzählt.

Susie Salmon wird im Alter von 14 Jahren durch einen Nachbarn vergewaltigt und ermordet. Der Roman folgt jedoch nicht der Suche nach dem Mörder, dies ist zweitrangig. Vielmehr geht es um die Bewältigung dieses Ereignisses durch Freunde und Verwandte. Und bewacht wird dieser Prozess durch Susie selbst, die in ihrem Himmel all ihre Lieben begleitet und teils mit Sorgen, teils mit Freude deren Entwicklung verfolgt.

Sie beobachtet auch, wie sich ihr Mörder verhält, wie Verdachtsmomente durch ihren Vater wahrgenommen, von der Polizei aber nicht verfolgt werden. Sie sieht ihren Bruder Buckley, der noch viel zu klein ist, um zu verstehen, was passiert ist und ihr Schwester Lindsey, für die der Verlust besonders schwer ist, die aber dennoch sehr souverän damit umgeht.

Susie weilt viele Jahre noch unter ihren Lieben. Einige sehen sie oder nehmen ihre Anwesenheit irgendwie wahr. Und sie bleibt solange, bis ihre Familie und ihre Freunde ihren Seelenfrieden finden und mit ihrem Tod abschließen können.

Ein wirklich lesenswertes Buch über die Bewältigung eines schweren Schicksalsschlages. Jetzt kann ich mir den Film irgendwann angucken und weiß schon, daß er an das Buch mit Sicherheit nicht ranreichen wird.

Donnerstag, 8. Juli 2010

José Saramago: Eine Zeit ohne Tod



252 S., Büchergilde Gutenberg, 16,90 €, ISBN 978-3-7632-5876-5

In "Eine Zeit ohne Tod" beschäftigt sich der 1998 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Schriftsteller José Saramago mit einer Vision. Weniger wird uns eine flüssige Geschichte erzählt mit Akteuren, die uns ans Herz wachsen. Lediglich im zweiten Teil des Buches gibt es so etwas wie einen Handlungsstrang mit Hauptpersonen. Da begegnen wir tod und einem Cellisten, die sich zueinander hingezogen fühlen. Denn tod ist eine Frau.

Vielmehr ist dieses Werk die ausgefeilte Darstellung der Idee, wie es wäre, wenn eines Tages kein Mensch mehr sterben würde und die darauffolgenden Tage und Wochen auch nicht. Welche Maßnahmen wären vonnöten, wer würde wie darunter leiden? Was würden die Menschen tun, wenn sie das Dahinsiechen todkranker Angehöriger mit ansehen müssen? Wie reagiert die Regierung auf diesen Zustand?

Die Zeit ohne Tod ist in dem Roman jedoch begrenzt. Nach einem halben Jahr kündigt tod selbst an, wieder auf der Bildfläche zu erscheinen - von einem Tag auf den anderen und was passiert dann? Sterben alle gleichzeitig, die das letzte halbe Jahr über ihren Zenit hinweg gelebt haben? Sollte der Tod nicht angekündigt werden?

Einer spannenden Frage hat sich Saramago hier gewidmet. In überspitzter Form wird die Überalterung der Menschheit beleuchtet. Da der Autor das Fernbleiben des Todes auf nur ein Land beschränkt und auch die Tiere und Pflanzen außen vor läßt, werden auch andere Fragen aufgeworfen. Was bedeuten Grenzen für ein Land ohne Tod? Müssen diese bewacht oder verteidigt werden? Kann das die Armee übernehmen und wie schützt der Staat seine Bürger vor kriminellen Banden, die sich schnell mit dem Ausnahmezustand arrangieren und ihren Vorteil daraus ziehen (im Buch genannt die "Maphia")?

Ein durchaus spannendes Buch mit vielen Ansätzen zum weiteren Nachdenken. Nur leider liest es sich nicht ganz so flüssig, da es fast ohne Punkt und die Anführungszeichen der wörtlichen Rede daherkommt. Auch der nur sehr gering vorhandene Rahmen von Figuren, an deren Lebensweg man solch eine Geschichte aufhängen könnte, macht den Roman zu keiner leichten Lektüre.

Dennoch eine ausdrückliche Empfehlung zum Lesen von mir.

Dienstag, 29. Juni 2010

Ingo Schulze: Adam und Evelyn



313 S., Berlin Verlag, 18,- €, ISBN 3-8270-0810-7


Adam ist Damenmaßschneider, um den sich die Frauen reißen. Er schneidert ihnen Kleiderträume auf den Laib, die es im Osten nicht im Laden zu kaufen gibt. Dafür lieben sie ihn. Und Adam liebt die Frauen. Er dokumentiert seine Kreationen im Bild und manchmal wird den Beteiligten dabei so "heiß", daß der Schneidermeister und die Kundin noch wo ganz anders landen.

Dies ahnt Evelyn, Adams Freundin. Jedoch erst nachdem sie den Geliebten mit Lilli erwischt, zieht sie die Konsequenz und fährt mit ihrer Freundin Simone und deren West-Cousin an den Balaton. Und das nicht so ganz ohne Hintergedanken im Jahre 1989.

Adam beschließt, ihr nachzufahren und die Geschichte entwickelt sich zu einem Roadmovie, daß in einer unbekannten Zukunft endet.

Adam und Evelyn vertrieben ins vermeintliche "Paradies".

Eine tolle Idee - vom Ansatz her, auch unterhaltsam geschrieben und dennoch bleibt man am Ende etwas ratlos zurück. Dieses Ende ist kein richtiges Ende und was mit einer guten Idee begann, endet eben ... flach.

Auch musste ich mich in fast jedem neuen Kapitel (und die Kapitel sind nicht lang) erst einmal orientieren. Das Stilmittel der Lücke wird zu oft bedient, der Leser findet sich nur mühsam zurecht. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Was soll ich zwischen den Zeilen lesen? Das stört den Lesefluss und macht das Roadmovie nicht rasant, sondern holperig.

Trotzdem habe ich das Buch schnell gelesen und wenn man lediglich eine nette Wendegeschichte mit einigen "So wars"-Aha-Momenten lesen will, ist man mit diesem Buch gut bedient.

Samstag, 26. Juni 2010

Stieg Larsson: Verblendung



687 S., 9,95 €, Heyne, ISBN 978-3-453-43245-1


Sehr spät habe nun auch ich den ersten Teil der Stieg-Larsson-Triologie gelesen. Nach all den Lobeshymnen waren die Erwartungen natürlich groß. Enttäuscht worden bin ich nicht wirklich, auch wenn ich etwas anderes erwartet hätte.

Das Buch ist ein echter klassischer Krimi mit einem tollen, ungewöhnlichen Ermittler-Duo, welches auf gewohnte Art zu fesseln weiß. Guter Krimistoff, der solide geschrieben ist und Lust auf mehr macht. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

Der Autor läßt in diesem Krimi keine klassischen Kriminalbeamten einen Fall lösen, sondern schickt einen Journalisten, der gerade wegen Verleumdung eine Haftstrafe antreten muss und eine sozial gestörte Hackerin mit Punk-Style ins Rennen. Dies ist allemal nicht alltäglich in der Krimilandschaft.

Auch der Fall ist ungewöhnlich: es soll geklärt werden, was mit einem vor 30 Jahren verschwunden Mädchen namens Harriet Vanger passiert ist. Der Auftrag kommt von deren Onkel, der vor seinem Tod gern Klarheit über den Verbleib seiner Nichte haben will. Ausgehend von der Annahme, es gehe um Mord, geht Blomkvist - der Journalist auf Spurensuche. Dabei dringt er in die Tiefen der Familiengeschichte der Vangers ein.

Das wiederum gefällt fast allen Familienmitgliedern gar nicht und er stößt auf gewisse Widerstände. Nachdem er aber doch noch eine erste Spur gefunden hat, bekommt er von seinem Auftraggeber die auf Personenrecherchen spezialisierte Salander zur Seite gestellt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Zuneigung, sogar Freundschaft. Und sie lösen den Fall, wenn auch anders, als anfangs gedacht.

Das ganze Buch ist ein komplexer Fall, der auch die privaten Schwierigkeiten der Akteure stark beleuchtet. Die Verleumdungsgeschichte spielt auch nach Klärung des Falles noch eine Rolle und läßt erahnen, daß die folgenden Bänder sich weiterhin damit beschäftigen.

Für mich ist es nicht zwingend, die anderen beiden Bände auch noch zu lesen. Nichts bleibt wirklich offen, aber dennoch mag ich den schwedischen Schreibstil und werde bei Gelegenheit auch noch in die anderen eintauchen.

Samstag, 12. Juni 2010

Kristof Magnusson: Das war ich nicht



285 S., 19,90 €, ISBN 978-388897-582-0


Auf dieses Buch bin ich über eine tolle Livestream-Lesung bei Lovelybooks aufmerksam geworden. Eigentlich wollte ich bei meinem Buchmessen-Besuch den Autor auch noch mal persönlich erleben, aber in den Massen ergab sich das leider nicht. Dennoch habe ich mir das Buch von der Messe mitgebracht und nun in einem Rutsch gelesen.

Sehr flüssig, rasant, witzig und klug beschreibt Magnusson in diesem Roman die Verstrickung dreier Menschen in die Finanzkrise des letzten Jahres. Erzählt wird die Geschichte aus der Persepektive aller drei Protagonisten. Abwechselnd sind die Kapitel jeweils aus der Sicht von Jasper, Henry und Meike geschrieben.

Jasper ist ein junger Banker, der in Chicago bei Rutherford & Gold gerade zum Trader in den Händlersaal aufgestiegen ist und nun sehr ehrgeizig an der Börse handelt. Recht schnell gerät er aber durch unglückliche Umstände in eine Spirale nicht genehmigter Börsengeschäfte, die am Ende nicht nur ihn ruinieren.

Meike dagegen ist eine kleine Übersetzerin, die hauptsächlich den berühmten, mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Schriftsteller Henry LaMarck übersetzt. Gerade aus ihrem bürgerlichen Leben des nach und nach etablierten Hamburger Schanzenviertels entflohen (köstlich erzählt und auch im Berliner Prenzl Berg wiederzufinden), braucht sie dringend Geld. Der nächste Roman ihres Erfolgsautors läßt allerdings auf sich warten. Der Abgabetermin ist längst da, aber kein Manuskript.

Deshalb beschließt Meike nach Chicago zu fliegen und nach Henry zu suchen. Dieser wiederum hat keiner Zeile geschrieben, seit er großspurig verkündigt hat, der nächste Roman würde über den 11. September erzählen. Seitdem plagt ihn eine Schreibblockade und im Grunde sehnt er sich nach einem ruhigen Dasein als Rentner.

Zufälle bestimmen diesen Roman: Jasper lernt zufällig Meike in einer Bar kennen und da beide Deutsche und gerade ziemlich einsam sind, verbindet sie bald etwas ganz eigenes. Henry hingegen verliebt sich in das Zeitungsbild von Jasper und versucht, ihn ausfindig zu machen und für sich zu gewinnen.

In welchem skurilen Durcheinander das Ganze endet, kann man nun vielleicht schon ahnen. Auf jeden Fall ist die Story so amüsant geschrieben, daß man das Buch gar nicht mehr beiseite legen kann, bis man weiß, wie sie endet.

Also: unbedingt lesen!

Sonntag, 6. Juni 2010

Leonie Swann: Glennkill



375 S., 8,95 €, Goldmann, ISBN 978-3-442-46415-9

Der Untertitel "Ein Schafskrimi" ließ mich natürlich neugierig werden. Nicht, daß ich besonders auf Schafe stehe, aber wie man einen Krimi schreibt, in dem Schafe die Hauptpersonen sind, wo sie doch als ziemlich dumm gelten, fand ich schon interessant. Zudem habe ich die "Felidae"-Reihe von Acif Pirincci verschlungen, so daß Tiere in Krimis mir schon vertraut waren.

Nun zum eigentlich Fall: der Schäfer der Herde liegt eines Tages mit einem Spaten in der Brust auf seiner Weide in einem scheinbar recht hinterwäldlerischen Dorf in Irland. Die Schafe stehen staunend davor, vor allem Miss Maple interessiert, wer der Mörder des Schäfers ist.

Die Herde lauscht und beobachtet die Menschen, versucht daraus Schlüsse zu ziehen. Da sie jedoch nicht alles verstehen, sind diese Schlussfolgerungen manchmal etwas merkwürdig. Der Leser begegnet vielen verschrobenen Gestalten, er erfährt ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit und bekommt das ausschweifende Liebesleben des Opfers präsentiert.

Natürlich fragt man sich, ob das etwas mit dem Mord zu tun hat. Musste George Glenn sterben, weil er zuviel wußte und eine Gefahr darstellte oder handelt es sich bei der Tat um einen verzweifelten Akt der Eifersucht? Dies sei hier selbstverständlich nicht verraten.

Amüsant zu lesen ist, wie die Schafe sich heimlich ins Dorf oder zum Friedhof schleichen, durch Fenster gucken und lauschen, wie sie zwischendurch der Mut verliert und in welcher Beziehung sie zu den einzelnen Dorfbewohnern stehen.

Der Metzger zum Beispiel ist der große Feind, wie man unschwer erraten kann und der neu aufgetauchte Schäfer mit dessen neuer Herde ist ihnen von Anfang an suspekt. Fürchten tun sie ihn aber erst, als ihnen klar wird, was "Fleischrasse" wirklich bedeutet...

Leonie Swann versucht sich in die Schafe hineinzuversetzen, sie halten keine hoch intellektuellen Reden, sondern versuchen, ihrer Schafslogik zu folgen. Dies ist fürs Lesen allerdings oft etwas stockend und simple. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich insgesamt mehr Spannung erwartet hätte. Aber allein die Namen der Schafe und die Beschreibung der Charaktere ist das Lesen des Buches wert. So gibt es ein schwarzes Schaf namens Othell0, ein immer hungriges Schaf namens Mopple the Whale oder Cloud, das wolligste Schaf der Herde, welches davon träumt eine Schäfchenwolke am Himmel zu werden.

Alles in allem ein gelungenes Buch, in das man sich hineinlesen muss, daß einem aber immer wieder ein Schmunzeln entlockt, wie zum Beispiel an dieser Stelle:
"Sir Ritchfield beschloss, die Schafe zu zählen. ... Es gab Streitereien, weil Schafe behaupteten, noch nicht gezählt worden zu sein, während Ritchfield behauptete, er hätte sie schon gezählt. Alle Schafe hatten Angst davor, beim Zählen vergessen zu werden und dann vielleicht zu verschwinden."


Montag, 24. Mai 2010

Alice Greenway: Weisse Geister



220 S., 19,90 €, marebuchverlag, ISBN 978-3-86648-101-5

Der erste Roman von Alice Greenway spielt in Hongkong, wo die Autorin selbst aufgewachsen ist. Erzählt wird die Geschichte von Frankie und Kate, zwei unterschiedlichen Schwestern im Jahre 1967. Dieses Jahr verändert die heile Welt der Teenager-Schwestern.

Ihr Vater arbeitet als Kriegsfotograf im Vietnamkrieg. Kate, die Ich-Erzählerin und Frankie wachsen zuerst unbeschwert mit ihrer Mutter und der chinesischen Haushälterin Ah Bing auf. Sie tauchen im azurblauen Wasser, versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen und scheinen unzertrennlich.

Doch unerwartet kehrt der ferne Krieg auch in ihr Leben. Eine Ertrunkene schwemmt an Land, während die Geschwister baden. Sie haben nun gesehen, was ihr Vater gesehen hat, eine Leiche. Auch wenn dies kein Kriegsopfer ist, verändert es die Welt von Kate und Frankie. Sie interessieren sich plötzlich für die Roten, wollen sie von Nahem sehen und geraten dadurch in eine Situation, die beide traumatisiert, jede auf ihre Weise.

Frankie versucht in Folge dessen mit allen Mitteln, auch ihren körperlichen Reizen, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während Kate still wird und voller Unverständnis das Treiben ihrer Schwester beobachtet. Ihre Mutter kommt mit dem veränderten Verhalten Frankies nicht klar und will sie auf ein Internat schicken.

Beim folgenden Besuch des Vaters bei der Familie geschieht das fast unvermeidliche tragische Unglück, das den Roman beschließt.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Vor allem die Story fand ich ungewöhnlich und authentisch. Jedoch war mir die Sprache insgesamt etwas zu distanziert, so dass ich nicht immer den Wendungen logisch folgen konnte.

Samstag, 15. Mai 2010

Nuala O'Faolain: Nur nicht unsichtbar werden



252 S., 5,00 €, Wunderlich, ISBN 3-499-26487-0

Nuala O'Faolain legte mit diesem Buch ihre Lebensgeschichte vor. Der Untertitel "Ein irisches Leben" will den Leser bereits leiten und symbolisieren, daß viele beschriebene Dinge auch anderen irischen Frauen so oder so ähnlich passiert sein könnten.

Da ich selbst zu Irland keinerlei Beziehung habe, kann ich nicht beurteilen, wie nah diese Lebensgeschichte dem realen Leben der irischen Bevölkerung ist. Da das Buch in Irland ein Bestseller wurde, muss es wohl den Nerv einer Generation getroffen haben.

Ich selbst aber fand dieses Buch sehr wirr und sprachlich unausgereift. Obwohl O'Faolain vorher bereits als Journalistin gearbeitet hat, fiel es mir schwer, den Gedanken und Ereignissen zu folgen. Fesseln tat mich die Geschichte auf jeden Fall nicht. Vieles verstand ich nicht, fand ich zu banal bzw. ich konnte den zeitlichen Sprüngen nicht folgen.

Man merkt der Autorin an, welche Bedeutung ihre Befreiung von den konservativen Werten für sie hat. Zwischenzeitlich empfand ich vieles aber nur als Selbstmitleid. Offensichtlich hat O'Faolain bereits eine ordentliche Karriere im Fernsehen hingelegt, nur privat scheint sie in Liebesdingen weniger erfolgreich zu sein.

Aber trifft dies nicht auch andere - sogar ziemlich viele Frauen? Hat das unbedingt etwas mit der irischen Gesellschaft zu tun, die die Frauen dieser Generation immer noch am Herd und bei den Kindern sieht, die keiner Ausbildung bedarf? Sind der allseits präsente Alkoholismus der Grund für die "falschen" Beziehungen? Für mich war das alles nicht schlüssig.

Da ich von der Autorin vor längerer Zeit bereits "Sein wie das Leben" gelesen hatte, welches mir recht gut gefallen hat, war ich von dieser Autobiographie, die ihr den Durchbruch brachte, enttäuscht.

Freitag, 7. Mai 2010

Victor Hugo: Das Jahr 1793



411 S., M 13,20, Kiepenheuer, ISBN 3-378-00295-6
"Ein Gesamtwille herrschte über ihnen, ein überpersönlicher Gedanke, unzähmbar, unmeßbar, brausend aus den Schatten der Himmelshöhen. Dies nennen wir Revolution. Stürmte eine solche Idee durch die Welt, so warf sie den einen zu Boden und hob den anderen empor; zersprengte manchen zu Schaum und schmetterte manchen gegen die Riffe. Sie wußte, wohin sie ging, sie trieb den Abgrund vor sich her. Gibt man die Revolution für Menschenwerk aus, so würden Ebbe und Flut vom Wasser geschaffen."

Zwischendurch muss es immer mal wieder ein Klassiker sein. Wie unschwer zu erkennen, handelt "Das Jahr 1793" von der Französischen Revolution. Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten, in die Handlung zu kommen. Im ersten Drittel ist das Buch auch weniger Roman, sondern vielmehr philosophische Betrachtungen über diese große Revolution.

Im weiteren Verlauf fesselte mich das Buch allerdings sehr. Fasziniert von der Sprache Hugos und seiner eindeutigen Positionierung schlug mich der Roman in seinen Bann.

Der Leser begegnet dem Revolutionär Gauvain und seinem Gegenspieler, dem Royalisten Lantenac. Onkel und Neffe stehen sich in diesen Zeiten feindlich gegenüber und treffen am Ende in der Schlacht um die Festung La Tourgue sogar perönlich aufeinander.

Aber dies ist nicht die einzige Konfliktkonstellation. Der väterliche Freund von Gauvain, Cimourdain, ist über die Jahre hart geworden und unverzeihlich gegenüber allen Royalisten. Er verlangt Härte gegen alle Gegner und gewährt nicht mal Gnade denjenigen, die in unmenschlichen Zeiten Menschlichkeit zeigen. Gauvain hingegen sieht das anders:
"Dieser Mensch, der soeben den dunklen Schlund des Bürgerkrieges durch das Licht einer göttlichen Tat erleuchtet hatte, konnte kein Monster sein. Der Schwertträger verwandelte sich in einen Träger des Lichtes. Der höllische Satan wurde wieder zum himmlichen Luzifer."

Zwischen die Kriegsfronten gerät eine junge Mutter von drei kleinen Kindern. Erst von den Revolutionären aufgenommen, dann von den Royalisten fast erschossen und der Kinder beraubt, begibt sie sich nach ihrer Genesung auf die Suche nach ihren Kindern und findet sie nach der Schlacht auf La Tourgue.

An ihr und ihren Kindern spitzt sich der Konflikt zwischen Gauvain, Cimourdain und Lantenac zu und endet tragisch.

Das große Thema Hugos in diesem Roman ist die Auseinandersetzung mit den Errungenschaften der Revolution und dem Widerspruch der Unerbittlichkeit nach deren Sieg, symbolisiert in der Guillotine.

Sonntag, 25. April 2010

John Irving: Garp und wie er die Welt sah



634 S., DM 12,80, Rowohlt, ISBN 3-499-15042-5

"Garp" stand schon so lange auf meiner "Unbedingt-lesen"-Liste. Nun habe ich es endlich geschafft und bin ... ernüchtert. Ich kann die Begeisterung, die dieses Buch weitgehend auslöst nicht wirklich nachvollziehen. Keine Ahnung, woran es liegt. Ein Grund ist sicherlich, daß es zum Zeitpunkt des Erst-Erscheinens Ende der 70er sicherlich eine kleine Sensation war, so frei über Transvestiten, radikale Feministen und dergleichen mehr zu schreiben

Diesen Reiz hat das Buch in meinen Augen im Jahre 2010 verloren. Dennoch berühren auch mich die Charaktere: angefangen bei der Mutter Jenny Fields, die sich den Vater ihres Kindes auf recht selbstbestimmte Weise aussucht. Weder Liebe noch Lust spielen dabei eine Rolle, sondern nur der Wunsch, ein Kind zu haben - und keinen Vater dazu.

Garp wächst also als Sohn einer der ersten Feministinnen auf, die sich gar nicht als solche fühlt. Schon früh entwickelt er eine eigene Sicht auf die Dinge. Vielen davon kann der Leser bedenkenlos folgen, einige erscheinen uns etwas verschroben, andere wiederum maßlos übertrieben.

Viel interessanter aber als die Sicht Garps auf die Welt sind die zahlreichen verrückten Gestalten des Buches: die Transvestitin Roberta, die vor ihrer Operation ein Footballstar war und von der Männerwelt gehaßt, aber von den Feministinnen hoch gehalten wird. Oder die sogenannten Ellen-Jamesianerinnen, die sich aus Protest über die Vergewaltigung und Verstümmelung eines 11jährigen Mädchens selbst die Zunge abschneiden lassen und sich nur noch schriftlich verständigen können.

Gewalt und Sex spielt überhaupt eine große Rolle in diesem Buch. Die Eheleute Garp und Helen gehen zeit- und wechselseitig fremd, leiden darunter und schließlich ändert es ihr Leben auf dramatische Weise. Auch in Garps schriftstellerischer Laufbahn sollen diese Themen die umstrittensten sein. In seinem dritten Roman "Bensenhaver und wie er die Welt sah" verarbeitet er genau dieses Familiendrama.

Ich konnte den dauernden Einflechtungen der literarischen Ergüsse Garps nichts abgewinnen. Für mich zerissen sie das Buch, auch wenn die Kenntnis über den Inhalt entscheidend für das Verstehen der gesamten Geschichte ist. Auch mit der Sprache des Romans kam ich nicht zurecht. Streckenweise fand die ich die Formulierungen so banal, als hätte sie ein Kind verfasst.

Mein Eindruck ist also ein ambivalenter. Interessante Protagonisten und Verstrickungen, befremdliche Sprache und für meinen Geschmack viel zu große Abschweifungen. Zu seiner Zeit mag der Roman zu Recht gefeiert worden sein, in unsere heutige Zeit will er mir nicht mehr passen.

Mittwoch, 21. April 2010

Simon Beckett: Kalte Asche (Hörbuch)



6 CDs, Gesamtlaufzeit 449 Minuten, Argon-Verlag, Gelesen von Johannes Steck, ISBN 978-3-86610-725-0

In meinem Urlaub hatte ich wieder mal Zeit und Nerven, mich einem Hörbuch zu widmen. Krimis sind hinlänglich spannend, so daß ich mich ganz gut drauf konzentrieren kann und gleichzeitig noch andere Dinge tue, z.B. schneidern, kochen oder putzen.

Das Hörbuch "Kalte Asche" von Simon Beckett habe ich selbst meinem Freund geschenkt. Es geht um den Rechtsmediziner David Hunter, der einen Leichenfund analysieren soll. Anfangs wird gar nicht von einem Verbrechen ausgegangen. Die Leiche ist stark verbrannt, nur noch Hände und Füße sind übrig geblieben.

Dazu muss Hunter auf die schottische Insel Runa fahren und lernt deren Einwohner näher kennen. Ein Unwetter zwingt ihn ausserdem, länger dazubleiben. Währenddessen geschehen weitere merkwürdige Dinge und auch ein weiterer Mord, an dem jungen Detektiv, der mithelfen sollte, die Lage um die Tote (es stellt sich schnell raus, daß es sich um eine Frau handelt) zu klären.

Der Krimi ist wirklich spannend und jeder der Beteiligten ist irgendwann einmal verdächtig und dennoch ist die Auflösung überraschend. Eigentlich so, wie es bei einem guten Krimi sein soll.

Das wird sicher nicht der letzte Krimi von Beckett gewesen sein, dem ich mich widme, gern auch als Buch. Die Stimme von Johannes Steck ist sehr eindringlich. Er versteht es, in den richtigen Momenten stimmlich Spannung zu erzeugen. Eine gute Mischung also aus Story und Präsentation.

Sonntag, 11. April 2010

Wally Lamb: Die Stunde, in der ich zu glauben zu begann





749 S., 22,95 €, Pendo, ISBN 978-3-86612-206-2

Wally Lamb ist für mich einer der besten, lebenden amerikanischen Schriftsteller. Auch in dem dritten Buch, welches ich von ihm gelesen habe, überzeugt er mich in seiner Begabung, seine Protagonisten nicht nur oberflächlich zu streifen, sondern mit ihnen zu verwachsen. Sie agieren glaubhaft und ziehen den Leser in den Bann. Jeder Einzelne hat unsere Sympathien, aber auch seine Abgründe. Und alles wird miteinander verwoben: die Handlungen und Familiengeheimnisse der agierenden Personen, ebenso wie reale Ereignisse der amerikanischen Gesellschaft.

Tragender Hintergrund ist die Familiengeschichte des Ich-Erzählers Caelum. Sie begleitet den Leser durch den ganzen Roman und deckt vor allem im letzten Drittel eine ganze Menge Geheimnisse auf.

Am Anfang steht das Ehepaar Caelum und Maureen (genannt Mo) Quirk. Sie führen eine mittelmäßige Ehe, die jedoch bald durch ein tragisches Ereignis völlig aus der Bahn geworfen wird. Während Caelum bei seiner todkranken Tante weilt, wird in Littleton/Colorado an der Columbine Highschool durch zwei Schüler ein Massaker verübt. Maureen ist mittendrin - da sie als Krankenschwester an der Schule beschäftigt ist - überlebt aber, schwer traumatisiert, in einem Wandschrank.

Danach ist nichts mehr wie es war. Mo leidet am Posttraumatischen Stresssyndrom und fängt sich nicht mehr. Sie hört auf zu arbeiten, die Quirks ziehen aus Colorado weg. Danach folgt eine schwere Zeit, in der Maureen medikamentenabhängig wird.

Nach ein paar Jahren wagt sie es dennoch, wieder arbeiten zu gehen. Jedoch kommt sie mit dem Druck der Arbeit nicht klar und verfällt wieder den Opiaten. Unglückliche Umstände führen eines Abends dazu, daß sie unter Drogeneinfluss einen Jugendlichen tot fährt und in Folge dessen kommt sie für fünf Jahre ins Gefängnis.

Währenddessen kämpft Caelum um ihre gemeinsame Existenz, die Farm. Die Behandlung seiner Frau und die Anwaltskosten haben ihr Vermögen über die Jahre aufgebraucht. Und sein Kampf führt ihn nach und nach zu neuen Erkenntnissen, über sich und seine Familie.

Neben dem Ehepaar gibt es noch zahlreiche andere Personen, die eine Rolle spielen. Da ist Velvet, ein junges Mädchen, daß "Mom" zu Maureen sagt und das Ehepaar Micks, daß Caelum aufnimmt, nachdem diese vor dem Sturm Katrina geflohen sind.

Überhaupt versucht das Buch viele Ereignisse der letzten 15 Jahre zu verarbeiten. Lamb positioniert sich entschieden gegen die Bush-Regierung und den Irak-Krieg. Manch einem scheint dies zuviel für einen Roman zu sein, aber Lamb gelingt es wunderbar, all diese Ebenen miteinander zu verweben: Gesellschaftskritik in einer mitreißenden Familiengeschichte.

Einfach nur großes Kopfkino! Unbedingt lesen!


Donnerstag, 25. März 2010

David Safier: Mieses Karma

282 S., 8,95 €, Rowohlt Taschenbuch, ISBN 978-3-499-244551

"Mieses Karma" ist mir mal wieder zugeschickt worden. Es war eine leichte Lektüre für zwischendurch ohne jeglichen Tiefgang. Nun ja, man könnte meinen, etwas Tiefgang ist doch dabei, schließlich werden moralische Fragen angeschnitten, wie z.B. der Spagat zwischen Karriere und Familie oder das Schönheitsbild der Deutschen.

Jedoch wird dies alles oberflächlich in eine amüsante Story verpackt, so daß man sich nicht wirklich mit diesen Themen beschäftigt. Sicherlich war das aber nicht die Absicht des Autors. Er wollte seine Leser unterhalten und das ist ihm mit diesem Buch auch gelungen.

Zur Geschichte: Kim ist erfolgreiche Fernsehmoderatorin einer politischen Talkshow á la "Anna Will", hat eine kleine Familie, in der sich ihr Mann Alex rührend um die gemeinsame Tochter kümmert. Kim ist ihre Karriere wichtiger als alles andere und darum geht sie auch zur Fernsehpreisverleihung statt mit ihrer Tochter Geburtstag zu feiern.

Nachdem sie den Preis erhalten hat, geht sie auch noch fremd und wird kurz darauf von herabfallendem Weltraummüll erschlagen. Wiedergeboren als Ameise erscheint ihr Buddha, der ihr nach und nach klar macht, daß sie gutes Karma sammeln muss, um als ein höheres Wesen wiedergeboren zu werden.

So erlebt Kim allerhand Abenteuer, erleidet mehrere Tode und wird je nach ihrem Verhalten als ein anderes Tier wiedergeboren, bis sie eines Tages im Körper einer fetten Frau wieder erwacht. In all der Zeit versucht Kim, ihrer Familie wieder nahe zu kommen und sie davor zu bewahren, eine neue Frau - nämlich ihre ehemals beste Freundin Nina - in ihr Leben zu lassen. So ganz verhindern kann sie das jedoch nicht, weder als Meerschweinchen, noch als Hund.

Da solch ein Buch geradezu nach einem Happy End lechzt, wird uns dieses auch nicht vorenthalten.

Insgesamt ein witziges Buch mit vielen Spitzen, leicht zu lesen dank plastischer Sprache. Dennoch mag ich jetzt wieder etwas anspruchsvollere Literatur zur Hand nehmen. Ein weiterer Roman von David Safier reizt mich nicht wirklich, da sich die Grundidee dieses Werkes in den folgenden nur noch zu wiederholen scheint.

Sonntag, 21. März 2010

Buchmesse am Samstag





Leider ist der gute Yottaplayer offensichtlich auf allen Plattformen eingestellt worden, so daß ich gar nicht die Dinge präsentieren kann, wie vorher gesagt.

Da ich jedoch selbst auf der Buchmesse war, versuche ich hier ein wenig meine Erlebnisse wiederzugeben.


Gemeinsam mit einer Freundin bin ich früh am morgen zur Messe gefahren. Ich hatte zwei Tageskarten über Lovelybooks gewonnen und wollte den Tag voll ausnutzen, um so viel wie möglich mitzunehmen. Noch etwas müde starteten wir den Tag mit einem Latte Macchiato und versuchten uns erstmal etwas zu orientieren.

Im Vorfeld hatte ich mir ja einen richtigen Fahrplan zurecht gelegt. Ich wollte bestimmte Lesungen und Präsentionen mitnehmen. Leider konnte ich das kaum in die Tat umsetzen, da es mühsam war, sich durch die vollen Hallen der Buchmesse zu wühlen. Kaum war man am Stand angekommen, musste man feststellen, daß alle Stühle bereits besetzt waren und am Rande kaum die Stimme zu verstehen war, da die Geräuschkulisse zu groß war.

Donnerstag, 18. März 2010

Live-Berichte von der Leipziger Buchmesse

Von heute an  gibt es vier Tage Berichte und Interviews von der Leipziger Buchmesse zu sehen. Unter anderem sind folgende Themen zu erwarten (Auszug aus der Info des Veranstalters):

Als Interviewpartner konnten wir auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse unter anderem folgende Autoren/Entdecker gewinnen:
  1. Markus Henrik
    Autor von “Copy Man”
    Verlag Eichborn
  2. Sascha Korf
    Comedien und Autor von “Wer zuletzt lacht denkt zu langsam”
    Verlag Lübbe
  3. Marco Schneiders
    Entdecker von Dan Brown
    Verlag Lübbe
Das haben wir vor:

Dienstag, 16. März 2010

Minette Walters: Die Bildhauerin



408 S., 8,95 €, Goldmann, ISBN 3-442-42462-3

Nun habe ich das dritte Buch von Minette Walters gelesen. Und was soll ich sagen: nachdem ich eigentlich nach den ersten beiden - "Die Schandmaske" und "Wellenbrecher" - ziemlich bedient war, gefiel es mir. Die Spannung, die ich von einem Krimi erwarte, war bis zum Schluss gegeben und sogar das Ende läßt die zentrale Frage eigentlich offen: hat Olive Martin ihre Mutter und Schwester getötet und zerstückelt? Hat sie nur ein Spiel mit der Journalistin Roz Leigh gespielt? Ist sie das Monster, wofür sie alle jahrelang hielten oder doch ein Justizopfer?

All die störenden Aspekte waren in diesem Buch kaum vorhanden. Ja - auch hier ist der Stil der Autorin nicht zu verkennen, auch hier gibt es Passagen, die banal und platt wirken (vor allem am auflösenden Ende), aber insgesamt hat mir der ganze Plot und auch die Schreibweise wesentlich besser gefallen.

Wieder einmal schickt Minette Walters eine neue Ermittlerin ins Rennen. Diesmal handelt es sich gar nicht um einen Kriminalbeamten, sondern um eine Journalistin, die selbst privat aufgrund eines Schicksalschlages ziemlich am Ende ist. Sie wird beauftragt, einen Roman über die inhaftierte Olive Martin zu schreiben.

Während ihrer Recherchen stößt sie auf massive Ungereimtheiten. Das Geständnis von Olive widerspricht teilweise den forensischen Untersuchungen, warum hat Olives Vater keine Partei für seine Tochter ergriffen und warum zogen die Nachbarn auf einmal so schnell weg ohne ihre neue Adresse zu hinterlassen?

Lüge und Wahrheit kann man bis zum Schluss nicht immer klar unterscheiden. Auch der ehemalige Polizist Hal hat ein Geheimnis, welches auf Umwegen ebenfalls mit dem Fall zu tun hat. Durch dessen Figur kommt sogar noch eine kleine Liebesgeschichte auf.

Insgesamt ist dies ein gelungener Krimi, auch wenn Minette Walters nicht zu meinen Lieblings-Krimi-Autoren werden wird. Mein Fazit: kann man lesen, muss man aber nicht.

Samstag, 6. März 2010

Catherine O'Flynn: Was mit Kate geschah



270 S., 19,90 €, Atrium-Verlag, ISBN 978-3-85535-580-0

Eine Weile stand dieses Büchlein auf meiner Wunschliste und ich bin froh, daß es wiedermal auf Reisen zu mir kam, um endlich gelesen zu werden. Es ist ein Buch, das berührt und sich schnell wegliest.

Erzählt wird die Geschichte der 10jährigen Kate, die eines Tages spurlos verschwand und erst 20 Jahre später klar wird, was mit ihr geschah. Das Buch ist geteilt in diese zwei Zeitwelten: vor dem Verschwinden von Kate und unmittelbar vor der Aufklärung der Geschehnisse. Dabei ist weniger das vermeintliche Verbrechen von Bedeutung, vielmehr werden uns vier Charaktere näher gebracht.

Kate ist ein lebendiges Mädchen, das dennoch ein Einzelgänger ist. Die Mutter verließ sie früh und ihr Vater stirbt im Laufe der Geschichte. Von da an zieht ihre Großmutter bei ihr ein und kümmert sich mehr schlecht als recht um sie. Kates große Leidenschaft ist das Detektiv-Spiel. Sie liest viel darüber, richtet sich ihr eigenes "Büro" ein und beobachtet Personen, die sich auffällig verhalten. Vor allem die Besucher der ortsansässigen Bank haben es ihr angetan.

Ihr einziger Freund scheint Adrian zu sein, der 10 Jahre ältere Sohn des benachbarten Zeitungsladenbesitzers. Auch er ist ein Einzelgänger und als Kate verschwindet, ist und bleibt er der einzige Verdächtige, da er Kate zuletzt gesehen hat.

Auf der zweiten Zeitebene begegnen wir Kurt und Lisa. Beide arbeiten im Einkaufszentrum Green Oaks und sind alles andere als glücklich darüber. Die Eintönigkeit ihres Alltags ist Ihnen bewußt, doch wehren tun sie sich dagegen nicht. Eines Tages entdeckt Kurt, der Wachmann in Green Oaks ist, ein kleines Mädchen auf seinen Überwachungskameras, das verloren aussieht und irgendwie kommt sie ihm bekannt vor.

Mehr durch Zufall trifft er auf Lisa, die im Plattenladen arbeitet und sie ist die Einzige, die ihm glaubt und ihm bei der Suche nach dem Mädchen zur Seite steht. Lisa ist die jüngere Schwester von Adrian, der nach dem Verschwinden von Kate verreist und nie wieder zur Familie zurückgekehrt ist.

Wie diese Erzählstränge zusammenhängen und zur Auflösung führen, mag hier nicht verraten sein.

Man kann dieses Buch als Krimi betrachten, diese Bezeichnung würde ihm aber nicht gerecht werden. Vielmehr ist es eine kritische Beschreibung unserer heutigen konsumorientierten Gesellschaft, der Abartigkeit des Shoppingerlebnis als Freizeitbeschäftigung am Sonntag und der tiefen Einsamkeit des Individuums als Folge dessen.

Samstag, 27. Februar 2010

Minette Walters: Die Schandmaske



407 S., 8,95 €, Goldmann, ISBN 3-442-43973-6

Von diesem Buch habe ich vor Jahren eine fast schon euphorische Besprechung im Radio gehört. Dort wurde zwar das Hörbuch besprochen, aber da der Spannungsfaktor hoch gelobt wurde, dachte ich, auch das Buch müsse dem gerecht werden - ohne gute Story auch keine Hochspannung.

Und ich muss sagen, ich bin ernüchtert. Leztes Jahr habe ich bereits "Wellenbrecher" von Minette Walters gelesen und war schwer enttäuscht. Ich fand die Geschichte banal, die Sprache fad und irgendwie wirkte alles konstruiert.

Auch im vorliegenden Krimi hat mich die Handlung nicht überzeugen können. Aufgeklärt werden muss ein Mord an einer älteren Frau - Mathilda Gillespie. Gefunden wurde sie im Bad mit aufgeschnittenen Pulsadern und einer sogenannten Schandmaske auf dem Kopf, geschmückt mit Kräutern. Erst wurde von einem Selbstmord ausgegangen, aber schon bald stellen sich die Ermittler die Frage, ob das nicht alles inszeniert und ein Selbstmord vorgetäuscht wurde.

Bereits hier kann ich den Gedankengang des Selbstmordes nicht nachvollziehen. Wer steckt sich schon lauter Kräuter in eine Maske, die man sich auf den Kopf setzt und wie soll man sich dann noch die Pulsadern aufschlitzen?

Minette Walters hat in ihren Romanen nicht einen Kommissar, den sie in den folgenden immer wieder ermitteln läßt, untypisch für eine Krimiautorin. Cooper, der Ermittler in der "Schandmaske", bleibt blass, die eigentlichen Erkenntnisse erlangen eher andere Figuren, die sich anscheinend mehr für den Fall interessieren als dieser Kommissar.

Zurück zur Handlung: Nutzniesser von Mathildas Tod ist vorrangig die behandelnde Ärztin Sarah Blakeney, die als Alleinerbin im Testament vermerkt ist. Alle wundern sich darüber, vor allem ihre direkten Angehörigen - die Tochter Joanne und die Enkelin Ruth - sowie Sarah selbst.

Im Laufe der Geschichte kommen immer mehr Figuren hinzu, wobei mir keine wirklich greifbar wird. Alle scheinen blass und konturlos. Der Spannungsbogen, den die verschiedenen Verdachtsmomente der einzelnen Figuren erzeugen soll, ist nur sequentiell glaubwürdig.

Am Ende bleibt ein Mörder, der kaum vorkommt und dessen Motiv mehr als fragwürdig ist. Auch die Darstellung der herzlosen Mathilde, die ihre Mitmenschen gern tyrannisierte und selbst eine schlimme Kindheit hatte, hat mich nicht berührt. Auf mich wirkt alles so konstruiert.

Selbst die eingestreuten Weisheiten der Minette Walters, die vor allem die Emanzipation der Frau zum Inhalt haben, kommen aufgesetzt daher. Schade, die Freude auf das Buch war unbegründet.

Nun liegt noch ein Buch von der Autorin in meinem Stapel zu lesender Bücher. Da es demnächst weiterreisen will, werde ich es bald lesen und wenn dieses keine deutliche Steigerung zu den anderen Werken darstellt, wird es wohl mein letztes von Walters sein.

Dienstag, 23. Februar 2010

Lesen verbindet

Vor ein paar Tagen habe ich mich der "Lesen verbindet"-Aktion von Kossi angeschlossen und war sehr erstaunt, daß ich heute tatsächlich und so früh das Bookjournal von Moleskine im Briefkasten hatte.

Da hab ich mich nach einem echt anstrengenden Arbeitstag richtig gefreut und gleich alles eingetragen. Nun kann das schöne Werk weiterreisen:

Sonntag, 21. Februar 2010

E-Book-Reader im Test: Sonys PRS-505



Beruflich hatte ich mir das E-Book-Lesegerät von Sony näher angeschaut. Auch privat habe ich bereits mit solch einem Reader geliebäugelt. Nun fahre ich schon fast drei Wochen jeden Tag damit zur Arbeit und - soweit voraus gegriffen - ich bin angetan.

Ich will hier nicht sämtliche Details und Features erläutern. Daten zum Gerät kann man vielfältig im Netz finden, hier nur der Hinweis auf die Sony-Seite.

Mein Fazit fällt generell positiv aus. Lesen mit dem E-Reader ist augenfreundlich, die Akku-Laufleistung ist sehr gut - ich bin knapp 2 Wochen bei einer täglichen Lesezeit von ca. 1 1/2 h Stunden damit ausgekommen - das Handling ist einfach und intuitiv.

Der Bildschirm reflektiert Licht nur minimal. Schwieriger soll dies beim Nachfolger PRS-600 mit Touchscreen sein. Touchscreens erfordern einfach eine andere Oberfläche und sind damit als Lesegerät eher ungeeignet, was auch dem neuen Apple iPad Schwierigkeiten bereiten wird.

Ich habe zwei verschiedene Formate getestet: zum einen das PDF-Format und zum anderen das für E-Reader entwickelte EPUB-Format. Hier kann man große Unterschiede feststellen.

PDF:
  • Das Laden der Datei ist extrem lang.
  • Das Blättern zur nächsten Seite dauert ebenfalls etwas länger.
  • Grafiken werden gestückelt dargestellt, Zusammenhänge bei Fachtexten kann man schwer herstellen.
  • Die Standard-Textgröße für PDF ist sehr klein, man muss zwangsläufig immer die Vergrößerungsfunktion einstellen.

EPUB:
  • Dieses Format eignet sich gut zum Lesen der E-Reader.
  • Laden und Blättern geht relativ zügig.
Zum Blättern kann man zwei unterschiedliche Tastaturen bedienen, zum einen rechts seitlich angebrachte Pfeile und zum zweiten links ein Kippschalter, je nachdem wie man das Buch hält, ob mit einer oder mit zwei Händen.


Seiten innerhalb des Buches bzw. Dokumentes kann man direkt mittels einer entsprechenden Eingabe über die Zahlenfelder am rechten Rand eingeben. Jedoch dauert das Laden auch hier v.a. bei PDFs lange.


Den internene Speicherplatz kann man mittels Speicherkarten erweitern. Da Dateien im EPUB-Format nur sehr geringe Größen von wenigen kByte aufweisen, können Hunterte von Büchern somit aufs einfachste transportiert werden. Überhaupt ist die handliche Größe und das geringe Gewicht der größte Vorteil des Gerätes. Die mitgelieferte Kunstlederhülle leistet hervorragende Arbeit: wenn man schnell aus der S-Bahn huschen will, klappt man einfach die Hülle zu, ohne umständlich ein Lesezeichen reinklemmen zu müssen.

Zusätzlich lassen sich Bookmarks setzen (hab ich allerdings nicht ausprobiert) und ein Kopfhörer-Anschluss läßt darauf schließen, daß auch Podcasts und andere Musikdateien mit dem Sony Reader gehört werden können. Auch diese Funktion habe ich nicht ausprobiert.


Ein Manko des von mir getesteten Exemplars war die rein englische Menueführung. Zur Verbreitung auf dem deutschen Markts muss auf jeden Fall auch eine deutsche Struktur vorhanden sein und soweit ich informiert bin, ist dies in den neueren Readern auch der Fall.

Das Aufspielen von Dateien vom Rechner ist allerdings etwas umständlich. Lizensierte E-Books dürfen nur auf bis zu 6 Geräten übertragen werden, deshalb muss jedes Gerät mit dem Rechner und speziellen Programmen darauf identifiziert werden. Ist dies einmal geschehen, ist die Übertragung der Dateien allerdings so einfach wie mit allen anderen Datei-Arten.

Ich habe E-Books von Libreka verwendet. Dieser Pool empfiehlt die Verwendung des Adobe Digital Editions, der auch zum Lesen von EPUBs auf dem PC verwendet werden kann. Zusätzlich sollte man die Sony Reader Library mit dem neuesten Stand installiert haben, damit die Treiber alle vorhanden sind. Beide Programm sind Freeware.

FAZIT: Kein schlechtes Gerät. Mangels Vergleichs kann ich nicht wirklich sagen, ob es besser oder schlechter als andere ist. Der Nachfolger PRS-300 wäre mir vermutlich zu klein, das oben bereits erwähnte Modell PRS-600 würde ich aufgrund der schlechten Entspiegelung durch den Touchscreen nicht verwenden.

Geräte anderer Hersteller sollen - außer dem Amazon Kindle - nicht wirklich besser sein, eher im Gegenteil und der Kindle bietet kaum deutschsprachige Bücher an und verwendet bisher nicht das gängige EPUB-Format, was für mich ein Grund wäre, diesen nicht zu kaufen.

P.S. Habe gerade den Pocket-Reader PRS-300 in einem Test gefunden - vielleicht doch eine Alternative mit nur 199,- statt 299,- €?

Freitag, 19. Februar 2010

Geklautes Stöckchen

Unter Bloggern kursieren ja manchmal Stöckchen. Das sind Fragen, die derjenige, der sie veröffentlicht, beantwortet. Die Fragen kann sich jeder nehmen, auf seinen Blog stellen und ebenfalls beantworten.

Meistens hatte ich keine Lust und Zeit, mich dem zu widmen. Aber diesmal habe ich bei Kossi ein Stöckchen geklaut und werd es hier ausfüllen.

1.) Was liest Du gerade?

Schandmaske von Minette Walters

2.) Welches Buch hat Dich zuletzt stark beeindruckt?

Die Nachhut von Hans Waal. Hab schon lange nicht mehr soviel gelacht

3.) Sammelst Du irgendetwas?

außer Bücher nix.

4.) Schreibst Du Widmungen in Bücher?

Nein, es gibt viele Menschen, die das nicht mögen.

5.) Schreibst Du Deinen Namen in Deine Bücher?

Ja. Ich hab mir vor ca. zwei Jahren einen Ex-Libris-Stempel besorgt, dann muss mein Name aber noch hinzu geschrieben werden. Derzeit katalogisiere ich nach und nach meine Bücher und sobald es in meinem Programm und bei Lovelybooks verzeichnet ist, dann kommt der Stempel rein.

6.) Welches Buch hast Du doppelt?

Keins.

7.) Von wem würdest Du Dir gern was vorlesen lassen?

Sven Regener.

8.) Sitzt Du im Kino lieber am Gang oder in der Mitte?

Ich gehe selten ins Kino und dann lieber in der Mitte.

9.) Welche ist Deine liebste Romanfigur?

Abra aus "Eine Hütte für mich allein"

10.) Nach welchem System ordnest Du Deine Bücher daheim?

Belletristik, Sach- und Kinderbücher getrennt. Innerhalb der Belletristik nach Autor.

11.) Lesen: vor dem ins Bett Gehen oder nach dem Aufstehen?

Nach dem Aufstehen nie. Meist abends vorm Einschlafen und am Wochenende auch mal ein paar Seiten vor dem Aufstehen.

12.) Welches Buch würdest Du Deinem größten Feind schenken?

Komische Frage... Also ob das irgendwie wichtig wäre. Kommt ja dann auf denjenige an, der es lesen muss. Vielleicht Ulysses, weil alle klagen, wie schrecklich es zu lesen ist??

13.) Hardcover oder Paperback?

Hardcover hat schon mehr Wert, aber Paperback ist besser für die Bahnfahrten, da ist mir ein Hardcover zu schwer. Freunde mich aber gerade auch mit einem eBook für diese Zwecke an.

14.) Zeitung aus Papier oder im Netz?

Ich war noch nie der Zeitungsleser und meine News besorge ich mir schon lange aus dem Netz.

15.) Von welchem Buch bist Du zum ersten Mal so richtig gefesselt worden?

Kann ich nicht mehr so genau sagen, aber eines meiner wichtigesten Kindheits-Bücher-Reihe ist von Alexander Wolkow, die mit dem Zauberer der Smaragdenstadt beginnt. Die liebe ich immer noch und hab sie meinen Kindern auch mehrfach vorgelesen.

16.) Deine liebste Literaturverfilmung?

Die Brücken am Fluss (genau wie Kossi)

17.) Tägliche oder wöchentliche Pflichtlektüre?

Pflichtlektüre, was soll das sein. Ich versuche schon, täglich ein paar Seiten zu lesen. Aber manchmal bin ich vom Tag doch zu kaputt und das Web2.0 frisst ja auch ganz schön Zeit.

18.) Bevorzugte Urlaubslektüre?

Einen Klassiker, den ich im Alltag nicht schaffe oder für den mir die Muße fehlt. Zusätzlich noch was richtig Schmökeriges, das kann ein Krimi sein oder auch jedes andere gute Buch, welches sich gut wegliest.

19.) Welches Buch sollte jeder Mensch gelesen haben?

Oh, ich finde, da gibt es einiges.: Dostojewski, Balzac und Tolstoi sind schon wichtig. Aber empfehlen würde ich Max Frischs Mein Name sei Gantenbein. Den finde ich schlicht genial.