Samstag, 31. Dezember 2011

Volker Kutscher: Goldstein

573 S., Kiepenheuer & Witsch, 9,99 €, ISBN 978-3-462-04323-5

Den ersten Teil der Gereon-Rath-Reihe hatte ich zufällig entdeckt und er hat mir sehr gut gefallen. Als ich jetzt das Angebot bekam, den dritten als Rezensionsexemplar zu bekommen, habe ich zugeschlagen. Nun fehlt mir leider der zweite, aber für die Handlung ist das kaum von Bedeutung.

Gereon hat nach wie vor Probleme mit seiner Freundin Charly und auch der Spagat zwischen dem Guten in Form der Polizeiarbeit und der Unterwelt, in der er noch offene Rechnungen hat, gelingt ihm mehr schlecht als recht.

Den Reiz des dritten Bandes machen aber vor allem die verschiedenen Handlungsstränge aus, die gekonnt im Laufe des Romans zusammengefügt werden. Am Ende ist nicht alles so schlüssig, wie ich es mir gewünscht hätte, aber der Spannung durchaus würdig.

Gereon wird zu seinem Leidwesen nicht einem aktuellen Mordfall zugewiesen, sondern soll einen amerikansichen Juden namens Goldstein überwachen, gegen den in den USA als Mörder bereits ermittelt wird. Er soll lediglich aufpassen, dass dieser in Berlin der 30er Jahre keinen Unsinn treibt.

Wir begegnen außerdem Alex, einer Kleinkriminellen, die beim Einbruch in das KaDeWe ihren Kumpel Benny verliert, der vom Dach desselbigen stürzt - nicht etwa ein Unfall, sondern eine gezielte Tat der dort auftauchenden Polizei. Alex schwört Rache und kommt über einige Umwege mit Charlotte Ritter, der Freundin Raths in Berührung. Diese versucht, ihr zu helfen.

Die dritte Ebene des Buches dreht sich um das Verschwinden einer Unterweltgröße und Rath wird von seinen zwielichtigen Kontakten aufgefordert, Licht in das Dunkel zu bringen. Hat hier etwa der verfeindete Klan seine Finger im Spiel? Bricht bald auch noch ein Bandenkrieg in Berlin aus?

Wie bereits angedeutet, hängen alle diese Fälle zusammen und bis fast zum Schluss ist auch nicht ganz klar wie. Damit ist Spannung garantiert.

Das Ganze spielt wieder vor politisch brisantem Hintergrund. Die Situtation in Berlin wird immer schlimmer: die Braunhemden wüten immer häufiger und ausschweifender, die Bevölkerung guckt weg oder hat Angst. Gegenwehr gibt es kaum.

Gerade diese gesellschaftliche Entwicklung läßt mich auf weitere Bände neugierig werden und auch den zweiten werde ich irgendwann nachholen.

Eindeutig ein Lesetipp!


 

Montag, 26. Dezember 2011

Dietrich Faber: Toter geht's nicht

287 S., Rowohlt, 13,95 €, ISBN 978-3-86252-024-4

Wer einen unkonventionellen Krimi mit Lokalkolorit und einer ordentlichen Portion Witz und toller, fein beobachteter Sozialspitzen lesen möchte, dem sein Dietrich Fabers "Toter geht's nicht - Bröhmanns erster Fall" ans Herz gelegt. Ich habe nicht selten in mich rein geschmunzelt und manchmal sogar laut gelacht bei der Lektüre.

Henning Bröhmann ist Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei Oberhessen- mitten in der Provinz. Sein Vater war bereits bei der Polizei und dies ist eigentlich auch der einzige Grund, warum Henning ebenfalls dort gelandet ist. Nicht sonderlich interessiert und talentiert an der Polizeiarbeit muss er jedoch einen Mord aufklären und das auch noch ganz ohne Hilfe seines Assistenten, der gewöhnlich die Fälle löst.

Doch dieser ist aus familiären Gründen nicht im Dienst. Hinzu kommt, dass Hennings Frau urplötzlich beschlossen hat, sich eine Auszeit zu nehmen und zur "Kur" zu fahren und ihn und die Kinder einfach allein läßt. Henning ist dies so gar nicht gewöhnt und muss sich mit seinem 5jährigen Sohn Laurin und der 14jährigen, pubertierenden Tochter Melina herumschlagen.

Dies gestaltet sich alles andere als einfach: der Spagath zwischen Beruf und Familie ist kaum zu bewältigen und die Kinder sind durch das Verschwinden der Mutter nicht gerade pflegeleicht. Hund Berlusconi setzt der ganzen Situation noch die Krone auf.

Und wie soll Bröhmann diesen Mordfall aufklären ohne seine denkenden Assistenten? Auf dem Faschingsumzug in Nidda ist Klaus Drossman, verkleidet als Tod, erschlagen worden. Wer hatte ein Interesse an einer solchen Tat und wo soll man überhaupt anfangen zu suchen?

Mehr zufällig als gezielt kommt Bröhmann gemeinsam mit seiner Praktikantin und dem zweiten Assistenten dann doch auf eine Spur. Der Schlagerstar Herr Bärt scheint ein Motiv zu haben und am Ende klärt sich dann doch alles auf, wenn auch nicht ganz so, wie gedacht.

Ein paar Überraschungsmomente hat der Roman auf Lager, seine echte Qualität entwickelt er aber durch die äußerst humorvoll beschriebenen Akteure. So zum Beispiel der ökologisch und politisch korrekt betriebene Kindergarten Schlumpfloch und seine dauerstudierenden Ökovorsteher Molli und Wolle - einfach köstlich! Oder Tochter Melina, die bei Außentemperaturen um die 0 Grad bauchfrei auf den Karneval marschiert und jegliche elterliche Ansage an ihr abprallt. Man findet sich und sein Umfeld in so vielen Situationen treffend beschrieben und ich kann darüber herzhaft lachen.

Ein leichtes und rumum gelungenes Buch! Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.

Samstag, 17. Dezember 2011

Meine literarischen Jahreshighlights

Die Zeit der Jahresrückblicke ist mal wieder angebrochen und ich habe mich mal auf meinem Blog umgeschaut. Soviele Bücher wie dieses Jahr habe ich noch nie gelesen und darauf bin ich stolz! Es waren einige irrelevante Bücher dabei, die man sich getrost hätte sparen können, viele mittelmäßige Roman, aber auch einige echte Glücksgriffe und Entdeckungen.

Da mein Leseverhalten sich ja nicht nur auf aktuelle Literatur erstreckt, ist mein Rückblick also nicht wirklich als ein Rückblick auf 2011 und deren Neuerscheinungen zu sehen, sondern wirklich einfach mein ganz persönliches Leseerlebnis.

Hier meine Top 10:
  1. Elsa Osario: Mein Name ist Luz
  2. Marlen Haushofer: Die Wand
  3. Wolfgang Herrndorf: Tschick
  4. Charles Lewinsky: Gerron
  5. Khaleid Hosseini: Tausend strahlende Sonnen
  6. Jonathan Franzen: Freiheit
  7. Alina Bronsky: Scherbenpark
  8. Emma Donoghue: Raum
  9. Lilly Lindner: Splitterfasernackt
  10. Leonie Swann: Garou
Und diese Bücher werde ich nächstes Jahr auf jeden Fall lesen und ihr Euch auf meine Rezensionen freuen:

  1. John Irving: Letzte Nacht in Twisted River
  2. Michel Houellebecq: Karte und Gebiet
  3. Henning Mankell: Der Feind im Schatten
  4. Antonia Baum: Vollkommen leblos, bestenfalls tot
  5. Christina Ohlsson: Aschenputtel
  6. Marie-Sabine Roger: Der Poet der kleinen Dinge
  7. Zsuzsa Bank: Die hellen Tage
  8. Max Frisch: Notizbuch
  9. Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil
  10. Alex Capus: Léon und Louise
 Ich freue mich auf zahlreiche Kommentar und wünsche Euch bereits jetzt ein frohes Fest!

Sonntag, 11. Dezember 2011

Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel

781 S., Büchergilde Gutenberg

Der Klassiker von Thomas Wolfe ist Vorbild für viele amerikanische Autoren, die in ihren Werken die Familie als symbolische Grundlage des Amerikas der jeweiligen Zeit fungieren lassen. Wolfe beschreibt autobiografisch das Leben seiner Familie und in Eugen Gant, der Hauptfigur des Romans, findet sich sein Alter Ego wieder.

Mr. Gant - der Vater - ist ein jähzorniger Alkoholiker, die Mutter Eliza geschäftstüchtig bis geradezu geizig. Geprägt durch ihre Armut nach dem Kriege, versucht sie soviel Geld wie möglich zu sparen und anzuhäufen. Schlecht geht es ihnen nicht, aber es mangelt an Bildung und oft kommt es zu Streit um den Alkohol und die verpassten Chancen im Leben. Zu verschieden sind die beiden, deren Ehe für beide auch nicht die erste ist.

Die Kinder (insgesamt 10, die jedoch nicht alle überleben) leiden darunter und bilden bald Lager, als die Mutter auszieht, eine eigene Pension aufmacht und den Vater allein läßt. Die Verbindung der beiden Eltern bleibt zwar bis zum Tod mal mehr, mal weniger lose bestehen, aber die Familie existiert so nicht mehr. Helen, die einzige Tochter, kümmert sich aufopfernd um den Vater. Steve verfällt bald selbst unwiderbringlich dem Alkohl. Nur Eugene scheint es zu schaffen, wird er doch von einer Lehrerfamilie gefördert und auf ein College geschickt.

Doch dies führt nicht etwa zu Stolz bei den Eltern, sondern zu Mißgunst und Erbitterung unter allen Familienmitgliedern. Es wird um Geld gestritten und jede Verfehlung hoch gehängt. Solch eine Familie wünscht man sich nicht, dennoch halten sie in schweren Stunden zusammen, zum Beispiel als Bruder Ben an einer Lungenentzündung stirbt.

Gerazu obsessiv ist Wolfes Schreibweise, mal langsam wie ein Fluss fließend, beschreibend, mal stakkatoartig, all die Wut und Trauer verarbeitend. Das Ideal des Amerika, in dem alles möglich scheint, wird auf eindrucksvolle Weise an den Pranger gestellt. Oft fällt es dem Leser schwer, am Ball zu bleiben. Zu konfus und nebensächlich scheint die Erzählweise. Doch bald schon ist man wieder in den Bann gezogen, wird hineingerissen in den Strudel der Geschichte.

Gespickt hat Wolfe sein Werk mit zahlreichen Zitaten und humanistischem Bildungsgut in Anspielungen und Vergleichen. In der Ausgabe der Büchergilde Gutenberg gibt es einen umfangreichen Anhang mit allen Übersetzungen und Anmerkungen. Ich selbst habe mich darauf beschränkt, die wichtigsten Passagen nachzuschlagen, da sonst der Lesefluss arg gestört würde. Dennoch ist es löblich, diesen Reichtum an Wissen nicht zu unterschlagen und dem Leser nachvollziehbar zu machen.

Mir selbst liegen die neuen amerikanischen Autoren wie Jonathan Frantzen, Don deLillo und Wally Lamb wesentlich mehr. Deren Schreibstil ist moderner und kommt meinen Lesegewohnheiten einfach mehr entgegen. Auch kann ich deren Kritik an Amerika eher folgen als dem vergangener Tage. 

Dennoch: ein Klassiker, für den man sich Zeit und Ruhe nehmen sollte.


Mittwoch, 30. November 2011

Gewinnspiel bei ebook-fieber.de - neuer Oyo zu gewinnen

Bei ebook-fieber.de gibt es derzeit den neuen eBook-Reader Oyo zu gewinnen. Wer noch mitmachen will, kann dies bis zum 11.12. tun. Was er tun muss, ist hier zu lesen.

Viel Glück!

Samstag, 26. November 2011

John Katzenbach: Der Fotograf

gesprochen von Simon Jäger, 18 Std. 19 Min. (ungekürzt)

Hörprobe

John Katzenbach: Der Fotograf - Download hier



John Katzenbach habe ich in diesem Blog schon des Öfteren rezensiert und meine Meinung zu seinen Büchern hat sich auch mit dem "Fotograf" nicht geändert: solide Thriller-Kost voll Spannung, aber oft mit logisch nicht immer ganz nachvollziehbaren Handlungssträngen.

Die Nichte von Detektiv Mercedes Barren wird ermordet aufgefunden. Schnell ist ein Täter gefunden, dem mehrere andere Taten mit gleichem Muster zur Last gelegt werden. Genau diesen Mord gesteht der Verdächtige jedoch nicht. Dennoch wird er verurteilt und die Ermittlungsakten geschlossen.

Nur Mercedes Barren glaubt nicht an diesen Mörder. Deshalb begibt sie sich im Alleingang auf die Suche nach dem wahren Täter.

Parallel zu den Ermittlungen des Detectivs werden die Handlungen des tatsächlichen Täters geschildert. Er entführt eine Studentin namens Anne Hampton, die seine Morde dokumentieren soll. Nicht bildlich, denn dies tut er bereits selbst in aller Präzision, sondern sprachlich. Anne weiß sich nicht anders zu helfen, als dem Psychopaten zu Willen zu sein.

Natürlich entwickelt sich alles zu einem Showdown, bei dem auch der Bruder des Killers eine zentrale Rolle spielt.

Simon Jäger liest gewohnt auf hohem Niveau. Ohne ihn wären die Katzenbach-Thriller in deutscher Sprache nicht mehr denkbar.

Mittwoch, 23. November 2011

Lilly Lindner: Splitterfasernackt

395 S., Droemer, 16,99 €, ISBN 978-3-426-22606-3

Puh - tief durchatmen, welch intensives Buch, hart und wichtig mit einer unglaublich bildlichen, kraftvollen Sprache. Also mich hat Lilly Lindner gepackt und ich wünsche ihr, dass ihr das Buch weitergeholfen hat, alles von dieser zutiefst verletzten Seele geschrieben zu haben.

Das Buch ist eine Autobiografie und schildert den Lebensweg von Lilly, beginnend von ihrer ersten Vergewaltigung mit 6 Jahren. Erste Vergewaltigung, wird sich manch einer jetzt fragen. Gab es denn noch mehr? Ja - es gab mehr und erst fast zum Schluss erfahren wir die ganze Wahrheit. Die Wahrheit, die Lilly selbst ihren besten Freunden über viele Jahre verschwiegen hat.

Es ist unerträglich zu lesen, was die Gewalt aus diesem Mädchen gemacht hat: eine seelisch völlig zerpflückte junge Frau. Magersüchtig, verschlossen, voll Gewalt gegen sich selbst beschließt sie eines Tages, ihren Körper in einem Edelbordell zu verkaufen. Vielleicht ein Ausweg, denkt sie. Vielleicht bekommt sie diesen Körper zurück, wenn sie nur freiwillig den Männern das gibt, was diese sich mit Gewalt von ihr genommen haben.

Aber sie macht weiter, immer weiter. Mit wievielen Männern sie geschlafen hat, kann sie bald nicht mehr sagen - es müssen Tausende sein. Immerhin findet sie in den Mädchen eine Art Familie und es gibt einige in ihrem Umkreis, so auch ihr Jugendfreund Chase, die sie immer wieder auffangen und aufrichten, die ihr Essen hinstellen, damit sie nicht am nächsten Morgen tot in ihrer Wohnung liegt.

Mit Erschrecken erfährt der Leser wie wenig die Eltern verstehen, völlig kalt und desinteressiert daran, was mit ihrer Tochter passiert. Bis zum Ende des Buches scheinen sie nicht zu wissen, warum ihre Tochter unter 40 Kilo wiegt, nicht Lilly mehr, sondern Ana und Mia, die ihr Leben bestimmen.

Man möchte Lilly schütteln und ihr immer wieder sagen: du hast keine Schuld, wehr dich, leb dein Leben, iss soviel du magst. Und am Ende des Buches gibt es zumindest soetwas wie einen Hoffnungsschimmer.

Ich jedenfalls hoffe, dass ich noch mehr von Lilly Lindner lesen kann und dann aus einem anderen Blickwinkel - zurück im Leben. Ihre Sprache ist wirklich toll, einmalig, nicht wirklich zu beschreiben. Deshalb: unbedingt lesen!

Dienstag, 22. November 2011

Katja Schütz: Abnehmen mit Hypnose

Laufzeit 1 Stunde 1Minute, Hypnorecords

Hörprobe

Vor einiger Zeit habe ich mir das Hörbuch "Abnehmen mit Hynoyse" bei audible heruntergeladen. Bisher habe ich das Buch dreimal gehört aufgrund von Zeitmangel - und: ich habe noch nicht abgenommen.

Was sicherlich aufgrund der geringen Häufigkeit des Hörens auch kein Wunder ist. Denn bekanntlichermaßen funktioniert Hypnose nur durch wiederholtes Praktizieren. Von daher ist mein Fazit nicht wirklich aussagekräftig.

Aber ich kann etwas dazu sagen, ob mir das Hörbuch insgesamt gefallen hat. Und dies kann ich eindeutig mit "Ja" beantworten. Die Autorin liest selbst und dies auf eine sehr angenehme, beruhigende Art. Ich entspannte mich wirklich zusehends und allein dafür hat sich die Anschaffung des Hörbuchs gelohnt.

Ich war auch fasziniert davon, dass ich tatsächlich tief abgetaucht bin und erst wieder wach wurde, als mir die Stimme von Katja Schütz genau dies suggerierte.

Sicherlich werde ich bald in einem ruhigen Moment das Hörbuch wieder auf die Ohren geben, im abgedunkelten Raum, das Telefon ausgestöpselt, jegliche Störung vermeidend und wieder tief entspannen und wenn ich dies regelmäßig und öfter mache, dann nehme ich auch mit Sicherheit ab.

Man muss nur fest dran glauben.

Hier gehts zum Download für Katja Schütz: Abnehmen mit Hypnose.

Abstimmen beim Leserpreis



Die Mitglieder von Lovelybooks waren aufgerufen, bis zum 20.11.2011 ihre Bücher des Jahres 2011 zu nominieren. Seit dem gestern läuft nun die Abstimmung. Ich habe bereits gewählt. Wie meine Wahl ausfiel könnt ihr in meinem Twitter-Stream sehen.

Und was wählt Ihr?

Samstag, 12. November 2011

Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht

348 S., Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-6309-7

"Du stirbst nicht, sagt er ruhig." - So endet Kathrin Schmidts Roman, welches gleichzeitig den Anfang des Buches wieder aufgreift. Helene wacht aus einem Koma auf und hat Schwierigkeiten ihre Gedanken zu sortieren, alles ganz durcheinander und nicht zusammen passend.

Was ist mir ihr geschehen? Wie lange liegt sie schon hier - im Krankenhaus? Immerhin weiß sie noch, wer sie ist. Worte wollen aber noch nicht aus ihr heraus kommen. Alles stolpert vor sich hin. Arme und Beine lassen sich nicht gezielt bewegen und wer alles zu ihr kommt, kann sie noch nicht einordnen.

Helene leidet an Aphasie aufgrund eines Hirnschlags. Aber langsam und allmählich kommen ihre Erinnerungen und ihr Sprachvermögen wieder. Oft noch für Außenstehende schwierig zu verstehen, aber schrittweise besser.

Und mit den Erinnerungen erobert sich Helene ihr altes Leben zurück. Dabei stößt sie auf Ungereimtheiten: warum kümmert sich ihr Mann Matthes so rührend um sie, obwohl ihre Ehe kurz vor dem Aus stand vor der Krankheit? Wer war Viola, genannt Maljutka Malysch, die sich erst spät in Ihrer Erinnerung manifestiert. Und warum besucht sie Viola nicht, zu der sie sich mehr als hingezogen fühlte?

Dieser Roman ist autobiographisch geprägt. Schmidt versucht Helenes Kampf zurück ins Leben mit stakkatoartigen Sätzen zu erzählen, die sich kunstvoll verwirren und Worte manchmal außer Kontrolle geraten lassen. Der Versuch, den Wirrwarr im Kopf zu beschreiben, indem der Wirrwarr in die Sprache findet, ist gewagt und auch nur teilweise gelungen. Oft waren mir die Wortkonstrukte zu konstruiert.

Hinzu kam die Aufarbeitung von DDR-Vergangenheit, immer wieder eingestreut - wie war es damals und was haben wir heute. Nicht wertend, aber den Lesefluss oft störend. Zuviel des Guten erst recht, wenn noch weitere philiosphische Einstreuungen über die Lage der Nation, der Umwelt und der Welt im Ganzen Einzug halten.

Wieder einmal ein Preisträger des Deutschen Buchpreises, der mich nicht vollständig überzeugen konnte. Gute Ansätze, aber leider auch gekünstelt.

Samstag, 5. November 2011

Charles Lewinsky: Gerron

540 S., Nagel & Kimche, 24,90 €, ISBN 978-3-312-00478-2

"Gerron" erzählt die Geschichte von Kurt Gerron, Schauspieler und Regisseur der UFA, der durch die Nazis in Ausschwitz ermordert wurde. Geschildert wird vor allem der innere Kampf von Gerron, den der Wunsch der Nazis nach einem Film über Theresienstadt, wo Gerron vor seiner Deportation ins KZ untergebracht war, in ihm auslöst.

Soll er den Film drehen oder nicht? Wenn er es macht, dann kann er niemandem mehr ins Gesicht sehen. Weigert er sich, werden er und seine Frau Olga sofort ins KZ transportiert - das ist ihm klar.

Anfangs gibt er sich der Illusion hin, Leben retten zu können, wenn er den Film dreht. Alle, die mitwirken, werden gebraucht und können nicht auf Transport gehen. Aber irgendwann erkennt er, dass auch dies nur ein heerer Wunschgedanke war.

Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen, in denen Gerron seine Biografie rückblickend erzählt: wie aus einem schmächtigen Jungen ein gut beleibter, bekannter Schauspieler wird. Interessant zu lesen sind seine Beziehungen als Jude zu den Großen der Branche - Brecht, Magda Schneider und Marlene Dietrich spielen eine Rolle. Und Brecht kommt nicht gut dabei weg.

Am meisten begeistert hat mich allerdings die Schilderung der Situationen, in denen Zivilcourage gefragt war. Solchen begegnet ein jeder von uns in seinem Leben unzählige Male - so auch Gerron. Und erstmal passiert alles so, wie es sein sollte: man bekennt Farbe, man lehnt sich auf und bietet den Bösen dieser Welt die Stirn. Aber so war es nicht. Und dann beschreibt Lewinsky, wie es wirklich war.

Natürlich sind viele Teile des Romans erfunden. Künstlerische Freiheit, die sich aber wunderbar in die Fakten einfügt. Ich fand es anfangs ein Wagnis, die Geschichte in der Ich-Form zu erzählen. Aber Lewinsky schafft so die Distanz ab und gewährt dem Leser Einblick in die Zerrissenheit des berühmten Gerron, der immer wieder hofft, dass seine Popularität ihn am Ende rettet.

Aber so war es nicht.


Sonntag, 30. Oktober 2011

John Katzenbach: Der Patient

Argon Hörbuch, gelesen von Simon Jäger, 17 Stunden 14 Minuten (ungekürzt)

per Download bei Audible



Hörprobe

John Katzenbach ist bekannt für seine spannungsgeladenen Thriller. Auch das Buch "Der Patient" enttäuscht die Leser nicht. Allerdings haben es Thriller oft an sich, nicht bis ins Detail - vor allem bei den Motiven - logisch zu sein. So auch hier.

Allerdings gelingt es Katzenbach durch seinen - diesmal etwas unorthodoxen - Handlungsstrang dies auszugleichen. Hauptakteur ist der Psychiater Frederick Starks, der eines Tages in seiner Praxis einen mysteriösen Brief erhält. Ein gewisser "Rumpelstilzchen" fordert Starks zu einem perfiden Spiel heraus. Findet Starks innerhalb von 15 Tagen dessen Identität heraus, bleibt Starks und seine Familie am Leben. Wenn nicht, bringt Rumpelstilzchen Starks Familie um, es sei denn der Psychiater nimmt sich selbst das Leben.

Bald ist klar, daß der Brief etwas mit einer ehemaligen Patientin zu tun hat, die vor Jahren Selbstmord beging, als sie sich bei Starks in Behandlung befand. Rumpelstilzchen will sich rächen. Der Psychiater nimmt dies anfangs nicht so ernst, wie er sollte. Daraufhin bekommt er Besuch von einer gewissen Vergil, die mit Nachdruck Rumpelstilzchens Forderungen untermauert.

Da das Ganze aber schon so lange zurück liegt, tappt Starks im Dunkeln und versucht nun, sich anderweitig aus der Affaire zu ziehen. Welche Möglichkeiten hat er: Selbstmord, abwarten oder gar seinen Selbstmord vortäuschen?

Am Ende jedenfalls ist in diesem Katz-und-Maus-Spiel die Maus zur Katze geworden und hat viel von ihrem früheren Verfolger gelernt.

Ich höre am liebsten solche Thriller als Hörbuch, denn da bleibe ich gedanklich auch bei der Sache. Und zu Simon Jäger muss ich wohl kaum noch etwas sagen. Er kann es einfach!

Samstag, 22. Oktober 2011

Carlos Ruiz Zafón: Der dunkle Wächter

343 S., Fischer, 17,95 €, ISBN 978-3-596-85388-5

Mein drittes Buch von Zafón - diesmal ein Jugendbuch - gehört zur "Nebeltrilogie" und ist eine echte Schauergeschichte. Düstere, unerklärliche Mächte spielen hier eine große Rolle und wer solcherlei Literatur nicht mag, sollte seine Finger davon lassen.

Die Familie Sauvelle zieht nach dem Tod des Vaters in ein kleines Dorf an der Küste, wo die Mutter eine Stelle als Haushälterin bei dem ehemaligen Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann annimmt. Diese neue Heimat scheint ein Segen für die Familie, müssen sie sich künftig nun keine Sorgen mehr um ihr Einkommen machen.

Sie werden sehr herzlich willkommen geheißen und leben sich schnell ein. Die Tochter Irene findet bald einen Freund in dem Fischerssohn Ismael. Sohn Dorian ist fasziniert von den mechanischen Figuren, die in der Villa Cravenmore von Lazarus überall platziert sind.

Doch bald schon geschehen merkwürdige Dinge auf Cravenmore. Köchin Hannah verschwindet und wird einen Tag später ermordet im Wald gefunden, auf das übelste zugerichtet. Überhaupt geht von dem Ort etwas ganz und gar Unheimliches aus - ein Schatten scheint durch die Räume und durch den Wald zu ziehen. Auch Irene und Ismael geraten bald in Gefahr und werden vom Schatten gejagt.

Man merkt diesem Jugendbuch an, dass es von einem jungen Zafón geschrieben ist. Die Sprache ist zwar flüssig und leicht zu lesen, aber bei weitem hat sie nicht die Schönheit seiner späteren Werke. Oft zu konstruiert wirken die Wörter und die Handlung sowieso.

Fazit: Spannend, nichts für anfällige Nerven und nur für Leute, die ein Faible für Horrorwerke haben. Alles in allem eins der schwächeren Zafóns.


Sonntag, 16. Oktober 2011

Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen



252 S., Kiepenheuer & Witsch, 16,95 €, ISBN 978-3-462-03970-2

Was für ein erfrischendes Buch! Zur rechten Zeit gelesen. So leicht und beschwingt, in einer wundervollen Sprache geschrieben - einfach nur zum Versinken.

Katharina Hagena erzählt eine Familiengeschichte im Rückblick und mit einem schönen Ausblick. Iris, Mitte zwanzig erbt das Haus ihrer Großmutter Bertha. Dieses Haus birgt Erinnerungen an die Kindheit, an tragische Ereignisse und an Freundschaften.

Iris bleibt ein paar Tage, um sich diesen Erinnerungen hinzugeben und um zu entscheiden, ob sie das Erbe annehmen soll. Dabei begegnet sie Max, dem Bruder ihrer früheren Freundin und gleichzeitig ihr Anwalt in dieser Erbschaftsangelegenheit. Diese Begegnung bleibt nicht ohne Folgen.

Ich habe mich schon lange auf dieses Buch gefreut und irgendwie habe ich es genau zur richtigen Zeit gelesen. Auch ich kenne einen solchen Ort: einen Ort voller Magie, an dem man auftanken kann. Und dann und wann träumt man auch, sich an diesem Ort niederzulassen. Ohne die Hektik des Alltags und der konsumorientierten Stadtgesellschaft. Ich fühlte mich aufgehoben in diesem Buch.

"Lesen, das war das Gleiche wie aufbewahren, und aufbewahren war das Gleiche wie erinnern, und erinnern war das Gleiche wie nicht genau zu wissen, und nicht genau zu wissen war das Gleiche wie vergessen zu haben, und vergessen war das Gleiche wie fallen, und das Fallen musste ein Ende haben."

Dienstag, 11. Oktober 2011

Herman Melville: Moby Dick oder Der Wal

656 S., Aufbau-Verlag, 1982

Hab ich mich nun schwer getan mit diesem Klassiker. Die seitenweisen Beschreibungen der Physiognomie des Wales hat einfach nicht enden wollen. Aber ich habe Ehrgeiz und mich durchgekämpft.

Die Geschichte um das Walfangschiff "Pequod" und dessen besessenen Kapitän Ahab ist spannend und Gesellschaftskritik zugleich. Auch wenn sich mir das nicht sofort erschlossen hat, so gibt das Nachwort dieser Ausgabe doch das Anliegen und die Hintergründe gut wieder.

Die Besatzung des Schiffes ist ein Mikrokosmos und ein Abbild  - zumindest teilweise - der damaligen (erschienen 1851) bestehenden Gesellschaft. Und Ahab, die Führungsperson wird am Ende seinem Anspruch nicht gerecht. Er unterliegt dem weißem Wal, der ihm einst ein Bein abgebissen hatte und an dem er sich rächen wollte. Er hörte nicht auf die berechtigten Einwürfe seiner Mitfahrer und der Steuermänner. Verantwortungslos führt er die Männer nur aus Rache alle in den Tod.

Der  Leser kann dies als Metapher für den Untergang der bourgoisen Gesellschaft und damit eine Begründung für den Zweifel am Führungsanspruch dieser Klasse verstehen. Am Ende ist und bleibt das Buch ein Abenteuerroman, der realistisch den Walfang und das raue Leben auf See erzählt. Melville selbst fand seine Berufung in diesem Beruf und weiß, wovon er schreibt.

Doch erhielt dieser Roman zum Zeitpunkt des Erscheinens weitgehend negative Kritiken. Seine vorherigen Bücher waren zwar große Erfolge, dieses wurde jedoch aufgrund seiner harschen Kritik abgelehnt. Erst später wurde die Bedeutung des Romans erkannt und vielen ist "Moby Dick" durch den Bezug zur RAF bekannt, die ihre Mission mit dem der "Pequod" verglich.

Trotz der Bedeutung des Buches habe ich nicht wirklich Zugang zu dem Werk gefunden. Viele Exkurse waren mir zu langatmig. Das mag auch an der doch ungewohnten Sprache liegen. Melvilles eingeflochteten philosophischen und naturwissenschaftlichen Gedanken waren mir leider zu sehr aus dem Zusammenhang des eigentlichen Geschehens gerissen.

Wer das Buch lesen will, sollte sich in jedem Fall viel Zeit lassen, um sich darauf einzulassen und sich mit den Hintergründen zu beschäftigen. Ich hab das leider erst im Nachhinein gemacht, dadurch ist mir vermutlich das ein oder andere Aha-Erlebnis verborgen geblieben.

Freitag, 30. September 2011

Sebastian Fitzek: Der Augenjäger (Hörbuch)

 
9 Stunden 57 Minuten Spieldauer, gelesen von Simon Jäger, 2011 
 
Bereits vor Wochen habe ich seltsame Post von einer Augenarztpraxis erhalten ohne Anschreiben, dafür mit einer Folie bestückt, die als Augentest mit großen und kleinen Buchstaben und Zahlen getarnt, sich als gelungener Werbegag zu Fitzeks neuesten Thriller entpuppte.

So schürt man Spannung und so war ich nur zu gern bereit, das Hörbuch vor Erscheinungstermin zu testen. Leider hab ich es nicht ganz geschafft, die Rezension pünktlich online zu stellen.

"Der Augenjäger" ist eine direkte Fortsetzung des Vorgängers "Der Augensammler", welchen man aus meiner Sicht in jedem Fall vorher gelesen haben sollte, denn sonst wird es dem Leser schwer fallen, der Story zu folgen.

Psychopath beim "Augenjäger" ist diesmal Dr. Suker, ein genialer Augenchirurg, der aber noch eine zweite Seite hat und Frauen die Augenlieder entfernt, ehe er sie brutal vergewaltigt. Er selbst nennt es "die Augen öffnen" - was es damit auf sich hat, sollte der künftige Leser schon selbst heraus finden.

Dr. Suker sitzt bereits in Untersuchungshaft, die Beweise gegen ihn reichen jedoch nicht aus. Und die einzige lebende Zeugin schweigt. Alle anderen Opfer haben sich direkt nach der Tat Selbstmord begangen. Die Polizei holt die blinde Alina Gregoriev, die bereits im Falle des Augensammlers als Medium fungierte, zur Hilfe. Sie soll Hinweise über den Täter liefern. Alina stimmt zu, gerät aber bald selbst in die Fänge des Psychopaten.

Derweil wird auf einer zweiten Ebene die Geschichte von Alexander Zorbach weiter erzählt, der immer noch auf Hinweise zum Verbleib seines Sohnes von Seiten des "Augensammlers"-  Frank Lahmann - wartet. Dieser spielt seine Spielchen mit Alexander und verlangt (fast) unmenschliches von diesem, um seinen Sohn zu retten.

Dass diese beiden Fälle miteinander verwoben sind und dass es eine überraschende Auflösung am Ende gibt, kann man ahnen, wenn man schon einige Fitzeks gelesen hat. Ungewöhnlich ist vor allem, dass der Vorgängerband in einem neuen Licht erscheint und eigentlich gleich nochmal gelesen werden muss.

Geübte Thriller-Kenner werden schon im Laufe des Buches Ansätze der Auflösung erkennen, dennoch schmälert dies nicht die Spannung, die Fitzek wieder einmal in Höchstform erzeugen kann.

Also ran ans Lesen oder besser noch ans Hören, denn Simon Jäger ist DIE Stimme von Sebastian Fitzek, ohne die ein solches Hörbuch gar nicht mehr vorstellbar wäre.

Und hier noch ein kleines Schmankerl - ein wirklich nettes "Interview" mit dieser genialen Stimme:


 

Mittwoch, 28. September 2011

Nancy Horan: Kein Blick zurück

530 S., Inselverlag, 9,95 €, ISBN 978-3-458-35746-9 

Als ich das Buch anfing zu lesen, war mir gar nicht klar, dass es sich hierbei um reale Personen handelt und der Roman eine Art Biografie darstellt - oder zumindest einen kleinen Zeitrahmen zwischen 1907 und 1914 abbildet, den Mamah Borthwick Cheney und Frank Lloyd Wright miteinander verbracht haben. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, in jedem Fall.

Denn beide sind verheiratet und haben Kinder, als Frank bei Mamah und deren Mann Edwin ein Haus als Architekt plant. In dieser Zeit lernen sich die beiden kennen und lieben - und stehen vor einem scheinbar unlösbaren Problem. Im Amerika Anfang des 20. Jahrhunderts war das Thema Scheidung alles andere als populär.

Nach einem Jahr der Trennung, in dem Frank seiner Frau zuliebe der Ehe noch eine Chance gibt, finden die beiden dann doch zusammen und gehen ohne ihre Kinder nach Europa, um dort Architekturprojekte von Frank zu verwirklichen. Welchen Anfeindungen sie von der Öffentlichkeit, vor allem in Form der Presse ausgesetzt sind, ist nicht verwunderlich.

Auch das schlechte Gewissen treibt vor allem Mamah um, die immer wieder hadert, da sie auch über diese große Entfernung erahnen kann, wie sehr ihre Kinder leiden. Mit der Zeit geht es dem Paar wie jedem anderen auch: sie entdecken Seiten aneinander, die sie in der ersten Verliebtheit nicht sahen und nochmal wird die Beziehung auf die Probe gestellt.


Irgendwann kehren sie nach Amerika zurück und bauen ein Haus in der Nähe von Franks Heimatort. Taliesin - wie dieser Ort genannt wird - schart zahlreiche Arbeiter und Bedienstete um sich. Es ist eine große Gemeinschaft, bis eines Tages ein großes Unglück passiert, bei dem am Ende alles in Trümmern liegt.

Das Thema des Romans hat mich anfangs sehr gereizt, deshalb habe ich mich bei Blogg dein Buch für dieses Buch beworben. Doch der Schreibstil hat mich bald sehr genervt. Auch dass in dem Buch bis zum Schluss nicht klar erkennbar ist, dass es sich um historische Personen handelt, empfinde ich als großen Mangel. Eine Art Zeitstrahl oder kurzem Lebenslauf der Figuren wäre sicherlich sehr hilfreich gewesen.

Man merkt dem Roman extrem an, dass ihn eine Journalistin geschrieben hat. Das Ganze wirkt völlig kalt, die Protagonisten schließt man nicht ins Herz. Alles wird nur beschrieben ohne Empathie. Auch das Springen zwischen Zeitformen fand ich unheimlich anstrengend. So erzählt Horan öfter Dinge ohne Zusammenhang und verbindet dies mit einer Anekdote aus der Vergangenheit. Dies stört den Lesefluss ungemein.

Leider kann ich keine Empfehlung ausgeben. Hätte ich mich nicht zur Rezension verpflichtet, hätte ich das Buch mit Sicherheit beiseite gelegt - und das muss bei mir schon was heißen.

Wer dennoch Lust hat, dies Buch sich näher anzuschauen, kann es hier direkt beim Verlag bestellen.





Samstag, 24. September 2011

Sven Regener: Meine Jahre mit Hamburg-Heiner

                         
Als Download bei audible


Hörprobe 



5 Stunden 21 Minuten Spieldauer, Roof Music, gelesen von ihm selbst, 2011, ISBN 978-3-9411-6859-6

Bisher habe ich alle Bücher von Sven Regener gern gelesen und kräftig über seinen Humor lachen können - allerdings immer in Buchform. Ich habe auch Teile von "Herrn Lehmann" von ihm selbst gelesen gehört und fand das super lustig.

Deshalb zögerte ich nicht lang und entschied mich, sein neuestes Buch als Audiobook zu genießen. Auch hatte ich bereits gute Kritiken vernommen. Nur leider erreichte mich das Buch nicht. Immer wieder bin ich abgeschweift mit meinen Gedanken beim Zuhören. Es fesselte mich nicht, wie Regener seine Blogeinträge vorliest und somit einige seiner Jahre als Bandmitglied von Element of Crime ebenso näher zu bringen versucht wie seinen Erfolg als Autor.

Vielleicht liegt es einfach nur an seiner auf Dauer dann doch eintönigen Lesart oder vielleicht an den Nichtigkeiten des Erzählten. Vielleicht habe ich auch nur die falschen Gelegenheiten genutzt, das Buch zu hören (Hausarbeit). Deshalb werde ich in jedem Fall nochmal einen Versuch unternehmen und es beim Joggen versuchen - mit ein wenig Abstand.

Im Moment denke ich aber, hier ist das Alltägliche dann doch zu alltäglich, um es auf Papier zu bannen.