Samstag, 3. Januar 2009

Peter Høeg: Das stille Mädchen


457 S., 19,95 €, Büchergilde Gutenberg, ISBN 978-3-7632-5783-6

Ich habe im Vorfeld viele verschiedene Rezensionen zu diesem Buch gelesen, die Meinungen waren sehr geteilt. Entweder war das Fazit: "gar nicht so schlecht, eine ganz interessante Idee für ein Buch" oder "völlig misslungen". So war ich nun gespannt auf das, was mich erwartetet und ich muss sagen, ich schließe mich der zweiten Meinung an.

Aber erstmal zum Inhalt des Buches. Im Grunde soll es wohl ein Thriller sein, ähnlich Høegs "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". Auch hier hat die Hauptfigur eine besondere Eigenschaft, die ihm hilft, den "Fall" aufzuklären. War es bei Smilla die Affinität zu Schnee, so ist es bei Kasper Krone, einem Clown (spielt dies eigentlich irgendeine Rolle für die Figur???), ein unglaublich fantastisches Gehör, welches ihm u. a. ermöglicht, einen Menschen an seinem "Grundton" zu erkennen. Dies hätte sicher interessant werden können, nur ist die Beschreibung dieser physischen Besonderheit leider völlig beschränkt geblieben, sie ist dem Leser nicht nachvollziehbar, ganz anders als bei Smilla.

Die Handlung des Romans kann man kaum nacherzählen, da sie für mich bis zum Schluss nicht wirklich klar war. Es geht um entführte Kinder, die wiederum auch besondere Fähigkeiten haben sollen (welche dies sind, wird ebenso nicht ganz klar). Es hat irgendwas mit Vorhersehung zu tun und es geht um Erdbeben. Diese Kinder werden "missbraucht" und ihr können wird missbraucht für skrupellose Immobiliengeschäfte. Dieser Zusammenhang stellt sich erst auf den letzten 10 Seiten dar. Davor tauchen Figuren auf, von denen man oft nicht weiß, welche Rolle sie nun eigentlich in dem ganzen Plot spielen. Sie bleiben farblos und flach. Genau wie die Hauptfigur Kasper Krone. Warum ausgerechnet er nun ausgesucht wurde, die Klärung des Schicksals der Kinder zu betreiben, seine seltsamen Ansichten und angeblich philosophischen penetranten Bemerkungen, bleibt völlig unklar. Selbst die Kinder agieren wie Marionetten, denen man altkluge, teilweise völlig lebensfremde Weisheiten in den Mund legt.

So bleibt dieses Buch für mich ein völlig groteskes Machwerk mit wohl philosophischem Anspruch, der sich leider auch aufgeklärten Lesern verschließt (oder könnte mir einer der positiven Rezensenten Aufklärung geben?). Dem Vergleich, wie ihn ein Leser bei Amazon zu Jostein Gaarders "Kartengeheimnis" zieht, kann ich nicht folgen, dieses hat mich nämlich wirklich sehr beeindruckt und ich habe es verschlungen. Hier jedoch wollte ein bisher hochgelobter Autor wohl ein ganz besonders ungewöhnliches Buch schreiben. Was auch immer er sich dabei gedacht hat, den allermeisten Lesern wird es wohl verborgen bleiben.

1 Kommentar:

  1. Ich kann dieses Statement nur nachvollziehen. Ich habe dieses Buch auch gelesen und habe mich gefragt, was das ganze soll. Schlechtes Buch von einem Autor, der meiner Ansicht nach eindeutig überbewertet wird.

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