Sonntag, 6. Juni 2010

Leonie Swann: Glennkill



375 S., 8,95 €, Goldmann, ISBN 978-3-442-46415-9

Der Untertitel "Ein Schafskrimi" ließ mich natürlich neugierig werden. Nicht, daß ich besonders auf Schafe stehe, aber wie man einen Krimi schreibt, in dem Schafe die Hauptpersonen sind, wo sie doch als ziemlich dumm gelten, fand ich schon interessant. Zudem habe ich die "Felidae"-Reihe von Acif Pirincci verschlungen, so daß Tiere in Krimis mir schon vertraut waren.

Nun zum eigentlich Fall: der Schäfer der Herde liegt eines Tages mit einem Spaten in der Brust auf seiner Weide in einem scheinbar recht hinterwäldlerischen Dorf in Irland. Die Schafe stehen staunend davor, vor allem Miss Maple interessiert, wer der Mörder des Schäfers ist.

Die Herde lauscht und beobachtet die Menschen, versucht daraus Schlüsse zu ziehen. Da sie jedoch nicht alles verstehen, sind diese Schlussfolgerungen manchmal etwas merkwürdig. Der Leser begegnet vielen verschrobenen Gestalten, er erfährt ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit und bekommt das ausschweifende Liebesleben des Opfers präsentiert.

Natürlich fragt man sich, ob das etwas mit dem Mord zu tun hat. Musste George Glenn sterben, weil er zuviel wußte und eine Gefahr darstellte oder handelt es sich bei der Tat um einen verzweifelten Akt der Eifersucht? Dies sei hier selbstverständlich nicht verraten.

Amüsant zu lesen ist, wie die Schafe sich heimlich ins Dorf oder zum Friedhof schleichen, durch Fenster gucken und lauschen, wie sie zwischendurch der Mut verliert und in welcher Beziehung sie zu den einzelnen Dorfbewohnern stehen.

Der Metzger zum Beispiel ist der große Feind, wie man unschwer erraten kann und der neu aufgetauchte Schäfer mit dessen neuer Herde ist ihnen von Anfang an suspekt. Fürchten tun sie ihn aber erst, als ihnen klar wird, was "Fleischrasse" wirklich bedeutet...

Leonie Swann versucht sich in die Schafe hineinzuversetzen, sie halten keine hoch intellektuellen Reden, sondern versuchen, ihrer Schafslogik zu folgen. Dies ist fürs Lesen allerdings oft etwas stockend und simple. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich insgesamt mehr Spannung erwartet hätte. Aber allein die Namen der Schafe und die Beschreibung der Charaktere ist das Lesen des Buches wert. So gibt es ein schwarzes Schaf namens Othell0, ein immer hungriges Schaf namens Mopple the Whale oder Cloud, das wolligste Schaf der Herde, welches davon träumt eine Schäfchenwolke am Himmel zu werden.

Alles in allem ein gelungenes Buch, in das man sich hineinlesen muss, daß einem aber immer wieder ein Schmunzeln entlockt, wie zum Beispiel an dieser Stelle:
"Sir Ritchfield beschloss, die Schafe zu zählen. ... Es gab Streitereien, weil Schafe behaupteten, noch nicht gezählt worden zu sein, während Ritchfield behauptete, er hätte sie schon gezählt. Alle Schafe hatten Angst davor, beim Zählen vergessen zu werden und dann vielleicht zu verschwinden."


1 Kommentar:

  1. Hallo Anke, Vielen Dank für Deine Rezension!
    Ich stand dem Buch bislang - ohne es selbst gelesen zu haben - ja eher etwas skeptisch gegenüber. Schafe, die einen Mord aufklären sollen...?!?
    Nach Deiner Rezension aber glaube ich, dass mit die Lektüre bestimmt großen Spaß bereiten wird.
    Viele Grüße,
    Harald

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