Samstag, 25. Mai 2013

Ildikó von Kürthy: Freizeichen

231 S., Wunderlich, 17,90 €, ISBN 3-8052-0750-6

Vor Jahren habe ich bereits mit viel Vergnügen Ildikó von Kürthys "Mondscheintarif" gelesen. Ich wusste also, worauf ich mich bei dieser Lektüre einließ. Ganz bewusst hatte ich nach der schweren Kost und dem Abbruch von "Naked Lunch" ein leichtes Buch gewählt.

Die Autorin bleibt sich und ihrem Thema treu: was beschäftigt die Frau mit Anfang Dreißig, obwohl sie eigentlich alles hat, was sie braucht? Sie macht sich Probleme und das nicht zu knapp.

Annabel ist eigentlich glücklich liiert - seit einigen Jahren. Alles läuft wunderbar. Ihr Freund erträgt ihre Anfälle neurotischer Problematisierung, wie sie jede Frau hin und wieder befällt. Er weiß, was sie mag, kocht ihr zum Trost ihr Lieblingsgericht Spaghetti arabiata und klaut auch noch die Parmesantütchen aus den Miracolipackungen, weil diese Annabel an ihre Kindheit erinnern.

Aber Annabel fehlt das Abenteuer in ihrem Leben, die Aufregung, das Kribbeln einer frisch Verliebten und das Wilde der früheren Jahre, auch wenn diese gar nicht so wild waren, wenn man ehrlich ist.

Also beschließt sie von heute auf morgen, sich eine Auszeit auf Malle zu nehmen, die Beine baumeln zu lassen und zu überlegen, ob die Beziehung zu ihrem Ben noch wert ist, weiter geführt zu werden. Gleich am Ankunftstag glaubt sich Annabel verliebt. Das hält allerdings nur solange, bis sie Sonja auf der Insel begegnet. Ausgerechnet der Frau, die daheim durch allerlei Tricks versucht, ihr ihren Ben auszuspannen.

Und so nimmt der Spaß für den Leser seinen Lauf. Amüsiert schauen wir auf die Abgründe, die wir alle kennen: den Neid, den Schönheitswahn, das Flirten und die Sticheleien unter Frauen. Wir erkennen uns wieder und denken, das könnte ich sie - zumindest mal hier und mal da.

Und genau deshalb sind von Kürthys Romane auch solch ein Erfolg beschert. Sie nimmt die Eigenheiten von uns Frauen charmant auf die Schippe ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Sie piekt in die Wunde und nimmt uns nachher tröstend an die Hand. So unter dem Motto: alles gar nicht so schlimm, du bist nicht allein mit deinem Wahnwitz, wir sind viele und alles geht vorbei.

Herzerfrischend für zwischendurch!

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