Dienstag, 22. Mai 2012

Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger

352 S., Süddeutsche Zeitung - Bibliothek, ISBN 3-937793-33-X

Nach nun doch einigen Enttäuschungen beim Lesen habe ich endlich wieder ein gutes Buch in der Hand gehabt.

Der Klassiker von Carson McCullers wird zu Recht als Meisterwerk bezeichnet. Das Sammelsurium von Menschen, die sich um den taubstummen Mr. Singer scharen, sind alle so liebenswert und differenziert gezeichnet, dass man in ihren Geschichten versinkt.

Diese Außenseiter sind alle auf der Suche nach Glück und dem richtigen Weg in ihrem Leben.

Mick zum Beispiel ist auf dem Weg zum Erwachsenwerden, hat viele Träume und noch mehr Verantwortungsbewußtsein und stößt deshalb dann doch an ihre Grenzen.

Mr. Copeland dagegen ist schwer krank und will bis zum Schluss seine schwarzen Mitbürger den rechten Weg aus ihrer rassistisch bedingten Unfreiheit zeigen. Er begegnet Jake Blount, einem aus dem Nichts aufgetauchten Marxisten, der ebenfalls mit politischer Mission unterwegs ist. Soviel sie im Denken doch gemeinsam haben, so trennt sie die Hautfarbe und letztendlich gehen sie im Streit auseinander.

Und noch mehr Schicksale tummeln sich in diesem wunderbaren Buch. Und jeder sieht in Mr. Singer den einzig wahren Freund, dem sie sich anvertrauen, von dem sie sich verstanden fühlen, da er selbst immer schweigt, immer zuhört und nur hin und wieder zustimmend mit dem Kopf nickt.

So weiß auch keiner von dessen Nöten. Einst lebte er mit seinem Freund Antonapoulus zusammen, der jedoch dem Wahnsinn verfällt und fortan in einem geschlossenen Heim lebt. Einsam flüchtet Mr. Singer aus der gemeinsamen Wohnung und sucht sich ein Zimmer in einer Pension. Ab und zu fährt er seinen engen Freund besuchen, doch irgendwann trifft er ihn nicht mehr lebend an und zerbricht daran.

Unausgesprochen ist diese Liebe, ein Tabuthema in der Zeit der Entstehung des Romans. Und doch ist diese Art der Männerliebe offensichtlich für den heutigen Leser.

Ein großartiges Buch, welches mich öfter an James Baldwins "Eine andere Welt" erinnerte, welches zu meinen absoluten Lieblingsbüchern zählt. Also: lesen, eintauchen und mitleben!

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