Mittwoch, 2. Mai 2012

Henning Mankell: Der Feind im Schatten

589 S., Büchergilde Gutenberg, 21,95 €, ISBN 978-3-7632-6336-3

"Der Feind im Schatten" ist der letzte Band der Wallander-Reihe. Schade, wie wohl die meisten Leser finden werden. Aber irgendwann muss halt Schluss sein mit den alten Helden, damit Platz wird für die neuen.

Einen Abschlussband stellt man sich fulminant vor. Vielleicht auch mit großem Show-Down oder dem Anklang einer Nachfolge. Doch all dies ist in diesem Band nicht der Fall. Eher langsam und träge kommt Wallander daher. Sinnierend über das Alter, sein Leben, seine Lieben und was noch kommen mag und was nicht.

Der Leser trifft auf Figuren aus alten Romanen. Entweder tauchen diese plötzlich auf oder sie kommen über die Erinnerungen an alte Fälle. Mankell will Schluss machen mit seinem Wallander und das überdeutlich. Leider trübt das auch den Genuss des Lesens. Denn die eigentliche Geschichte ist sehr zähflüssig und wird immer wieder unterbrochen durch Wallanders altertümliche Anwandlungen.

Die Quasi-Schwiegereltern seiner Tochter Linda, die inzwischen Mutter geworden ist, verschwinden nacheinander. Der Vater war bei der schwedischen Marine und scheint ein Geheimnis mit sich herum zu tragen. Die Mutter hingegen ist still und immer lächelnd.

Nur langsam nähert sich Wallander den Hintergründen und wird dabei in die Irre geführt. Hat die Mutter Spionage für die Russen betrieben? Und wenn ja, seit wann und warum? Oder hat das Verschwinden ganz andere Hintergründe? Sind beide tot oder wollten sie nur abtauchen?

Natürlich beherrscht es Mankell, den Leser im Fluss zu halten. Zwischendrin werden zahlreiche kleine Spuren gelegt, die jedoch nicht immer einen passenden Abschluss finden, zu einem Ganzen gefügt werden. Am Ende will man gar meinen, Mankell hat sich selbst verlaufen und findet den Ausgang nicht. Zu sehr steht in diesem Roman die Figur des Kommissars im Vordergrund. Die Verschwundenen sind nur Randfiguren in diesem großen Abschiedsbrief.

Deshalb ist dieser letzte Wallander leider nicht rundum gelungen. Zuviel Wehmut, zuwenig Kriminalfall - und dieser auch noch ziemlich unlogisch am Ende. Auf einmal war einfach Schluss und so richtig befriedigt kann man als Leser leider nicht sein.

Dennoch werde ich ihn vermissen - den großen Wallander!

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