Sonntag, 12. August 2012

Daniel Biasini: Meine Romy

295 S., Langen Müller, ISBN 978-3784426877

Ich bin nicht der begeisterte Biografien-Leser und schon gar kein Kenner dieses Genres. So ist es wieder mal Zufall, dass ich diesen Band in die Hände bekam (durch unser Firmen-Buch-Tauschregal). Von Romy Schneider allerdings war ich immer sehr angetan. Ich halte sie für eine der besten deutschsprachigen Schauspielerinnen und ganz besonders beeindruckt hat mich immer ihre tolle Ausstrahlung, ihr Charme und ihr Natürlichkeit, die ich von keiner zweiten Schaupielerin kenne.

Das vorliegende Buch wurde in Co-Autorenschaft von ihrem zweiten Mann Daniel Biasini verfasst und der Titel läßt erahnen, dass es sich um eine sehr subjektive Sicht auf die Ikone Romy Schneider handelt. So weit, so gut und durchaus legitim und richtig. Objektivität ist eh in Biografien fehl am Platze, da kein Mensch in einem anderen drin steckt.

Beschrieben wird somit vor allem die Zeit zwischen 1972 und 1982, in der die beiden sich kennen und lieben lernten, die gemeinsame Tochter Sarah Biasini zur Welt kam, der dramatische Tod des ersten Sohnes David und ihre Trennung unvermeidbar wurde

Doch von Anfang an stört mich etwas an diesem Buch. Biasini ist in einer permanenten Verteidigungsposition. Alle anderen Biografienschreiber sind in seinen Augen Dummköpfe und Emporkömmlinge. Sogenannte "Vertraute" von Romy kannten sie gar nicht näher und haben alle Lügen erzählt. Daniel Biasini nimmt eine Opferrolle ein und stellt seine eigenen Fehler nur in ein paar Worten am Rande dar.

Außerdem versucht er einige Tatsachen ins rechte Licht zu rücken, so z. B. soll Romys Fehlgeburt nicht die Folge eines Autounfalls sein, sondern einer falsch behandelten Zahnentzündung. Er selbst hätte nicht auf Kosten von Romy gelebt, sondern lediglich auf ein gemeinsames Konto Zugriff gehabt, von dem hauptsächlich die Kosten für den Haushalt abgingen. Er selbst soll angeblich bis an sein Lebensende die Steuerschulden Romy Schneiders abtragen.

Nun will ich mir nicht anmaßen, was der Wahrheit entspricht und was nicht. Schon gar nicht, da ich mich bisher mit Romy Schneiders Person so gut wie gar nicht befasst habe. Dennoch bleibt beim Lesen ein fader Beigeschmack: das Buch wirkt wie ein gewollter Befreiungsschlag, der Romys letzten Ehemann in einem besseren Licht erscheinen lassen soll als es wohl bis dato der Fall war.

Das ist sicher sein gutes Recht, aber mich hat das beim Lesen die Ganze Zeit gestört. Auch die Tatsache, dass er am Ende gar nicht wirklich begründen kann, woran die Ehe nun gescheitert ist (nur an Romys mangelndem Selbstbewußtsein, an ihrem Problem des altersmäßigen 11jährigen Unterschiedes der Beiden?). Und ebenso bleibt Biasini sehr zurückhaltend in der Frage: warum starb Romy Schneider so früh? Er will sich nicht an Spekulationen beteiligen, was sicherlich positiv zu bewerten ist. Jedoch sind seine Erklärungen zum wiederkehrenden Medikamtenmissbrauchs auch während ihrer Ehe mehr als dürftig.

Ich würde dennoch nicht von einer Lektüre dieser Biografie abraten, stellt sie doch eine intime Betrachtung der Privatperson Romy Schneiders in ihren wichtigsten künstlerischen Jahren in Frankreich dar, in der sie zur ganz Großen wurde. Private Fotos, hauptsächlich auf dem Bauernhof in Ramatuelle aufgenommen, bezeugen eine glückliche und in ihrer Familie aufgehende Frau, die es noch schwerer zu verstehen machen, warum sie ein paar Jahre später viel zu früh aus dem Leben schied.

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