Dienstag, 9. Juni 2015

Troy Blacklaws: Malindi

283 S., Büchergilde Gutenberg, 16,90 €, ISBN 978-3-7632-6233-5 

Noch immer bin ich auch literarisch auf dem Afrika-Trip. Dieses Buch spielt nun in Südafrika und zwar zur Zeit der Apartheid 1976.

Der 14jährige Douglas verliert bei einem Unfall seinen Zwillingsbruder. Daraufhin zieht die Mutter allein mit Douglas von Kapstadt in eine Kleidstadt in der Halbwüste Karoo. Dort ist das Leben so anders als in Kapstadt. Nicht nur das Meer fehlt Douglas. Hier wird er konfrontiert mit harten Erziehungsmaßnahmen der Lehrer, rassistischen, weißen Buren und mit der ersten Liebe.

Diese findet er in Marika, deren Vater ein brutaler Schläger ist, der alle Schwarzen hasst und am Ende Opfer seiner eigenen Ideologie wird. Außerdem freundet sich Douglas mit Moses an, einem schwarzen Tankwart, der ohne Papiere keine Chance auf Veränderung in seinem Leben hat. Sein großer Traum, einmal Kapstadt und das Meer zu sehen, würde Douglas ihm gern erfüllen. Aber dieser Traum ist in Apartheidzeiten kaum zu realisieren.

"Malindi" ist ein Coming-of-Age-Roman der etwas anderen Art. Nicht nur die üblichen Selbstfindungsprobleme spielen eine Rolle, sondern auch die ganz besonderen Umstände in einem Land, welches sich erst 30 Jahre später neu erfindet und zu einer gleichberechtigten Gesellschaft wachsen will.

Douglas ist anfangs ein unbedarfter Teenager, der sein Leben genießt und in einem nicht-rassistischen, aufgeklärten Elternhaus aufwächst, bis die Familientragödie hereinbricht. Im Laufe der Geschichte, in der er immer wieder in Träumen in der Vergangenheit lebt, wächst Douglas jedoch zu einem jungen Mann heran, der Position bezieht und seinen eigenen aufrechten Gang gehen will. Und wo könnte er es besser als in Kapstadt.

Für mich war dieses Buch eine echte Entdeckung und es hätte keinen besseren Zeitpunkt für mich geben können, es zu lesen. Orte und Straßen, die im Buch beschrieben wurden, konnte ich folgen und auch das vermittelte Lebensgefühl ist im heutigen Südafrika immer noch spürbar. Wer also eine ähnliche Reise wie ich selbst im Frühjahr plant, dem sei das Buch wärmstens empfohlen. Aber auch allen anderen wird ein kleines Stück Südafrika mit all seiner Zerrissenheit sehr warmherzig näher gebracht.

 

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