Freitag, 11. Juli 2014

Georges Simenon: Bellas Tod. Sonntag

266 S. Aufbau-Verlag, 1987, ISBN 3-351-00552-0

Simenon ist vor allem bekannt für seine Maigret-Romane und zählt mit diesen bereits zu den Klassikern im Krimi-Genre. Ich habe mich jetzt zweier Kurzromane angenommen, die sich ebenfalls um gewaltsame Tode drehen. Allerdings steht hier nicht die Suche nach dem Mörder im Vordergrund, vielmehr beschäftigt sich Simenon mit dem "Warum". Wie wird ein Mensch zum Täter, warum bringt man einen Menschen um?

Hauptpersonen beider Romane sind Männer - Ehemänner - die nicht wirklich glücklich und zufrieden in ihrer Ehe sind. Die Gründe sind verschieden und auch nicht in beiden Fällen wird die Frau das Mordopfer.

In "Bellas Tod" geht es um eine Mordermittlung und den gesellschaftlichen Druck, dem sich ein unschuldig unter Verdacht geratener Mann ausgesetzt sieht. Alle Versuche, seine Unschuld zu beweisen, scheitern. Selbst seine Ehefrau ist nicht von dieser überzeugt. So spitzt sich die Situation soweit zu, dass der Mann nur noch eine Lösung für sich sieht: er gibt seinen lange unterdrückten Wünschen nach und das hat furchtbare Folgen.

"Sonntag" ist dagegen der Tag, an dem Emil - unglücklicher Ehemann Nummer zwei - seinen Plan ausführen will. Er will frei sein und nicht mehr die Zwangsehe weiterführen, die ihn zwar gesellschaftlich zu einem anerkannten Wirt gemacht hat, aber ansonsten nicht so sein lässt, wie er ist. Der Weg zur Tat und die Gründe für diese werden psychologisch langsam vor dem Leser ausgebreitet und lassen die Beweggründe uns logisch und unausweichlich erscheinen.

Simenon ist ein Meister seines Faches. Was langsam, geruhsam und scheinbar harmlos beginnt, lässt er zu einem Psychogramm heranwachsen. Wir leiden mit den Männern und sträuben uns dennoch vor den Konsequenzen. Unterhaltsam, spannend, tiefsinnig - und absolut lesenswert!

 

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